Zwischen Mythos und Geschichte
Dieser Teil beinhaltet eine kleine Skizze der vorhistorischen Zeit der koreanischen Halbinsel in diesem Übersichtstext und zwei Texte zur anfänglichen koreanischen Geschichte. Der Zeitraum reicht von den steinzeitlichen Spuren bis zur Gründung der historischen Königreiche Koreas im 1. Jahrhundert v. Chr.
Archäologische Funde zeigen, dass das menschliche Leben auf der koreanischen Halbinsel in paläolithischer Zeit begann. Man datiert die koreanische Altsteinzeit auf etwa 700.000 bis 6.000 Jahre v. Chr. Aus dieser vorhistorischen Zeit wurden vor allem einfache Steinwerkzeuge gefunden, die wahrscheinlich der Jagd und dem Fischfang dienten. Deutlicher werden die menschlichen Spuren, als die jungsteinzeitlichen Siedler raffiniertere Steinwerkzeuge, Muschelmasken und Schmuck entwickelten und, im Unterschied zu den altsteinzeitlichen Menschen, versuchten, Behausungen in der Nähe von Flüssen und Küsten zu errichten. Im Inneren der Behausungen befand sich außer einer Feuerstelle auch eine Grube zur Nahrungsaufbewahrung. Dies deutet darauf hin, dass zu dieser Zeit eine Form kleinster Sippengemeinschaften entstanden war, die mehr oder weniger sesshaft wurden. Aus dieser anfänglichen Besiedlung auf der koreanischen Halbinsel wurden verschiedene Arten von Tongefäßen ausgegraben, von denen besonders ‚Gefäße mit Kammmuster‘ hervorzuheben sind, deren Datierung zwischen 4.000 und 1.000 v. Chr. geschätzt wird und deren archäologische Verbindung auf zentralasiatisch-sibirischen Einfluss hinweist.
Im diesen Zeitraum gab es offensichtlich mehrmalige Völkerwanderungen von Westen nach Osten, bis auf die koreanische Halbinsel. Aus den Kulturkontakten der früheren Menschheit entstand allmählich eine „koreanische“ Gruppierung, die sich in der Region der Südmandschurei und der heutigen koreanischen Halbinsel niederließ. Mit der Einführung der sibirischen Bronzekultur auf der koreanischen Halbinsel im geschätzten Zeitraum zwischen dem 15. und 10. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich die elementare Form der Sippengemeinschaft zu einer frühen Form der Stammesgesellschaft weiter, denn die entwickelte Bronzekultur brachte eine neue Art des Zusammenlebens hervor: Die bisher verstreut lebenden kleinen Sippengemeinschaften schlossen sich zu Stammesgesellschaften zusammen. Eine strukturierte Einheit war entstanden, an deren Spitze ein Stammesführer stand, der politische wie rituelle Macht im gleichen Maße innehatte. Archäologische Funde wie Ritualgegenstände, Dolche und Schmuck aus wertvoller Bronze, die nur für eine bestimme Nutzung und für eine bestimmte gesellschaftliche Schicht vorgesehen waren, legen dies nahe. Auf diese gesellschaftliche Struktur deuten auch große Steingräber, Koindol, hin, die wahrscheinlich den Stammesführern bzw. der Oberschicht der jeweiligen Stammesgesellschaft zu deren Ehre errichtet wurden. Aus dem Zeitraum der Bronzekultur entstand offenbar eine Einheit, auf die die koreanische Geschichte zurückgeführt wird. Seitdem bildeten sich in der Region und auf der Halbinsel kleine Stammeseinheiten, die sich während der folgenden Eisenzeit um das 4. Jahrhundert v. Chr. in einer föderativen Form zusammenschlossen.
Hee Seok Park