"Landschaft" aus Perspektive der Altertumswissenschaften
In der archäologischen Literatur sucht man oft vergebens nach einer Definition des Begriffes Landschaft. Dies hängt damit zusammen, dass der Begriff Landschaft sehr vielschichtig ist (Thomas 2001, 168–169). Landschaft kann als Objekt aufgefasst werden, indem beispielsweise die Topografie einer bestimmten Region beschrieben wird. Landschaft kann durch den Menschen erfahren und gestaltet werden, letzteres durch Bebauung. Landschaft kann von einem bestimmten Blickwinkel aus betrachtet und dargestellt werden, wird dadurch zu einer Repräsentation. Diese unterschiedlichen Kategorien sind, so das Plädoyer von Thomas in seinem Aufsatz von 2001, in einem sinnvollen und produktiven Spannungsfeld für die wissenschaftliche Betrachtung zu nutzen.
In der deutschsprachigen Archäologie ist der Begriff der Kulturlandschaft weit verbreitet. Da sich die archäologischen Wissenschaften mit Zeiten und Räumen beschäftigen, in denen menschliches Handeln zu verzeichnen ist, stellt eine vom Menschen nicht veränderte naturräumliche Umgebung – zumindest im deutschen akademischen Umfeld – oftmals keinen Gegenstand der Forschung dar. Mit dem Terminus Kulturlandschaft wird die als Wechselbeziehung verstandene Interaktion zwischen Mensch und Umwelt zum Ausdruck gebracht.
Der Begriff Kulturlandschaft wird in letzter Zeit allerdings kritisch betrachtet, da mit ihm eine dichotome Wahrnehmung von Natur und Kultur impliziert wird, die bei nicht-industriellen Gesellschaften nicht unbedingt gegeben ist (Gramsch 2003, 41). Solche Überlegungen finden unter anderem Berücksichtigung in der postprozessualen Theorienbildung vor allem in englischsprachigen Forschungsgemeinschaften, in denen Landschaft als ein eigenständiges Konzept mit kognitiver, sozialer und mentaler Bedeutung diskutiert wird (für einen ersten umfassenden Überblick vgl. Schülke 2011, 14–16). Dementsprechend finden entsprechende Ansätze ihren Niederschlag in den verschiedenen jüngeren Definitionen für Landschaftsarchäologie, insbesondere in der anglo-amerikanischen Archäologie.
Mit Landschaft als analytisches und theoretisches Konzept hat sich A. Schülke (2011, 17) auseinandergesetzt, die zunächst den Begriff „Landschaftsraum“ einführt:
„Mit «Landschaftsraum» ist die – theoretische – Gesamtheit der «kulturellen» und «natürlichen» Elemente dieses Raumes gemeint. Wie die Herkunft des Begriffes «Landschaft» aus der Landschaftsmalerei lehrt, gibt es viele Perspektiven auf einen einzelnen Landschaftsraum.“
Diese Perspektiven sind Schülke zufolge entscheidend, um Landschaft definieren zu können, denn sie entsteht ausschließlich in der Wahrnehmung:
„Er [der Begriff «Landschaft»] bezeichnet die Auffassung, die Menschen von dem sie umgeben Landschaftsraum oder der sie umgebenden Umwelt haben oder hatten. Die Auffassung ist das, was aus der Fülle der «kulturellen» und «natürlichen» Landschaftsraumelemente im einzelnen Falle oder unter bestimmten Umständen als landschaftskonstituierend erkannt und folglich als wesentlich und charakterisierend wahrgenommen wird.“
Hier entlang zur geowissenschaftlichen Perspektive.