Ezel Günes
Doktorandin
Archäologie der Zossener Sonderlager für muslimische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg
Das im Ersten Weltkrieg errichtete Lager bei Wünsdorf für muslimische Kriegsgefangene ist eines der wenigen archäologisch erforschten Kriegsgefangenenlager dieser Zeit. Das von Max von Oppenheim initiierte Propagandaprogramm, das unter anderem hinter der Idee des Lagers stand, hatte zum Ziel, die Kriegsgefangenen zum Dschihad gegen die Entente aufzurufen. Die zu diesem Zwecke errichtete erste Moschee in Deutschland und insgesamt die verschiedenen Maßnahmen im Rahmen der beabsichtigten Beeinflussung der Kriegsgefangenen führten zu einer relativ dichten historischen und bildlichen Überlieferung. Ausgrabungen auf dem ehemaligen Lagergelände erweitern die Quellenlage um materielle Spuren und machen das Halbmondlager zu einem einzigartigen Beispiel. Es ermöglicht nicht nur methodische Fragestellungen im noch jungen Forschungsfeld der Archäologie der Moderne zu untersuchen, sondern auch um aus den gebündelten archäologischen, schriftlichen und bildlichen Überlieferungssträngen eine Ortsgenealogie zu erarbeiten, die eine detaillierte und konkrete Verräumlichung der historischen Zusammenhänge ermöglichen soll.
Das Dissertationsvorhaben wird Prof. Dr. Reinhard Bernbeck und Prof. Dr. Susan Pollock betreut.