Unterprojekt 1: Verhandlungen des Authentischen: Ästhetischen Translationsprozesse und künstlerische Strategien in der modernen und zeitgenössischen Kunst Afrikas
Prof. Dr. Tobias Wendl; Dr. Melanie Klein
Im Unterprojekt 1 werden historische Übersetzungsdynamiken von Authentizitäts- und Originalitätskonzepten im visuellen und diskursiven Verhandlungsraum der Etablierung einer südafrikanischen Moderne mit den sie herausbildenden Kontaktzonen der Kunstkritik und der Kunstschulen analysiert. Ihre Ausprägungen und Kontinuitäten werden außerdem in der zeitgenössischen Kunst aus Südafrika und Uganda thematisiert. Zunächst geht es um einen regional historischen Vergleich von Lehrmeinungen in Uganda mit jenen in Südafrika. Es wird verdeutlicht, inwieweit die Allianzen und Netzwerke der Kunstlehrenden über Regionen hinweg dennoch unterschiedliche und den lokalen Gegebenheiten angepasste Systeme mit entsprechenden Freiräumen nach sich zogen.
Schließlich wird geklärt, wie sich im Verhandlungsraum der zeitgenössischen Kunst mit den erweiterten Akteursnetzwerken einer globalisierten Kunstszene Konzepte des Authentischen und Originellen verändern, konfigurieren und in neue Zuschreibungszusammenhänge Eingang finden. Das besondere Interesse wird den Bewegungsrichtungen von Akteurinnen und Akteuren im kunstedukativen Umfeld sowie in den Debatten um neue Stellvertreterschaften gelten, die sich autonome Handlungsspielräume erobern und als Korrektiv für eine Kunstgeschichtsschreibung herangezogen werden müssen, die divergente Modernen zwar anerkennen will, diese allerdings in Form allzu homogener, teilweise wieder binär angelegter Einordnungsmechanismen etabliert (Mitter 2012, Conrad und Randeria 2002). Auch das Spannungsverhältnis zwischen künstlerischer Selbstpositionierung und marktstrategischer Produktion und damit zwischen Subjekt- und Objektauthentizität wird mit Blick auf diese Bewegungen weiter konkretisiert. Authentizität scheint in diesem Sinne nicht zuletzt vorläufiger Angelpunkt in der Bestimmung von Kulturbildern zu sein, die sich in Ländern wie Südafrika oder Uganda in einer vielschichtigen Verflechtung von Fremdzuschreibung und Selbstpositionierung kontinuierlich neu konstituieren und sich „zwischen Universalismus und Partikularismus, Grenzüberschreitung und Grenzziehung“ (Mersmann 2004: 98) verlagern.