Bildungseinrichtungen in der Geschichte Koreas
Sŏnggyun'gwan (成均館)
Oftmals als Nationaluniversität oder (konfuzianische) Nationalakademie übersetzt, stammt die Bezeichnung sŏnggyun (成均) ursprünglich aus dem konfuzianischen Klassiker „Riten der Zhou“. In Korea fungierte die Sŏnggyun'gwan als die höchste Bildungsinstitution des Staates und war für Ausbildung und Auswahl der Beamtenelite während der späten Koryŏ- und der gesamten Chosŏn-Zeit verantwortlich. Ähnliche Institutionen existierten bereits seit der Gründung der T'aehak (太學, "Höchste Schule") im Jahr 372 in Koguryŏ und danach unter verschiedenen Bezeichnungen (Kukhak 國學, Kukchagam 國子監 usw.) in allen folgenden koreanischen Reichen. Die Sŏnggyun'gwan übernahm, neben der Ausbildung der konfuzianischen Beamtenelite,auch die Vorbereitungen für die höchsten Staatsprüfungen unter Aufsicht des Königs in der Hauptstadt. Die Aufnahme der Studenten erfolgte nur nach erfolgreichem Abschluss einer besonderen Zugangsprüfung. Nach konfuzianischen Bildungsvorstellungen war die Lehre eng mit rituellen Praktiken verbunden. Daher besaß auch die Sŏnggyun'gwan, außer Verwaltungsgebäuden und Wohnunterkünften, ein Gebäude für Unterricht (Myŏngnyundang) und ein Gebäude (Taesŏngjŏn), welches den staatlichen Konfuziusschrein beherbergte. Die 1602 erbauten und Ende des 19. Jahrhunderts restaurierten Gebäude finden sich heute neben der modernen Sungkyunkwan-Universität im Norden Seouls. Eine weitere Sŏnggyun'gwan existierte vor dem Umzug der Hauptstadt Chosŏns in Kaesŏng, im heutigen Nordkorea.
Hyanggyo (鄕校)
Die lokalen Schulen übernahmen die staatlichen Bildungsaufgaben, außerhalb der Hauptstadt, auf Provinz- und Kreisebene. Alle lokalen Schulen bestanden aus einem Gebäude für Unterricht und einem Gebäude für die rituelle Verehrung Konfuzius, seiner Schüler sowie in der in den Konfuziusschrein aufgenommenen koreanischen Konfuzianer. Zu Beginn der Chosŏn-Zeit wurde das staatliche Schulsystem stark durch die Regierung gefördert und aus der Hauptstadt entsandte Lehrer unterrichteten in den Schulen der verschiedenen Regionen. Die zunehmende finanzielle Belastung, besonders nach den japanischen Invasionen 1572-1578, ließ jedoch das staatliche Schulsystem später verfallen. Oftmals wurden Schulen nun von lokalen Familien betrieben oder durch Sŏwŏn ersetzt, wodurch die Regierung jedoch die Kontrolle über die unterrichteten Inhalte verlor. Vor ihrem Bedeutungsverlust dienten die Hyanggyo als Vorbereitungsschulen für die, zivilen und militärischen, Staatsprüfungen und waren theoretisch für alle Bevölkerungsklassen, mit Ausnahme von Sklaven und anderen Angehörigen der niedersten Klasse, zugänglich. Mit der Abschaffung des traditionellen Bildungssystems und der Ankunft der japanischen Kolonialmacht in Korea wurden viele Hyanggyo in Dorf- und Grundschulen umfunktioniert.
