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Ein "eigenartiger" Text - Frontins De aquis urbis Romae

Die Schrift De aquis urbis Romae von S. Iulius Frontinus, der von 97 bis zu seinem Tod im Jahr 103 n. Chr. das Amt des curator aquarum in Rom bekleidete, ist zweifelsohne ein aufschlussreicher Text. Als kaiserzeitliche Monographie über die stadtrömische Wasserversorgung gibt er einen historischen Überblick über den Ausbau eines Fernleitungssystems zur künstlichen Heranführung großer Wassermengen für die urbs und Aufschluss über deren Verteilung an öffentliche und private Abnehmer. Die kleinteilige Erörterung von Maßeinheiten und Messmethoden zur Bestimmung der dafür zur Verfügung stehenden Kapazitäten erlaubt Einblicke in das hydraulische Wissen der Zeit. Ein Abriss über den Zuständigkeitsbereich des Ressorts sowie das zur Verfügung stehende Subalternpersonal des Kurators erweitert unser Wissen über die Organisation der kaiserlichen Verwaltung, deren gesetzliches Fundament und finanzielle Grundlage ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Es verwundert daher kaum, dass die moderne Forschung die Quelle vielfach und zu unterschiedlichen Zwecken angezapft hat.

So vielseitig wie seine Inhalte ist auch die Gestaltung des Textes: Passagen, die an die annalistische Geschichtsschreibung erinnern, wechseln sich ab oder verbinden sich mit listenartigen Aufzählungen, die ihre Entsprechung in den großen Katalogen der Welt wie etwa bei Herodot oder dem älteren Plinius zu finden scheinen, zugleich aber eine Fülle von technischen Details vermitteln, die an ein Hydraulikhandbuch für den Fachmann erinnern. Das wiederholt auftretende emphatische Lob auf den regierenden Kaiser hingegen lässt den Text als Teil der zeitgenössischen Herrscherpanegyrik erscheinen, wohingegen das Referat von Rechtsvorschriften für den Wasserbau die Schrift als ein Produkt der administrativen Praxis auszuweisen scheint. Über die literaturwissenschaftliche Klassifizierung von De aquis besteht daher bis heute eine rege Forschungsdebatte. Als Text sui generis bietet De aquis allerdings umso mehr einen Ansatzpunkt für ein vielseitiges Spektrum an historischen Fragestellungen und einen Ausgangspunkt für eine Beschäftigung mit ganz unterschiedlichen Gattungen der römischen Literatur.

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