Forschungsprojekt "Die Stadtmauer von Messene"
Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack (TU Berlin)
Kooperationspartner: Prof. Dr. Petros Themelis (Leiter der Ausgrabung von Messene/Society for Messenian Archaeological Studies, Athen), Prof. Dr.-Ing. Jan Pieper (RWTH Aachen)
Projektkoordination: Dr. Silke Müth, Freie Universität Berlin
(Verlaufskartierung, Dokumentation der schlecht erhaltenen Abschnitte und unterstützender Befestigungswerke in der direkten Umgebung, topographische und historische Forschung)
Weitere Mitarbeiter:
Jürgen Giese M.A., Universität Bamberg
(Bauaufnahme der gut erhaltenen Abschnitte, historische Bauforschung)
Ute Schwertheim M.A, Freie Universität Berlin
(Ausgrabung und Reinigung, Ausgrabungsauswertung und Fundbearbeitung)
Dr. Jean-Claude Bessac, CNRS Lattes/Frankreich
(Material: Gewinnung, Verwendung, Bearbeitung, Transport, ökonomische Evaluation)
Dipl.-Ing. Judith Bartel RWTH Aachen
(Mitarbeit im Bereich Bauaufnahme und historische Bauforschung, Bearbeitung der Wehrgänge)
Dr. Caroline Huguenot, Université de Toulouse/Frankreich
(Mitarbeit im Bereich Material)
Gerda Henkel Stiftung
Projektbeschreibung
Lage von Messene auf der südwestlichen Peloponnes
Die Stadt Messene im Südwesten der Peloponnes wurde 369 v. Chr. mit Thebanischer Unterstützung gegründet. Intensive Ausgrabungen sowie architektonische und topographische Studien durch internationale Forscherteams haben den Ort in den letzten zehn Jahren zu einer der heute am besten bekannten Stadtanlagen im antiken Griechenland gemacht. Im Gegensatz dazu musste das aufgrund seines exzellenten Erhaltungszustandes berühmteste Bauwerk der Stadt, die Stadtmauer, bisher als nahezu unerforscht gelten. Von dem über 9 km langen und in einigen Partien bis zu 10 m hoch erhaltenen Monument waren beispielsweise weder der Verlauf noch die Zahl und Lage von Toren und Türmen sowie die Baugeschichte umfassend geklärt. Dieses Defizit zu beheben, hat sich das auf vier Jahre Laufzeit angelegte Projekt zum Ziel gesetzt.
Links: Arkadisches Tor und nach Osten anschließender Mauerabschnitt,
Rechts: Nördlicher Abschnitt der Westmauer
Mit der Messenischen Mauer wurde ein Meisterwerk antiker Baukunst gewählt, das auch für die Betrachtung weiterführender kulturhistorischer Fragen prädestiniert ist: Der Bau der Mauer im 4. Jh. v. Chr. fällt in eine Zeit Bahn brechender Entwicklungen der Waffentechnik und gestattet einen wichtigen Einblick in das spannende Wechselspiel zwischen Belagerungs- und Verteidigungstechnik – ein Wettlauf, der in der Zeit Alexanders des Großen um 330 v. Chr. einen ersten Höhepunkt erreicht. Ferner fällt der Stadtmauerbau in eine Zeit der völligen Neuordnung der Machtverhältnisse auf der Peloponnes und ist Stein gewordenes Manifest der Thebanischen Präsenz in einem traditionell von Sparta beanspruchten Gebiet. In welcher Weise sich die äußere Bedrohung einerseits und der Repräsentationswillen der Messenischen Bürger andererseits in diesem Bauwerk niederschlagen und dank welcher ökonomischer Hintergründe dieses Großprojekt überhaupt zu realisieren war, sind weitere Fragestellungen innerhalb des Projektes.
Gesamtplan der Stadtmauer Messenes
Durch die Kombination bauforscherischer, archäologischer, geodätischer und geologisch-mineralogischer Methoden wird eine detaillierte Dokumentation des gesamten Mauerverlaufes, der aufgehenden Architektur, der Vorwerke, des extraurbanen Befestigungssystems sowie der zum Bau verwendeten Steinbrüche und Transportwege erstellt. Ausgrabungen legen exemplarisch wichtige, aber verschüttete Strukturen der Mauer frei und liefern Datierungshinweise. Auf Basis dieser Dokumentation erfolgt eine ausführliche Auswertung der Ergebnisse hinsichtlich praktisch-technischer, architekturhistorischer, ökonomischer und historisch-politischer Fragestellungen.
Informationen zu den Kampagnen