Erich Lassota von Steblau
Erich Lassota von Steblau
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Erich Lassota von Steblau
adlig; Diplomat Ehz. Maximilians, ehzl. und ksl. Rat; Mustermeister Oberungarns; röm.-kath.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 1550er Jahre (?) Blaschewitz (?)
† 1616 in ?
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
entstammte einer alten schlesischen Adelsfamilie, die im 16. Jahrhundert in Schlesien und Polen ansässig war; besuchte um 1567 die Görlitzer Schule, später die Univ. Leipzig; Dez. 1573 mit seinem Bruder Friedrich und seinem Onkel Georg Stofel Reise nach Italien; bis 1576 Studium in Padua, dort Bekanntschaft mit mehreren vornehmen Schweden; im Juni 1576 Rückreise mit seinem Onkel Hans Sitsch v. Stiebendorff nach Gut Blaschewitz; 1579 Aufbruch nach Italien mit seinem Vetter Ludwig Lassota als Diener, um sich f. Philipps II. Feldzug gg. Portugal anwerben zu lassen; Dienst bis 1584, Rückkehr nach Blaschewitz; März 1585 Hofdiener Rudolfs II., vermutlich als pol. Agent; im Krieg Maximilians um die polnische Krone eine Zeitlang Befehlshaber, dann zwei Jahre lang mit Maximilian zusammen in Haft und v. diesem weiterhin als Bote mit vertraulichen Nachrichten herumgeschickt, Truchsess Ehz. Maximilians; 1590 geriet er als Gesandter Maximilians nach Russland in schwed. Gefangenschaft, Freilassung April 1593; 1594 Gesandter Rudolfs II. an die zaporogischen Kosaken; 1595 Mustermeister Oberungarns mit Sitz in Kaschau, bis mind. 1604 im Amt; Einnahme Kaschaus durch die Rebellen unter Bocskay brachte ihn in große Gefahr und um seine ganze Habe (darüber verfasste er eine lat. Relatio), aber seine Stellung dort bekleidete er bis zu seinem Tod; 1611 durch Ehz. Maximilian zu seinem und zum ksl. Rat ernannt; nahe Beziehungen zum Breslauer Bf. Johann Sitzsch; Konfession unklar: f. kath. spricht sein Dienst f. Philipp, den Ks. sowie seine Beziehungen zum Breslauer Bf. und die Mitteilung, in Santiago de Compostela habe er gebeichtet − f. prot. spricht seine Bemerkung im Tagebuch zu seiner schwedischen Gefangenschaft, der schwedische Kg. habe gemeint, er sei ein Katholischer
1.4. Literatur zur Person
ADB 17 (1883) 793f. (Grünhagen); Weltzel in: Zeitschrift f Gesch und Alterthum Schlesiens 11 (1871) 501-503; Schottin ed. (s.u. 2.1.) 4-6
2.1. Quelle: benutzte Edition
Tagebuch des Erich Lassota von Steblau. Nach einer Handschrift der von Gersdorff-Weicha’schen Bibliothek zu Bautzen hg. und mit Einl. und Bemerkungen begleitet v. Reinhold Schottin. Halle 1866, Text 1-228
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Editionsprinzipien genannt: vollst. und orthographisch getreu abgedr.; hist. und sprachl. Anmerkungen zum Text; im Anhang drei Schreiben Ehz. Maximilians; die im Text in Klammern gesetzten Abkürzungen (St., M., D., Schl., S.) nicht erklärt (scheinen Ortstypen zu charakterisieren: etwa Stadt, Markt, Dorf, Schloss [?]; v. Autor o. Hg.?); keine Beschreibung der Hs.; Lücken im Ms. angegeben, Tagebuch ist nur fragmentarisch in einer (vermutlich) v. Autor korr. Abschrift überliefert
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
-
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Teilabdruck: Das Diarium des Erich Lassota von Steblau [Teilabdruck: Reise zu den Zaporogischen Kosaken und die Verhandlungen mit ihnen]. Hg. v. Reinhold Schottin. In: Progr. Budissin 1854 − Bespr. v. Hirche in: NLM 38 (1861) 377f.
3.1. Abfassungszeit
wohl meist in zeitl. Nähe zu den Ereignissen
3.2. AdressatInnen
nicht genannt
3.3. Funktion der Quelle
nicht genannt
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; nur Abschrift durch einen Schreiber mit Korrekturen vermutlich v. ELvSt, enth. das Tagebuch nur in größeren Bruchstücken; Ort (1866): Bautzen, Gersdorff-Weichasche Stiftsbibliothek, Sign.: fol. Nr. 49; evt. durch Hans v. Gersdorff aus Prag erworben, jedenfalls „an ein anderes genealogisches, Ks. Rudolph II. dedicirtes, gebunden“
4.1. Berichtszeitraum
1573-1594
4.2. Sprache
dt., z. T. lat. Dokumente (s. 4.3.)
4.3. Form der Quelle
Ich-Form, Tagebuch; am ausführlichsten f. die Jahre 1590-94 (fast die Hälfte des Textes); aufgenommen viele Dokumente, z.B. lat. Beschreibung der Schlacht, die f. die Gesch. der Azoren entscheidend war, aus der Feder des poln. Gesandten Stanisl. Fogelveder; Reisedaten als Grundgerüst
4.4. Inhalt
Reisedaten als Grundgerüst: Entfernungen, Ortsnamen, Ortsbeschreibungen, Unterkünfte, Gastfreundlichkeit; am ausführlichsten über seine schwed. Gefangenschaft und seine zaporogische Gesandtschaft 1590-94, hier Beschreibungen von mündlichem und schriftl. Austausch