Sŏwŏn (書院)
Die ersten konfuzianischen Akademien wurde Mitte des 16. Jahrhunderts in Korea gegründet. Konfuzianische Akademien existierten in China seit dem 9. Jahrhundert und waren besonders ab der Song-Dynastie (960-1279) eng mit der neo-konfuzianischen Lehre des Gelehrten Zhu Xi (1130-1200) verbunden. Viele der frühen in Korea gegründeten Sŏwŏn entstanden als Gegenstück zu den Hyanggyo des staatlichen Schulsystem, welche viele Gelehrte als reine Prüfungsschulen kritisierten. Die koreanischen Gelehrten beabsichtigten in den Akademien ein Ideal vom Lernen zur Schaffung des idealen konfuzianischen Geistes zu verwirklichen und gleichzeitig die Bevölkerung mit konfuzianischen Werten zu indoktrinieren, wodurch schließlich eine ideale, harmonische Gesellschaft entstehen sollte. In vielen Schreinen der privaten Akademien wurden lokale Gelehrte, abseits der rituellen Orthodoxie des staatlichen Konfuziusschreins, verehrt und damit eine direkte Beziehung zu lokalen Eliten geschaffen. Tatsächlich gründeten sich viele Akademien, auch mit Unterstützung der Regierung, die sich an den Prüfungen orientierten und möglichst viele Schüler der eigenen politischen Fraktion in den Staatsdienst bringen wollten. Schnell entwickelten sich die Akademien durch Steuerbefreiung sowie Land- und Sklavenbesitz zu mächtigen Institutionen in den koreanischen Provinzen, die oftmals die Ressourcen einer gesamten Region zu ihren eigenen Gunsten aktivieren konnten. Ende des 19. Jahrhunderts war die Zahl und Macht der Akademien so weit angewachsen, dass sich die Zentralregierung gezwungen sah ihre Zahl auf 47 zu beschränken.
Sabu Haktang (四部學堂, oder Sahak)
Die vier Schulen, waren Vorbereitungsschulen für den Eintritt in die Kukhak/Sŏnggyun'gwan der Hauptstadt. In diesen Schulen wurden die Söhne der Yangban-Eliten in der Hauptstadt unterrichtet und auf die Teilnahme an den staatlichen Prüfungen vorbereitet. Aufgrund der vielen Beamten im Staatsdienst war der Zugang zu den, in allen vier Himmelsrichtungen der Hauptstadt verteilten, Haktang stark umkämpft.
Sŏdang (書堂)
Als Sŏdang wurden normalerweise Schulen bezeichnet, die von Jungen ab dem Alter von 5 Jahren besucht wurden und in welchen eine grundsätzliche Bildung vermittelt wurde. Diese Schulen unterrichteten anhand von Schriften wie z.B. dem „Tausend Zeichen Klassiker“ das Lesen und Schreiben chinesischer Zeichen. Die studierten Texte vermittelten dabei gleichzeitig konfuzianische Werte und bereiteten auf den weiterführenden Besuch einer Hyanggyo oder Sŏwŏn vor. Anfänglich vom Staat unterstützt wurden Sŏdang später eher private Institutionen, die oftmals von Yangban-Familien in ihren Gemeinden zur Erziehung der eigenen Söhne gegründet wurden aber auch Kinder aus anderen Familien akzeptierten. Neben diesen Schulen existierten allerdings auch Sŏdang deren Erziehung sich an ältere Studenten richtete, die meist von älteren Gelehrten als private Rückzugsräume nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst etabliert wurden. Solche privaten „Studios“ wurden auch manchmal als Chŏngsa (精舍) bezeichnet. Viele Sŏdang wurden später in staatliche Grundschulen transformiert.
Sach'al (寺刹)
Obwohl die Chosŏn-Zeit von konfuzianischem Denken, besonders in Bildungsfragen, dominiert wurde und nach dem Ende der Koryŏ-Dynastie der Buddhismus und Buddhisten stark diskriminiert wurden, spielten buddhistische Klöster und Tempel jedoch weiterhin eine nicht zu unterschätzende Rolle. Grundsätzlich standen buddhistische Institutionen allen Bevölkerungsteilen offen, im Gegensatz zum Konfuzianismus auf Frauen, und ermöglichten eine Ausbildung in Lesen und Schreiben anhand buddhistischer Texte. Selbst konfuzianische Gelehrte kritisierten zwar in ihren offiziellen Schriften den Buddhismus stark, standen jedoch selbst manchmal in persönlichem Kontakt mit eminenten buddhistischen Mönchen, nutzten die umfassenden Bibliotheks- und Druckerei Anlagen der Klöster oder formten ihre eigenen Schulen nach buddhistischen Vorbildern. Daher darf der Einfluss des Buddhismus auf die Bildungsgeschichte Koreas sowie auf Entstehung moderner Bildungsvorstellungen in Korea nicht ignoriert werden.