Paekche
In den fruchtbaren Ebenen des Südwestens der koreanischen Halbinsel entwickelte sich die Landwirtschaft, insbesondere der Reisanbau, früher als in anderen Regionen. Auch Impulse von Flüchtlingen aus dem Norden, wahrscheinlich aus Puyŏ, die Werkzeuge aus Eisen mitbrachten, beförderten dies. Die Zuwanderer gründeten schließlich zusammen mit den ansässigen Stammeseinheiten das Königreich Paekche. Der Gründungsmythos gibt hierfür das Jahr 18 v. Chr. an. Paekche erweiterte sein Territorium um das Gebiet des Stammesstaates Mahan und übernahm allmählich den Südwesten der koreanischen Halbinsel.
Paekche entwickelte sich in der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. zu einem stabilen Königreich, in dem der König als Herrscher, nicht mehr als Symbolfigur, das Land regierte. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Einwanderer aus der südmandschurischen Gegend die fortschrittliche Eisenkultur und ein entwickeltes politisches System mitbrachten. Bereits im 4. Jahrhundert versuchte Paekche, sein Gebiet zu erweitern, indem es sich nach Norden bewegte. Es nahm die für den Handel die wichtige Region des Han-Flusses in Besitz und drang bis in das Gebiet des nördlichen Nachbarn Koguryŏ vor, wobei der damalige König von Koguryŏ ums Leben kam und eine Feindschaft zwischen den beiden Reichen entstand. Dies hatte zur Folge, dass Paekche angesichts der Expansionspolitik von Koguryŏ im darauffolgenden Jahrhundert das zwei Mal seine Hauptstadt in Richtung Süden verlegen musste. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit dem kleinen Königreich im Südwesten der Halbinsel bergab und es versuchte nun intensiv, Beziehungen mit chinesischen und japanischen Altstaaten aufzubauen.
Unter König Sŏng (523-554) änderte es den Namen von Paekche in Nam-Puyŏ, südliches Puyŏ, was auf die ursprüngliche Herkunft aus dem Norden hinweist. In dieser Zeit erlebte das Königreich seine zweite Blühte, die zu einem regen, politischen und kulturellen Kontakt mit Japan führte. Außerdem verbündete sich Paekche mit seinem östlichen Nachbarn Silla und eroberte im Jahr 551 die Region des Han-Flusses von Koguryŏ zurück, welche einst ihm gehörte hatte. Zwei Jahre später verlor Paekche das Gebiet allerdings an Silla, das sich mittlerweile zu einem stabilen Königreich entwickelt hatte und diese strategisch und wirtschaftlich bedeutende Gegend für sich allein in Anspruch nehmen wollte. Gegen diese neue Gefahr durch Silla verbündete sich Paekche mit seinem ehemaligen Feind Koguryŏ.
Der militärische Verband brachte dem Königreich Paekche allerdings wenig Vorteile. Silla, das einst das schwächste unter den drei Königreichen gewesen war, wurde im 6. Jahrhundert so stark, dass es sogar einen Teil des Territoriums von Koguryŏ eroberte und Kontakte mit der neuen chinesischen Tang-Dynastie pflegte. Schließlich marschierte Silla im Jahr 660 zusammen mit der Tang-Dynastie in Paekche ein und unterwarf das Reich. Somit stand das gesamte Gebiet von Paekche unter der Herrschaft von Silla und Tang. Danach gab es vergebens Bewegungen für die Widerherstellung von Paekche, indem u. a. ein nach Japan geflüchteter Prinz nach Paekche zurückgeholt wurde.
Chinesische Chroniken berichten, dass Sprache, Kleidung und Essengewohnheiten Paekches denen der nördlichen Staaten wie Koguryŏ glichen. Dies zeigt, dass Auswanderer aus dem Norden, vor allem aus Puyŏ, bei der Entwicklung Paekches eine wichtige Rolle spielten. Paekche unterhielt aber auch viele Kontakte zu den alt-japanischen Reichen, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf politischer und kultureller Ebene. So wird es Paekche zugeschrieben, den Buddhismus nach Japan gebracht zu haben. Die enge Bindung ist zum einen darauf zurückzuführen, dass Paekche bis auf die letzte Zeit, in der es sich mit Koguryŏ verbündete, politisch isoliert war und seit dem 5. Jahrhundert von Koguryŏ bedroht und angegriffen wurde. Zum anderen ist aufgrund der frühen Auswanderungen aus Nordasien anzunehmen, dass die Einwanderer von Paekche und die der japanischen Insel Kyûshû wahrscheinlich aus der gleichen nördlichen Region stammten.
Hee Seok Park