Andreas von Lapiz
Andreas von Lapiz
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Andreas von Lapiz [Lap(p)itz; Beiname: der Krabath; eigtl. Andreas Kuzál]
adlig; ksl. Hauptmann, Marschall; röm.-kath., verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* um 1435 Kroatien
† 1506 Amstetten
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
aus adliger kroatischer Familie, Vater Petrus (Peter) Kuzál de Lyka war Hauptmann im Dienst des Kg. Matthias Corvinus, Mutter Euphemia Wladics v. Lugoschitz; im Alter v. zehn Jahren zum Erlernen der dt. Sprache in den Dienst der Herren v. Wildhaus in der Steiermark gegeben; in dessen Gefolge 1452 Teilnehmer am Romzug Friedrichs III.; nach dem Romzug trat er in den Dienst Ulrichs v. Cilli, nach dessen Ermordung 1456 in denjenigen des Ladislaus Postumus bis 1457; 1476-89 verwaltete er als Hauptmann und Pfleger f. den Ebf. Johann III. v. Salzburg Burg und Herrschaft Steyr, 1485 erfolgreiche Verteidigung gg. Ungarn; seit 1489 erwarb er versch. Besitzungen und Rechte in Niederösterreich, u.a. die Burg Lappitz, nach der sich das Geschlecht fortan nannte, und rückte damit in den österreichischen Herrenstand ein; er gehörte zur ersten Welle auswärtiger Adelsgeschlechter, die in ksl. Diensten an der Wende v. 15. zum 16. Jh. in den österreichischen Erblanden ansässig wurden; 1491-1500 ksl. Hauptmann zu Ybbs, unter Maximilian I. Marschall in Wien; verh. mit Elisabeth v. Harraß, in dieser Ehe elf Kinder (fünf Söhne, sechs Töchter); der älteste Sohn Wolfgang war 1511 Pfleger zu Waidhofen an der Ybbs
1.4. Literatur zur Person
VL2 1 (1978) 340f. (Peter Johanek); Hormayr ed. (s.u. 2.1.) 521
2.1. Quelle: benutzte Edition
Des Andreas Lapiz Zug nach Rom 1451 und andere denkwürdige Geschichten. In: Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 17 (Wien, August 1826), Bd. 2, 521-523
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Übers. einer lat. Hs. des 17. Jh., die nach des AvL Orig. getreu, aber unvollst. übers. war, d.h. dt. Rückübers. nach einer lat. Fassung des 17. Jh.; enthält nur jene Passagen, die schon Wurmbrand edierte, aber einzelne Passagen fehlen; Inhalt in einigen Details ungenauer, in anderen ausführlicher als das Orig., einzelne Interpretationsfehler, spiegelt z.T. eher die Mentalität des 19. als die des 15. Jh. wider; nur wenige Anmerkungen
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Hormayr ed. (s.o. 2.1.) 521; VL2 1 (1978) 340f. (Peter Johanek); Ottokar Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. 3. umgearb. Aufl. Bd. 1, Berlin 1886, 227; Adolf Rein, Über die Entwicklung der Selbstbiographie im ausgehenden deutschen Mittelalter. In: Archiv f Kulturgesch 14 (1919) 193-213: 209 Anm. 4, 211 Anm.; Theodor Klaiber, Die dt. Selbstbiographie. Beschreibungen des eigenen Lebens, Memoiren, Tagebücher. Stuttgart 1921, 13; Alphons Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Gesch. Österreichs (= Mitteilungen des Österreichischen Instituts f Geschichtsforschung Erg.-Bd. 19). Graz/Köln 1963, 358; de Boor/Newald IV,1 (1970) 145; Beatrix Eichinger, Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert? Die autobiographischen Schriften einer Frau und zweier Männer im Vergleich. Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439-1440). Des Andreas Lapitz Zug nach Rom 1451 und andere denkwürdige Geschichten. Hanns Hierszmanns, Thürhüthers Herzog Albrechts VI. von Österreich, Bericht über Krankheit und Tod seines Herren, 1463 und 1464. masch. Dipl.-Arb. Wien 1994; Tersch (1998) 91-98; Jancke (2002) 178f. 181f. (Sprachkenntnisse); Barbara Schmid, Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Zürich 2006, 131f.
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Auszüge: Johann Wilhelm Gf. Wurmbrandt-Stuppach, Collectanea genealogico-historica ex archivo inclytorum Austriae inferioris statuum ut ex aliis privatis scriniis documentisque originalibus excerpta. Wien 1705, 63-68 (einzige Ed. nach dem Orig.-Ms. in der urspr. Orthographie); Aquilin Julius Caesar, Annales Ducatus Styriae III. Wien 1777, 455-490 (enthält ausführliche Zitate; nach Wurmbrandt)
3.1. Abfassungszeit
wohl vor dem Regierungsantritt Maximilians I. 1493 (Hormayr ed. [s.o. 2.1.] 523 Anm.); wohl erst in späteren Jahren seines Lebens
3.2. AdressatInnen
Kinder, v.a. Söhne
3.3. Funktion der Quelle
Belehrung (Vorbildfunktion des Autors? − im abgedr. Teil nicht ersichtlich; vgl. jedoch de Boor/Newald IV,1 [1970]); Unterricht: „‘zu einem Unterricht mein Khindern/ nahmblich mein Söhnen‘“
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; war überliefert in einem „Lappitzischen Stammes- und Geschlechterbuch“ im Familienarchiv der Schallenberger; Hs. gilt als verloren (Tersch [1998] 97 [s.o. 2.3.])
4.1. Berichtszeitraum
1445-1460
4.2. Sprache
dt.
4.3. Form der Quelle
meist Wir-Form, selten Ich-Form; Bestandteil des v. ihm angelegten Lapizschen Stammes- und Geschlechterbuches (Familienchronik); Fragment (bis 1460)
4.4. Inhalt
Beginn mit zehntem Lebensjahr, als der Vater ihn zum Herrn v. Wildhaus schickt, dort Erziehung; Beschreibung des Romzuges mit Friedrich III. 1452 (Kernstück des Fragments); detailliert über Bewirtung des ksl. Gefolges; Teilnahme an mil. Aktionen; v.a. ungarische Verhältnisse 1455-57, besonders die Verteidigung Belgrads gg. die Türken; bricht mit dem Tod des Ladislaus Postumus ab