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III. 2. Das römische und spätantike Aquileia (K. H.)

 

Das 181 v. Chr. gegründete Aquiliea entwickelte sich zu einer der herausragenden Metropolen des römischen Reiches und fungierte zeitweise als kaiserliche Residenz. Aufgrund der günstigen strategischen Lage wurde die Stadt zu einem wichtigen Knotenpunkt zwischen Italien, dem Noricum, Pannonien und dem Illyricum. Daneben trug der auch schiffbare Flusshafen, dessen Überreste in seinen Ausmaßen noch auf seine Bedeutung hinweisen, mit der durch ihn möglichen Anbindung an die wichtigen Seehandelsrouten zum Ausbau der Stadt als Handelszentrum bei. Die Entwicklung, die ab dem 3. Jahrhundert durch wiederkehrende Belagerungen eingeschränkt, aber nicht unterbrochen wurde, lässt sich noch heute an den Überresten des Forums und den Mosaiken der ausgegrabenen Privathäuser wie auch an den seit dem beginnenden 4. Jahrhundert entstehenden christlichen Bauten ablesen.

Vor allem der Dom, der – in einiger Entfernung zum Forum, aber nah bei Stadtmauer und Hafen gelegen – vermutlich bereits in der ersten Bauphase als dreischiffige Doppelbasilika konzipiert und in weiteren Bauphasen bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts erweitert wurde, diente für Kirchenneubauten im Einflussreich der Bischöfe von Aquileia als Vorbild. Während die Ausgestaltung des Doms in den unterschiedlichen Bauphasen nicht leicht nachzuvollziehen ist, lassen die großflächigen Bodenmosaiken in beiden Hallen der Basilika (→ Bild: Südhalle der Basilika) auf eine reiche Ausschmückung schließen. Die Interpretation der einzelnen Mosaikfelder ist problematisch, es ist jedoch davon auszugehen, dass in den Portraitdarstellungen bedeutende Stifter zu sehen sind.

In der um die Mitte des 4. Jahrhunderts erbauten Basilika von Monastero konnten ebenfalls bedeutende Mosaikpavimente ergraben werden, die durch geometrische Muster und Pedatura-Inschriften gekennzeichnet sind: In solchen Inschriften wurden der oder die Stifter und die Fußbodenfläche genannt, deren Ausgestaltung finanziert wurde. Diese Tradition der Stiftermemoria, die wahrscheinlich bereits in den Bodenmosaiken des Doms zum Tragen kommt, wurde nach der Verlegung des Bischofssitzes nach Grado (nach 568) in den dortigen Kirchen weitergeführt.

Als problematisch erweist sich in Aquileia die Deutung der in schriftlichen Quellen belegten Eroberung und Verwüstung der Stadt durch die Hunnen unter Attila im Jahr 452. Während in der Forschungsliteratur immer wieder angenommen wurde, dass nach diesem Zeitpunkt die Bedeutung der Stadt schwand und die zerstörten Bauten nur zögernd wieder aufgebaut wurden, lassen sowohl neue C14-Datierungen in Monastero als auch die Tatsache, dass die Bischöfe wieder nach Aquileia zurückkehrten und den Wiederaufbau des Doms begannen, darauf schließen, dass die Stadt nach der Zerstörung nicht aufgegeben wurde und der Einfluss der Bischöfe sich nicht verringerte. In den folgenden Jahrhunderten des frühen Mittelalters, die durch schriftliche Quellen nur schlecht dokumentiert sind, erfolgte zudem ein Wandel im Selbstverständnis des Bistums: Unter Berufung auf die Legende der Übertragung der Bischofswürde durch den Evangelisten Markus auf den Bischof Hermagoras beanspruchten dessen Nachfolger den Titel des Patriarchen. Diesen Anspruch erhielten die Bischöfe nach der Flucht nach Grado aufrecht, die unter dem Patriarchen Poppo entstandenen Fresken im Chor und in der Krypta des Domes griffen ihn erneut auf (→ Bild: Weihe des Bischofs Hermagoras durch den Evangelisten Markus und den Apostel Petrus, Domkrypta).

 

Darstellung der Weihe des Bischofs Hermagoras durch den Evangelisten Markus und den Apostel Petrus in der Krypta des Domes

 

Innenraum des Domes mit Mosaikboden

 

Mosaikdarstellung eines Phönix im Frühchristlichen Museum zu Aquileia

 

III. Aquileia und Grado (Überblick):

III. 1. Überblick

III. 2. Das römische und spätantike Aquileia

III. 3. Grado: Stadtanlage und Dom S. Eufemia

III. 4. S. Maria delle Grazie und S. Giovanni Maggiore in Grado

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