Forschungsgeschichte der Landschaftsarchäologie
In Deutschland setzte sich die Landschaftsarchäologie als ein Zweig in den Altertumswissenschaften erst allmählich durch, was sicherlich durch die lange Tradition der siedlungsarchäologischen Forschung bedingt ist, die oft multidisziplinär angelegt war und ist. Andererseits fanden immer wieder Bestrebungen in den deutschsprachigen Altertumswissenschaften statt, die heute als landschaftsarchäologische Ansätze aufgefasst würden. Dazu gehört die Initiative mit der Zeitschrift Archaeologia Geographica (1950-1963) geografisch-kartografische Verfahren zur Erkenntnisgewinnung in der Archäologie zu intensivieren. Siedlungsarchäologische Studien, wie sie verstärkt ab den 1990er Jahren durchgeführt wurden und bei denen es um die möglichst vollständige Erfassung von archäologischen Quellen des menschlichen Siedelverhaltens in einem fest umrissenen Arbeitsgebiet und ihre diachrone Betrachtung geht (Jankuhn 1977, 8-24), bilden einen weiteren methodischen Zugang, der auch mit bestimmten Konzepten der Landschaftsarchäologie in Einklang zu bringen ist, aber oft nicht als ein solcher bezeichnet wurde.
Als einer der Ersten suchte in der deutschsprachigen Archäologie wohl Jens Lüning die Landschaftsarchäologie als eine eigenständige Disziplin (oder Zweig der Disziplin) zu etablieren. "Die Landschaftsarchäologie bezeichne im Wesentlichen eine übergreifende Betrachtungsweise, durch die ältere Forschungsansätze mit je eigenen Schwerpunkten zu einer geschlossenen Fragestellung zusammengefaßt werden, und zwar die Siedlungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Ökoarchäologie. […] In methodischer Hinsicht sollte die Landschaftsarchäologie naturwissenschaftliche und kulturhistorische Ergebnisse gleichrangig berücksichtigen und so das dynamische Gesamtsystem menschlicher Existenz und Betätigung in seiner Wechselwirkung mit dem Naturraum rekonstruieren“ (Lüning 1997, 277).
Kurz darauf erweiterte Christoph Carl Jan Schade das Konzept zur Landschaftsarchäologie von Lüning und beschrieb die Landschaftsarchäologie als „raumbezogene Anwendung der paläoökologischen Forschung bei räumlichen Untersuchungen zur vor- und frühgeschichtlichen Kulturlandschaft“ (Schade 2000, 147).
In seinem Beitrag im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde schrieb Heiko Steuer der Landschaftsarchäologie die Aufgabe zu, "die Geschichte einer Landschaft diachron mit allen Erscheinungen über archäologische und naturwissenschaftliche Forschung hin zu erschließen“ und „Landschaften als Gesamtkonzept und Konstruktion zu erkennen“ (Steuer 2001, 630).
2002 bezeichnete Wolfram Schier die Landschaftsarchäologie als Spezialfall der Siedlungsarchäologie und plädierte dafür, präziser von der „Archäologie von Kulturlandschaften“ zu sprechen (Schier 2002, 300). Damit bezog er sich unter anderem auf eine Forschungsrichtung, von der E. Gringmuth-Dallmer bereits 1983 gefordert hat, sie auf die Agenda archäologischen Arbeitens in der DDR zu stellen (Gringmuth-Dallmer 1983).
Zum Weiterlesen siehe auch Gramsch (1996, 2003), Meier (2010), Schülke (2011; 2016), Zimmermann (2014).