Die zwei Wege Koreas
Um Kim Il Sung entstand im Laufe der Zeit ein einmaliger Personenkult. Die Verehrung fand auch dann kein Ende, als er 1994 starb. Sie ging vielmehr auf dessen Sohn Kim Jung Il über. Ab Mitte der 1970er Jahre wurde Kim Jung Il auf die Nachfolge seines Vaters vorbereitet. Auf der 6. Generalversammlung des Parteitages 1980 wurde er als solcher bestätigt und offiziell als „Fortsetzer der Revolution der Chuch’e-Ideologie“ bezeichnet. Ab 1997, drei Jahre nach dem Tod von Kim Il Sung, regierte Kim Jung Il das Land, das mittlerweile in eine schwierige wirtschaftliche und politische Lage geraten war.
Nach den Erfolgen des wirtschaftlichen Aufbaus in den 1960er Jahren versuchte Nordkorea auch in den 1970er Jahren, mit einem sechsjährigen Entwicklungsplan seine ökonomische Lage zu verbessern, indem insbesondere technische Fortschritte angestrebt wurden. In gewissem Maße gelang Nordkorea bis zu den 1980er Jahren eine stetige wirtschaftliche Entwicklung, es verlor dann aber immer mehr seine Innovationskraft. Das kommunistische Land war an die Grenze seiner eigenständigen Entwicklungsmöglichkeit gestoßen und es litt unter der schwachen Produktionskraft seiner Planwirtschaft und dem Mangel an technischem Fortschritt. Den Anschluss an die neuen Technologien verlor Nordkorea insbesondere deshalb, weil die bis dahin sozialistischen Länder der Welt ab 1990 einen politischen Weg gingen, der sich mit dem Weg Nordkoreas nicht vereinbaren ließ. Ein weiterer Faktor, der zur zunehmenden Isolation des Landes führte, war der Atomkonflikt.
Eine ganz andere Entwicklung der Wirtschaft zeigte Südkorea. Das kapitalistische Land im Süden erzielte in den 1960er und 1970er Jahren ein enormes ökonomisches Wachstum. Es war die Ära des Präsidenten Park Chung Hee, der das Land seit dem militärischen Staatsstreich im Mai 1961 bis zu seinem Tod 1979 regierte. In dieser Zeit stand auch Südkorea, ganz wie sein nördlicher Teil, unter einem „wirtschaftsdiktatorischen“ System, in dem alles der ökonomischen Entwicklung untergeordnet wurde. Unter dem Yushin-System seit Ende 1972 wurde sogar die demokratische politische Struktur mit direkten Wahlen abgeschafft.
Auch nach dem Tod von Park Chung Hee im Oktober 1979 gelang es Südkorea nicht, sich zu einem demokratischen Land zu entwickeln. In diesem politischen Umbruch fand erneut ein militärischer Staatsstreich statt, der sich im Mai 1980 mit der blutigen Niederschlagung der Demonstranten in Kwangju vollendete. Die neue Regierung beherrschte das Land, indem sie nach wie vor mit autoritären Maßnahmen die bürgerliche Rechte beschnitt, die Medienfreiheit einschränkte und die Universitäten einer sichtbaren Kontrolle unterwarf.
Dennoch leistete die Gesellschaft Widerstand gegen das Militärregime und kämpfte für die Demokratisierung des Landes. Die Demokratiebewegung erreichte Mitte der 1980er Jahre ihren Höhepunkt und im Juni 1987 musste der amtierende Präsident zurücktreten. Gleichzeitig wurde u. a. eine baldige direkte Präsidentschaftswahl angekündigt. Im Dezember 1987 fanden freie Wahlen statt, aus denen 1988 eine demokratische Regierung hervorging. Das Jahr 1988, in dem auch die olympische Sommerspiele in Seoul ausgetragen wurden, ist daher als historischer Wendepunkt Südkoreas zu betrachten, nicht nur in politischer sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Denn ab diesem Zeitpunkt öffnete sich das Land der Welt und nahm diplomatische Beziehungen zu den ehemaligen sozialistischen Staaten einschließlich China und Russland auf. Im Jahr 1991 wurden die beiden Koreas in der UNO aufgenommen.
Insgesamt zeichnet sich die Entwicklung der koreanischen Halbinsel seit den 1990er Jahren weiterhin durch einen gegensätzlichen Verlauf aus. Der Süden präsentiert sich als ein Erfolgsmodel der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, während der Norden sich immer mehr von der Welt abschottet und vorwiegend negative Eindrücke in der Weltgemeinschaft hinterlässt. Dennoch gibt es in der innerkoreanischen Entwicklung einen bedeutenden Fortschritt: Mit dem Besuch des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung in Nordkorea im Juni 2000 wurde der erste Schritt zu einem gemeinsamen Weg der koreanischen Nation getan. Dennoch ist das Ende der nationalen Teilung noch nicht erkennbar, es mag noch in weiter Ferne liegen.
Hee Seok Park
(1961- )
Seit den 1960er Jahren entwickelten sich die zwei koreanischen Staaten deutlich in verschiedene Richtungen. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts sind die Wege immer weiter auseinandergegangen.
