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Julian Genten

Julian

Medienaneignungen in Museen zur DDR-Geschichte

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Dissertationsprojekt:

Die Musealisierung der DDR ist bis heute ein stark umstrittenes Gebiet. Insbesondere Ausstellungen mit alltagsgeschichtlichem Fokus sehen sich oftmals mit dem Vorwurf der Verharmlosung des DDR-Herrschaftsapparats konfrontiert. Auch der verbreitete Ansatz, Alltagsgeschichte in Museen als Geschichte des Alltags in der „durchherrschten Gesellschaft“ (Jürgen Kocka) zu erzählen, d.h. die komplexen Wechselwirkungen zwischen Alltag und Herrschaft hervorzuheben, konnte hieran nur wenig ändern. Die die Musealisierung der DDR begleitenden Debatten kreisen in der Regel um die Frage, welche Geschichten in Ausstellungen wie erzählt werden sollen, also um die der angemessenen (Re-)Präsentation von DDR-Geschichte. Wie aber Museumsbesucher*innen mit den ihnen präsentierten Deutungsangeboten tatsächlich umgehen, bleibt dabei meist unbeachtet.

Ausgehend von der Annahme, dass Bedeutung überhaupt erst in der Interaktion von Besucher*innen mit den sie adressierenden Ausstellungsinhalten hergestellt wird, fragt meine Arbeit daher danach, wie sich Besucher*innen mit unterschiedlichen sozialen und biografischen Hintergründen Geschichte in DDR-Museen heute aneignen. Hierfür werden an ausgewählten Museen qualitative Besucher*innenbefragungen durchgeführt. Einen zentralen methodologischen Ausgangspunkt für die Analyse der durchzuführenden Interviews bildet das von Stuart Hall entwickelte Modell des Kodierens und Dekodierens, welches im Begriff der Aneignung u.a. durch Alexander Geimer für die qualitative Rezeptionsforschung weiterentwickelt wurde. Meine Arbeit untersucht somit die Musealisierung der DDR als wechselseitigen Prozess zwischen Museen und ihren Besucher*innen, wodurch sie zugleich zu einem besseren Verständnis von Prozessen historischen Lernens in Geschichtsmuseen insgesamt beiträgt.

Julian Genten studierte von 2012 bis 2018 Public History, Geschichte und Philosophie an der FU Berlin und der Universidad Complutense de Madrid. Daneben war er freiberuflich als Teamer in der internationalen politischen Bildungsarbeit tätig und engagiert sich im Berliner Museum des Kapitalismus. Von 2016 bis 2018 arbeitete er als studentische Hilfskraft am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Seit Dezember 2018 ist Julian Genten wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsverbund „Das mediale Erbe der DDR“. Er promoviert zu Fragen der Medienaneignung in Museen zur DDR-Geschichte.