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Joseph von Lamberg

Joseph von Lamberg

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Joseph von Lamberg

adlig; Frhr.; Landeshauptmann in Krain; Diplomat; zus. mit seiner Frau Hofmeister am Hof Kg. Ferdinands; röm.-kath.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 1489 Schloss Orteneck im Geschloß/Krain

† 20. 10. 1554 Laibach

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

aus adliger Familie in Krain; Vater Georg gest. 1499, Mutter war dessen zweite Frau Maria Magdalena v. Thurn; mit sieben Jahren in die Schule; nach dem Tod des Vaters wurde er aus der Schule genommen; mit dreizehn Knappe beim Landeshauptmann v. Steier, Ruppo v. Reichenberg, in dessen Gefolge machte er 1503 den Krieg in Bayern mit; 1505 kam er an den Hof Maximilians I., er folgte Maximilian in den venezianischen Krieg; 1513 erste Heirat mit Elisabeth v. Erlach (gest. 1518); 1515 trug er wesentlich dazu bei, die Proteste der Krainer Bauern zum Schweigen zu bringen; 1518 Tod der Frau; 1520 Ritterschlag durch Karl V.; 1521 Landeshauptmann; 1523 ernannte Karl V. ihn zum Landesverweser v. Krain und schickte ihn als Gesandten 1530/31 und 1532 zweimal zum Sultan und später an versch. dt. Fst.; 1526 als Landesverweser abberufen und v. Ferdinand I. als Kriegsrat nach Ungarn geschickt; 1527 Hof- und Kriegsrat Kg. Ferdinands; zweimal Gesandter ins Osmanische Reich; 1531 Hofmarschall; zweite Ehe mit Margaretha v. Khuen (gest. 1536), Tod der Frau bei der Geburt des ersten Kindes; seit 1535 Obersthofmeister v. Königin Anna, Frau Ferdinands I., später auch Kaiserin; 1538 dritte Heirat mit Anna v. Swetkowics; 1544 Frhr. und Landeshauptmann in Krain, gemeinsam mit seiner Frau Hofmeisteramt; das Amt des Krainer Landeshauptmanns konnte er aufgrund seines Hofdienstes erst 1551 antreten; besaß außer erbschaftlichen Gütern auch Krainer und niederösterreichische Herrschaften als Pfand; kath.; aus seinen drei Ehen zehn Kinder; Verschwägerung mit den Fuggern und den Herbersteins; 16. 11. 1555 Hochzeit eines Ulrich v. Lamberg mit Anna Maria v. Thun in Trient (Jakob v. Boimont, Autobiographie 18)

1.4. Literatur zur Person

Meyers Konversationslexikon 10 (1889) 426f., Art. Lamberg (Familie); ADB (1883) 538 (Felgel); NDB 13 (1982) 428 (Herta Hageneder); Katarina Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert. Zur sozialen Verflechtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtpfleger 1518-1618. (= Schriften der Philos Fakultäten der Univ Augsburg, Hist.-sozialwissenschaftliche Reihe, 29). München 1986, 97 + Anm. 530 (JvL). 95 + Anm. 508. 265 Anm. 501 (Fam. L) (Fuggernetzwerk, Kontakte zum habsb. Hof); Peter Moraw, Gelehrte Juristen im Dienst der deutschen Könige des späten Mittelalters (1273-1493). In: Roman Schnur (Hg.), Die Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates. Berlin 1986, 77-147: 130; Günther R. Burkert, Landesf. und Stände. Karl V., Ferdinand I. und die österreichischen Erbländer im Reigen um Gesamtstaat und Landesinteressen. (= Forschungen und Darstellungen zur Gesch des Steiermärkischen Landtages 1). Graz 1987 [Untersuchungszeitraum: 1519-1537], 157 Anm. 161 Anm. 183. 256. 279

Autobiogr. Quellen: Herberstein, Autobiographie ed. Karajan (1855), 306. 307 u.ö.; Herberstein, Familienbuch ed. Zahn (1868), 355. 399f. 401f. (Verschwägerung mit JvL); Khevenhüller, Tagebuch 3 ed. Khevenhüller-Metsch (1971) (JvL ist einer der Paten v. Khevenhüllers Schwester Anna)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Joseph von Lamberg, Selbstbiographie. In: Johann Weichard Frhr. von Valvasor, Die Ehre des Herzogthums Krain. Teil III. Des Hochlöblichen Hertzogthums Crain Topographisch-Historischer Beschreibung 9. Buch (...). Laibach-Nürnberg 1689, 43-64

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

weder ed. Hs. nachgewiesen noch Editionsprinzipien erkennbar

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Misch IV/2 (1969) 603; Adolf Rein, Über die Entwicklung der Selbstbiographie im ausgehenden deutschen Mittelalter. In: Archiv f Kulturgesch 14 (1919) 193-213: 210 Anm. 3; Lorna Susan Bloom, German Secular Autobiography. A Study of Vernacular Texts from circa 1450 to 1650, Ph. D. thesis Univ. of Toronto 1983, 35-48; Henry J. Cohn, Götz von Berlichingen and the Art of Military Autobiography. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 22-40: 38 Anm. 9; vgl. ferner: Robert J. Knecht, Military Autobiographies in Sixteenth-Century France. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 3-21; Tersch (1998) 214-225

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

Verf. bezeichnet sich selbst als alt (v. 61); da der Berichtszeitraum bis 1551 geht, Abfassung ab ca. 1551

3.2. AdressatInnen

Kinder; separate Belehrung f. Söhne und f. Töchter

3.3. Funktion der Quelle

Belehrung der Kinder über rechte Lebensführung (s.o. 3.1.); schriftl. aus Furcht, nicht mehr lange genug zu leben, um die Kinder noch selbst erziehen und belehren zu können; empfiehlt seinen Kindern u.a. Karriere im Dienst des Landesherrn; gute Ratschläge f. Ehe; er als Exempel f. die Söhne, seine Frau als Exempel f. die Töchter

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; vorgeschaltet etwa 400 Verse allgemeine Belehrung (mit abgedr.); nicht mit abgedr. die in derselben Hs. vorangehenden mehr als 168 Blatt (v. 449), in denen Familienereignisse genauer beschrieben sind

4.1. Berichtszeitraum

1489-1551

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Reimpaarverse, Ich-Form; im Rahmen einer Familienchronik (nicht ed., verschollen); v. insgesamt 1731 Versen zunächst über 400 Verse allgemeine Belehrung der Kinder, Autobiographie folgt dann als Bsp. f. die Lehren, wobei der Verf. eine Diskrepanz zw. Lehre und Leben beklagt und nicht eine Nachahmung seines Lebens verlangt, sondern Befolgung seiner Lehren; die Autobiographie dient also − den Lehren im Aufbau und im Normensystem nachgeordnet − der Illustration der Lehren (seit 1500 Tradition der Zuchtbüchel des österreichischen Adels)

4.4. Inhalt

allgemeine Belehrung v. Töchtern und Söhnen, dann Lebensgesch.; nur knapp zur Schulzeit; ausführlich beschrieben der Hofdienst und mil.-pol. Reichsereignisse (Schwerpunkt Österreich, Böhmen, Ungarn) sowie die Stationen v. Amt und Würden; Erdbeben, Pest, Hungersnot; Bauernkrieg; Belagerung Wiens; bei Familienereignissen verweist der Verf. auf das vorangestellte (nicht abgedr.) Buch, bei mil. Ereignissen auf die Geschichtsschreiber, bei diplomatischen Missionen auf Urkunden; längere rel. Reflexion über die Ursachen der dt. Niederlage gg. die Türken 1540 in Ungarn

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