Ergebnisse: 1. Weltkrieg
Die Grabungen der FU erbrachten Einzelheiten, die im Zusammenhang mit den Grabungen der Firma ABD Dressler auf das Kriegsgefangenenlager aus dem 1. Weltkrieg verweisen. Es gab aber ebenso Befunde aus der Zeit der Nutzung durch das sowjetische Militär.
Übersicht über die Freifläche südlich der Moschee (Quelle: Ausgrabung FU Wünsdorf)
Eine gut erhaltene Begehungsfläche konnte etwa 1m unterhalb der heutigen Geländeoberfläche freigelegt werden. In dieser unerwarteten Tiefe befinden sich die archäologischen Reste des Halbmondlagers. Derzeit stattfindende weitreichende Bodeneingriffe werden also hoffentlich nur wenige Teile des Horizonts dieses Lagers zerstören. Dennoch ist es die Ironie der Planung, dass man heute genau an der Stelle des Kriegsgefangenenlagers einen riesigen Containerkomplex erstellt, in dem Flüchtlinge, meist aus nahöstlichen Ländern, in Erstaufnahme untergebracht werden sollen.
In der Grabung konnten Gräben identifiziert werden, die höchstwahrscheinlich Fundamentgräben der Moschee waren. Ebenso konnten Materialien gesichert werden, die für den Bau verwendet worden waren (Beton, Kacheln, Ziegel des Typs „Rathenower Steine“, Buntglas für die Fenster und vor allem die eisernen Verspannungsteile der Holzkuppel).
Buntglas (Quelle: Ausgrabung FU / Brandenburgisches Landesamt für Denkmalschutz)
Verspannungsteile (Quelle: Ausgrabung FU / Brandenburgisches Landesamt für Denkmalschutz)
Interessanterweise waren kaum Holzreste im Umfeld der Moschee vorhanden, so dass die Bretter wohl weiterverwendet worden waren. Bei den Spanneisen der Kuppel ist das offensichtlich nicht der Fall gewesen: man ließ sie einfach liegen. Die weitreichende Aufdeckung der Begehungsfläche südlich der Moschee ist deshalb relevant, weil dort kaum mobile Funde gemacht werden konnten. Mehrere unterschiedliche Ursachen können hierfür ausgemacht werden:
- Der Platz war so oft für Rituale benutzt worden, dass er Sakralität ausstrahlte und man sich dort für Alltagstätigkeiten nicht aufhielt. Wir wissen zum Beispiel, dass Freitagsgebete wegen Platzmangel im Gebäude vor der Moschee stattfanden.
- Es ist möglich, dass man sich aufgrund des Wachtturms gegenüber der Moschee sowie des nahebei gelegenen Hauses der Lagerleitung so beobachtet fühlte, dass der Platz gemieden wurde.
Möglich ist natürlich auch, dass beide Gründe zusammen für das Meiden des Bereichs im Lageralltag verantwortlich waren. Die Mischung von Beaufsichtigung und Religionspraxis war schließlich zentral für das gesamte Lager.