Authentizität und Originalität, künstlerische Wiederholungen und Fakes. Eine transkulturelle Perspektive
Die Lehrveranstaltung bietet einen Überblick zur Geschichte und transkulturellen Dynamik von Authentizitäts- und Originalitätskonzepten. In der westlichen Kunstgeschichte mit ihrem linearen, nach Stilepochen gegliederten Narrativ liegt der Akzent stärker auf der Idee der "Originalität", während die Frage der "Authentizität" eher im Bereich der außereuropäischen Kunst verhandelt wird. Doch sind beide letztlich nur die Kehrseiten der gleichen Medaille. Wir werden im ersten Teil des Seminars unterschiedliche Konzepte von Originalität, Wiederholung, Kopie, Plagiat und Fälschung sowie Strategien der Authentifizierung in Afrika, China und Europa in den Blick nehmen und miteinander vergleichen. Das Themenspektrum reicht dabei von der Kommodifizierung und ‚objektgebundenen Kunstfälschung‘ bis hin zur ‚Appropriation-Art‘ und zum ‚diskursorientierten Fake‘. Im Zentrum steht die Frage, wie im Zuge transkultureller Prozesse in historischen und gegenwärtigen Kontaktzonen Originalitäts- und Authentizitätskonzepte ausgetauscht, verhandelt und neu formuliert werden; welche Rolle Machtverhältnisse bei ihrer globalen Zirkulation in lokalen Kontexten spielen, und wie sie dort unterschiedlich adaptiert und umgedeutet werden. Im zweiten Teil geht es dann um eine Bestandsaufnahme von Arbeiten und Projekten zeitgenössischer KünstlerInnen, die – konzeptuell ausgerichtet und auf künstlerischen Forschungen beruhend – Zuschreibungen von Originalität und Authentizität hinterfragen oder sich gezielt des ‚Fakes‘ als einer künstlerischen Strategie bedienen. Dabei sollen auch die Grenzen ausgelotet werden, in denen der westliche, auf der Idee des Originals basierende Kunstbegriff durch sein lineares Geschichtsbild und seinen hegemonialen Universalitätsanspruch gefangen ist.
Typ | Seminar |
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Dozent/in | Prof. Dr. Tobias Wendl, Dr. Melanie Klein |
Institution | Kunsthistorisches Institut Abteilung Kunst Afrikas |
Semester | Wintersemester 2012-13 |
Veranstaltungsumfang | 2 SWS |
Raum | Koserstr. 20, 14195 Berlin A320 |
Zeit | Donnerstag 14-16 Uhr (Beginn 18.10.) |
Literaturliste
Chidester, David, Authentic Fakes. Religion and American Popular Culture. Berkeley: UCLA 2005.
Cole, Herbert M. et al. (1976): Fakes, Fakers, and Fakery. Authenticity in African Art, in: African Arts 9/1, S. 20-31, 48-74.
Etnofoor XVII/2 (2005), Special Issue on Authenticity, Amsterdam.
Kasfir, Sidney, African Art and Authenticity. A Text with a Shadow, in: Oguibe/Enwezor (Hg), Reading the Contemporary. African Art from Theory to the Marketplace, London: Iniva 1997.
Römer, Stefan, Künstlerische Strategien des Fake. Kritik von Original und Fälschung. Köln: Dumont 2001.
Shannon Fitzgerald und Tumelo Mosaka (Hg.), A Fiction of Authenticity – Contemporary Africa Abroad, Ausstellungskatalog Contemporary Art Museum, St. Louis 2004.
Welles, Orson, F for Fake - F wie Fälschung (Film 1975 – 85 min.)Die Lehrveranstaltung bietet einen Überblick zur Geschichte und transkulturellen Dynamik von Authentizitäts- und Originalitätskonzepten. In der westlichen Kunstgeschichte mit ihrem linearen, nach Stilepochen gegliederten Narrativ liegt der Akzent stärker auf der Idee der "Originalität", während die Frage der "Authentizität" eher im Bereich der außereuropäischen Kunst verhandelt wird. Doch sind beide letztlich nur die Kehrseiten der gleichen Medaille. Wir werden im ersten Teil des Seminars unterschiedliche Konzepte von Originalität, Wiederholung, Kopie, Plagiat und Fälschung sowie Strategien der Authentifizierung in Afrika, China und Europa in den Blick nehmen und miteinander vergleichen. Das Themenspektrum reicht dabei von der Kommodifizierung und ‚objektgebundenen Kunstfälschung‘ bis hin zur ‚Appropriation-Art‘ und zum ‚diskursorientierten Fake‘. Im Zentrum steht die Frage, wie im Zuge transkultureller Prozesse in historischen und gegenwärtigen Kontaktzonen Originalitäts- und Authentizitätskonzepte ausgetauscht, verhandelt und neu formuliert werden; welche Rolle Machtverhältnisse bei ihrer globalen Zirkulation in lokalen Kontexten spielen, und wie sie dort unterschiedlich adaptiert und umgedeutet werden. Im zweiten Teil geht es dann um eine Bestandsaufnahme von Arbeiten und Projekten zeitgenössischer KünstlerInnen, die – konzeptuell ausgerichtet und auf künstlerischen Forschungen beruhend – Zuschreibungen von Originalität und Authentizität hinterfragen oder sich gezielt des ‚Fakes‘ als einer künstlerischen Strategie bedienen. Dabei sollen auch die Grenzen ausgelotet werden, in denen der westliche, auf der Idee des Originals basierende Kunstbegriff durch sein lineares Geschichtsbild und seinen hegemonialen Universalitätsanspruch gefangen ist.