DFG-Projekt "Landschaft, Kanon und Intermedialität in der chinesischen Malerei der 1930er und 1940er Jahre"
Kunsthistorisches Institut der Freien Universität Berlin
Abteilung Ostasien
Anhand der chinesischen Landschaftsmalerei (shanshuihua) untersucht das Projekt, wie sich die technischen Neuerungen, die das frühe 20. Jahrhundert mit sich brachte, die Begegnung mit europäisch-amerikanischer Kunst und Denken ebenso wie der verstärkte künstlerische und wissenschaftliche Austausch mit Japan auf die traditionalistische Tuschemalerei auswirkten.
Chinesische Künstler mussten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur mit dem „Anderen“ der europäisch-amerikanischen Kunsttradition auseinandersetzen – einem Anderen, das durch die rasche Adaption realistischer Malerei und verschiedener Richtungen der klassischen Moderne in den 1920er und 1930er Jahren schnell zu einem Eigenen wurde –, darüber hinaus mussten sie die durch einen Prozess der Doppelveranderung zu einer „nationalen Malerei“ (guohua) gewordene „eigene“ Kunsttradition in ihren formalen Mitteln, ihren theoretischen Grundlagen und ihrer Geschichte neu bestimmen. Die zu untersuchenden Werke verweisen daher auf komplexe Prozesse kultureller Übersetzung, deren wichtigste Faktoren die chinesische Rezeption europäischer Kunst, der japanische Blick auf die chinesische Kunstgeschichte und schließlich die innerchinesische Überlieferung sind.
Ein zweiter Aspekt der Untersuchung sind Bilder, die auf oder nach den zahlreichen Reisen vieler Künstler entstanden, die durch moderne Verkehrsmittel erleichtert wurden. Im Zentrum steht hierbei die Frage, wie das Skizzieren in der Natur, aber auch die Nutzung der Fotografie die Wahrnehmung und Wiedergabe von Landschaft beeinflussten.
Ziel des Projekts ist es nachzuvollziehen, wie diese Übersetzungsprozesse und die technischen Innovationen in eine Bildsprache übertragen wurden, die für die Definition von „chinesischer Malerei“ im 20. Jahrhundert konstituierend war.