Die politische Entwicklung Nordkoreas zeichnet sich durch einen totalitaristischen Führungsstil, der zu einem einzigartigen Personenkult führte, aus. Nachdem Kim Il Sung bis zum Ende der 1960er Jahre seine politischen Gegner aus dem Weg geräumt hatte, baute er ein Alleinherrschaftssystem auf, das durch eine von ihm erdachte, gesamtgesellschaftliche Ideologie, Chuch’e-Ideologie, unterstützt wurde. Im Dezember 1972 schuf Nordkorea bei der 5. Obersten Volksversammlung das Amt eines Präsidenten, das Kim Il Sung bis zu seinem Tod innehatte und auf dem er seine absolute Macht aufbauen konnte. Zudem verabschiedete das kommunistische Land eine eigene ‚Sozialistische Verfassung der Demokratischen Volksrepublik Korea‘. Darin wurde die Chuch’e-Ideologie, in der seit 1955 die nationale Eigenständigkeit propagiert wird, als Staatsideologie Nordkoreas festgelegt. Die Ideologie umfasst den politischen, ökonomischen und militärischen Bereich wie auch das alltägliche Leben der Menschen. Die gesamte Entwicklung Nordkoreas seit den 1970er Jahren basiert auf dieser staatsideologischen Grundlage.
Kim-Kult in Nordkorea
Quelle: DailyNK
Um Kim Il Sung entstand im Laufe der Zeit ein einmaliger Personenkult. Die Verehrung fand auch dann kein Ende, als er 1994 starb. Sie ging vielmehr auf dessen Sohn Kim Jung Il über. Ab Mitte der 1970er Jahre wurde Kim Jung Il auf die Nachfolge seines Vaters vorbereitet. Auf der 6. Generalversammlung des Parteitages 1980 wurde er als solcher bestätigt und offiziell als „Fortsetzer der Revolution der Chuch’e-Ideologie“ bezeichnet. Ab 1997, drei Jahre nach dem Tod von Kim Il Sung, regierte Kim Jung Il das Land, das mittlerweile in eine schwierige wirtschaftliche und politische Lage geraten war.
Nach den Erfolgen des wirtschaftlichen Aufbaus in den 1960er Jahren versuchte Nordkorea auch in den 1970er Jahren, mit einem sechsjährigen Entwicklungsplan seine ökonomische Lage zu verbessern, indem insbesondere technische Fortschritte angestrebt wurden. In gewissem Maße gelang Nordkorea bis zu den 1980er Jahren eine stetige wirtschaftliche Entwicklung, es verlor dann aber immer mehr seine Innovationskraft. Das kommunistische Land war an die Grenze seiner eigenständigen Entwicklungsmöglichkeit gestoßen und es litt unter der schwachen Produktionskraft seiner Planwirtschaft und dem Mangel an technischem Fortschritt. Den Anschluss an die neuen Technologien verlor Nordkorea insbesondere deshalb, weil die bis dahin sozialistischen Länder der Welt ab 1990 einen politischen Weg gingen, der sich mit dem Weg Nordkoreas nicht vereinbaren ließ. Ein weiterer Faktor, der zur zunehmenden Isolation des Landes führte, war der Atomkonflikt.
Wirtschaftsentwicklung in Südkorea
Quelle: The Academy of Korean Studies
Eine ganz andere Entwicklung der Wirtschaft zeigte Südkorea. Das kapitalistische Land im Süden erzielte in den 1960er und 1970er Jahren ein enormes ökonomisches Wachstum. Es war die Ära des Präsidenten Park Chung Hee, der das Land seit dem militärischen Staatsstreich im Mai 1961 bis zu seinem Tod 1979 regierte. In dieser Zeit stand auch Südkorea, ganz wie sein nördlicher Teil, unter einem „wirtschaftsdiktatorischen“ System, in dem alles der ökonomischen Entwicklung untergeordnet wurde. Unter dem Yushin-System seit Ende 1972 wurde sogar die demokratische politische Struktur mit direkten Wahlen abgeschafft.
Auch nach dem Tod von Park Chung Hee im Oktober 1979 gelang es Südkorea nicht, sich zu einem demokratischen Land zu entwickeln. In diesem politischen Umbruch fand erneut ein militärischer Staatsstreich statt, der sich im Mai 1980 mit der blutigen Niederschlagung der Demonstranten in Kwangju vollendete. Die neue Regierung beherrschte das Land, indem sie nach wie vor mit autoritären Maßnahmen die bürgerliche Rechte beschnitt, die Medienfreiheit einschränkte und die Universitäten einer sichtbaren Kontrolle unterwarf.
Dennoch leistete die Gesellschaft Widerstand gegen das Militärregime und kämpfte für die Demokratisierung des Landes. Die Demokratiebewegung erreichte Mitte der 1980er Jahre ihren Höhepunkt und im Juni 1987 musste der amtierende Präsident zurücktreten. Gleichzeitig wurde u. a. eine baldige direkte Präsidentschaftswahl angekündigt. Im Dezember 1987 fanden freie Wahlen statt, aus denen 1988 eine demokratische Regierung hervorging. Das Jahr 1988, in dem auch die olympische Sommerspiele in Seoul ausgetragen wurden, ist daher als historischer Wendepunkt Südkoreas zu betrachten, nicht nur in politischer sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Denn ab diesem Zeitpunkt öffnete sich das Land der Welt und nahm diplomatische Beziehungen zu den ehemaligen sozialistischen Staaten einschließlich China und Russland auf. Im Jahr 1991 wurden die beiden Koreas in der UNO aufgenommen.
Insgesamt zeichnet sich die Entwicklung der koreanischen Halbinsel seit den 1990er Jahren weiterhin durch einen gegensätzlichen Verlauf aus. Der Süden präsentiert sich als ein Erfolgsmodel der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, während der Norden sich immer mehr von der Welt abschottet und vorwiegend negative Eindrücke in der Weltgemeinschaft hinterlässt. Dennoch gibt es in der innerkoreanischen Entwicklung einen bedeutenden Fortschritt: Mit dem Besuch des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung in Nordkorea im Juni 2000 wurde der erste Schritt zu einem gemeinsamen Weg der koreanischen Nation getan. Dennoch ist das Ende der nationalen Teilung noch nicht erkennbar, es mag noch in weiter Ferne liegen.
Hee Seok Park