Maria Magdalena Haidenbucher(in)
Maria Magdalena Haidenbucher
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Maria Magdalena Haidenbucher(in)
Nonne (OSB); Äbtissin; röm.-kath.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 1576 Kaufering am Lech bei Landsberg
† 29. 08. 1650 Kloster Frauenwörth auf Frauenchiemsee
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Tochter des Hofmarksinhabers und hzl. Kastners Reinhard Haidenbucher; kam mit zwölf Jahren nach Chiemsee und legte drei Jahre später 1590 ihre Profess ab; ihre Zwillingsschwester Cleophe trat bei den Zisterzienserinnen in Niederschönenfeld ein, wurde dort Priorin und Äbtissin; ein Bruder, Johann Gregor, starb 1615 als Kammergerichtsassessor in Speyer; bis zu ihrer Äbtissinnenwahl einige Jahre Dechantin; 24. 2. 1609 zur Äbtissin gewählt, 14. 4. 1609 geweiht; 1619 ließ sie alle Konventfrauen, die bei ihr Profess abgelegt hatten, in der Maria Mitleid-Kapelle malen; 1627 ließ sie erstmals dem Volk zur Andacht eine Krippe aufstellen; ab 1632 beim Heranrücken der schwedischen Truppen nahm sie in ihr Kloster die Frauenkonvente v. Niederschönenfeld, v. Seligenthal (Zisterzienserinnen), v. Altenhohenau (Dominikanerinnen), v. Hohenwart, Holzen (Benediktinerinnen) und Kühbach auf
1.4. Literatur zur Person
Silvia Gräfin Brockdorff, Die Benediktinerinnenabtei Frauenchiemsee im 17. Jahrhundert. In: Studien und Mitteilungen zur Gesch des Benediktinerordens 54 (1936), 366-396; 55 (1937), 63-99; Stalla ed. (s.u. 2.1.) 213-217; Martin Wildgruber, Wasserburg im Tagebuch der Äbtissin Haidenbucher von Frauenchiemsee 1609-1648. In: Heimat am Inn 10 (1990), 157-200; Marita A. Panzer/Elisabeth Plößl, Bavarias Töchter. Frauenporträts aus fünf Jahrhunderten. Regensburg 1997, 13-16. 275 (Lit.)
2.1. Quelle: benutzte Edition
Magdalena Haidenbucher. Geschicht Buech de Anno 1609 bis 1650. Das Tagebuch der Maria Magdalena Haidenbucher (1576-1650), Äbtissin von Frauenwörth. (Nach dem Autograph hg. und mit Anmerkungen, Nachwort und Registern versehen). Hg. v. Gerhard Stalla. (= Geistl Lit der Barockzeit 11). Amsterdam/Maarsen 1988
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Editionsprinzipien angegeben, Beschreibung und Ort der Hs., ausführl. inhaltl. Anmerkungen; Orth. und Zeilenfall beibehalten, Seitenwechsel angezeigt; Personenreg.; zur Überlieferung der Orig.-Hs. und Entstehung der Abschrift keine Angaben
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Rez.: Laurentius Koch in: Schönere Heimat 78,2 (1989) 116; Hans Pörnbacher, Biographisches und Autobiographisches. Ansätze zur Beschreibung einer Gattung im Bayern der Barockzeit. In: Land und Reich. Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer Gesch. Festgabe f. Max Spindler zum 90. Geburtstag. (= Schriften zur bayerischen Landesgesch 79). Bd. 2, München 1984, 157-180, zu Haidenbucher 163-166; Jancke (2002) 198f. (Publikumstyp); Charlotte Woodford, Nuns as Historians in Early Modern Germany. (= Oxford Modern Languages and Literature Monographs). Oxford 2002, 43f. 65. 67. 72. 73-76. 112. 113. 139; Eva Kormann, Ich, Welt und Gott. Autobiographik im 17. Jahrhundert. (= Selbstzeugnisse der Neuzeit 13). Köln/Weimar/Wien 2004, 226-231
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
M. Gertrudis Kudelko (Hg.), Aus dem Tagebuch der Äbtissin Magdalena Haidenbucher (Frauenchiemsee). In: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienserorden 28 (1907) 122-142. 379-392. 559-576; 29 (1908), 170-185. 476-488. 653-667 [unvollst.: Inge Bernheiden, Individualität im 17. Jahrhundert. Studien zum autobiogr. Schrifttum. (= Literarhist Untersuchungen 12). Frankfurt, M. /Bern/New York/Paris 1988, 79]; Tagebuch der Aebtissin Maria Magdalena Haidenbucher von Frauenchiemsee (1609-1650). Hg. v. M. W[alburga] Baumann O.S.B. und Alois Mitterwieser. In: Heimatbilder aus dem Chiemgau Nr. 54 (1928) 307-322; Nr. 56 (1929) 339-354; Nr. 58 (1929) 371-386; Nr. 60 (1930) 403-413; Nr. 61 (1930) 419-434; Nr. 62 (1930) 435-450; Nr. 66 (1932) 499-510 [vollst., nach dem Orig.]
3.1. Abfassungszeit
wohl meist am Jahresende, z.T. evt. auch halbjährl. (wenn ein Jahr zwei versch. Einträge f. Bauarbeiten, Steuern, Eintritte etc. enthält)
3.2. AdressatInnen
vermutlich selbst, evt. Amtsnachfolgerinnen und Klostermitglieder
3.3. Funktion der Quelle
Rechenschaft f. sich und ihren Konvent ablegen; Klostergesch. detailliert festhalten f. eigene Amtstätigkeit und Nachfolgerinnen (?); „Der Text dient dazu, laut vorgelesen zu werden, dann gewinnt er an Aussagekraft.“ (Stalla ed [s.o. 2.1.] 213)
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; Überl. Orig.-Hs.: 213 Bl., 31, 7 x 19,8 cm; 20 Bll. herausgerissen o. -geschnitten; Orig.: München, StB, Cgm 1767; Abschrift: Klosterbibliothek Frauenchiemsee
4.1. Berichtszeitraum
1609-1649 (lt. v. Krusenstjern bis 1650, das letzte Jahr v. anderer Hand)
4.2. Sprache
dt.
4.3. Form der Quelle
Ich-/Wir-Form (meist Wir), Prosa; Chronik/Tagebuch [vgl. auch Ch. Pirckheimer, Klara Staiger, Kl. Wienhausen], Titel „Geschicht-Buech“
4.4. Inhalt
Klosterangelegenheiten, f. die MMH als Äbtissin 40 Jahre zuständig war: Entrichtung v. Steuern und Abgaben, Kontributionen; Ausgaben; Bau-, Restaurations-, Ausschmückungsarbeiten; Stiftungen, Eintritte, Noviziate, Professe, Krankheiten und Tode v. Schwestern, Badekuren; besondere Feste − z.B. Äbtissinwahl und -weihe, Verlegung der Stifteringebeine der seligen Irmengard auf die Fraueninsel; Visitationen; geistl. Besucher; Rechtsstreitigkeiten; Besetzungen klösterlicher Ämter (Pfr., Beichtvater, Richter, Müller, Hofwirt); Klosterfreiheiten; Unwetter und Ernteschäden; Unglücksfälle; Krieg und Kriegsschäden; Aufnahme v. Flüchtlingen, Tod und Nachfolge v. Päpsten, v. bayerischen Herzögen, von röm. Kaisern und Königen; Weinkäufe; Güter(ver)käufe