Erfahrungsberichte von Erasmus-Studierenden
Till Freyberg über seinen Erasmus-Aufenthalt an der Bogazici Universität (2023-2024)
"Ich befand mich vom September 2023 bis Juni 2024 für zwei Semester über Erasmus an der Bogazici Universität in Istanbul. Die Bogazici ist eine ehemalig Amerikanische Universität, wodurch die Kurse auch immer noch auf Englisch unterrichtet werden. Bewerben musste ich mich ein Jahr im Voraus, also im WiSe 22/23. Auch Dokumente wie einen englischen Sprachnachweis oder ein Empfehlungsschreiben musste ich um diese Zeit sammeln. Den Sprachnachweis konnte ich kostenlos hier an der FU durch einen Sprachtest bekommen.
Die nächste Phase war dann im Sommer vor dem Austausch, wo ich mein Learning Agreement ausfüllen musste und eine Unterkunft suchen musste. Ich hatte von anderen gehört, dass es am besten ist sich erstmal eine kurzfristige Unterkunft zu suchen, und dann vor Ort etwas Langfristiges zu finden. Also suchte ich mir für die ersten zwei Wochen ein AirBnb. Als ich dann vor Ort war, kam erstmal noch einiges an Bürokratie dazu. Man musste sich eine Aufenthaltsgenehmigung suchen und seine Immatrikulation an der Bogazici abschließen. Dazu gehört auch, Kurse zu wählen. Das Verfahren dort ist ganz anders als hier. Es ist ein bisschen wie ein Ticketverkauf, wo sich an dem morgen wo es eröffnet wird alle hinsetzen und so schnell wie möglich versuchen ihre Kurse zu buchen, bevor diese alle ausgebucht sind. Die Bogazici hatte kein Department of Archaeology, wodurch ich also die meisten meiner Kurse im Department of History gebucht habe. Darunter waren aber auch archäologische Kurse, wie z.B. die „Politische und Kulturelle Landschaft von Phrygien und Lydien“. Viele haben auch einen Türkischkurs belegt, was ich nur empfehlen kann!
Für meine langfristige Unterkunft habe ich im ersten Semester auch wieder ein AirBnb gebucht, grundsätzlich gibt es aber auch andere Möglichkeiten, vor allem Facebook und Sahibinden (ist wie Ebay-Kleinanzeigen). Mietpreise sind vergleichbar mit Berlin. Die Erasmusförderung hilft dabei also, kann aber nicht den gesamten Aufenthalt finanzieren. Ich konnte meine Wohnung in Berlin in der Zeit untervermieten, hatte dadurch also Glück.
Der Campus der Universität selber ist unglaublich schön, und durch die U-Bahn auch gut angebunden. Er liegt ein bisschen außerhalb, direkt am Bosporus (daher auch der Name der Uni). Istanbul selber hat einen extrem guten ÖPNV, mit U-Bahnen, Bussen, Schiffen, und Seilbahnen. Jedoch ist die Stadt selber so groß, dass man sich echt erstmal daran gewöhnen muss. Deswegen würde ich auch immer empfehlen zwei Semester zu machen, wenn man kann.
Die Universität hat auch gute Gelegenheiten, Menschen zu treffen. Abgesehen von den Kursen gibt es z.B. das Erasmus Student Network (ESN). Hier organisieren türkische Studierende Events und Ausflüge für Erasmusstudierende. Man muss aber sagen, dass man durch ESN hauptsächlich andere Erasmusleute kennen lernt. Die Universität hat aber auch Studierendenvereine für alle möglichen Hobbies: Sport, Schach, Kino, Brettspiele, Kunst, Musik (mit Bands und richtigen Studios). Diese Vereine können erstmal ein bisschen unzugänglich wirken, weil sie sich oft auf Türkisch organisieren, sind aber eine super Gelegenheit, türkische Studierende kennenzulernen. Ich z.B. habe viele Freunde über den Brettspielclub kennen gelernt.
Istanbul selber ist natürlich eine atemberaubende Stadt, in der es unglaublich viel zu sehen gibt. Selbst in meinem einen Jahr habe ich dort längst nicht alles gesehen. Orte wie das archäologische Museum, Hagia Sophia, Topkapipalast, Dolmabahce sind alle erstaunlich, und als Studierender dort kann man eine Museumskarte bekommen, mit der man für 2€ in jedes staatliche Museum gehen kann. In Istanbul kann man auch gut aussehen, Orte wie Kadiköy und Istiklal Caddesi haben viele Clubs. Die Uni ist zwar anspruchsvoll, aber man hat auch Zeit für Ausflüge. ESN organisiert sowohl Trips innerhalb der Stadt, als auch Wochenendausflüge z.B. nach Ephesus. Ich muss zugeben diese waren ein bisschen anstrengend, weil man immer im Bus schlafen musste, aber für einen kurzen Trip kann es sich lohnen, ansonsten kann man auch sehr einfach seine eigenen planen. Es gibt Busse nach überall in die Türkei, oder auch in den Balkan. Istanbul ist wirklich das Drehkreuz der Welt. Also ich kann einen Aufenthalt da nur empfehlen, und auch für 2 Semester!"