Burkhard Zink
Burkhard Zink
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Burkhard Zink
Kaufmann, teils abh., teils selbständig arbeitend; Schreiber, Chronist, Söldner, Ratsbediensteter; röm.-kath.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* um 1396 bei Memmingen/Steiermark
† 1474 oder 1475 Augsburg
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Sohn eines kleinen Kaufmanns und Hausbesitzers; mit 7 Jahren Lateinschule, er sollte Priester werden wie der Bruder des Vaters; 1407 schickten ihn die Eltern mit einem älteren Schüler nach Krain zu seinem Onkel, einem Pfarrer; der Onkel schickte ihn nach Reifnitz in die Lateinschule und brachte ihn − seine Beziehungen zur Gräfin v. Ortenburg, seiner Patronin, nutzend − beim gfl. Baumeister Hans Schwab unter; der Onkel hatte vor, ihn dann zum Studieren nach Wien zu schicken und ihm sein Vermögen zu vererben; BZ lehnte das jedoch ab und brach 1415 im Streit nach Memmingen auf, um sein mütterl. Erbe zu fordern, das er aber nicht erhielt; er ging zu seinem Onkel zurück, der jedoch inzwischen gestorben war und sein Vermögen seinen leibl. Kindern vermacht hatte; bei seiner erneuten Rückkehr nach Memmingen suchte er sich eine Stelle als Lehrer, war etwa 2 Jahre lang wandernder Schüler und Lehrer; seit 1415 kurz in Augsburg als Kaufmannsgehilfe, dann in Nürnberg und Bamberg, 1419 Rückkehr nach Augsburg, dort Faktor bei Jos Kramer; 1420 Heirat mit Elisabeth Störklerin aus Mering, Magd Jos Kramers, in dieser Ehe 10 Kinder; Kramer war wegen der eigenmächtigen Heirat seiner beiden Angestellten zeitweise erzürnt und entließ beide, stellte aber BZ bald wieder ein und verhielt sich als sein Patron, verschaffte ihm u. a. die ersten Ratsaufträge; bis zu Kramers Tod 1430 blieb er in dessen Geschäft tätig, seine Söhne entließen ihn; Peter Egen bot ihm dann eine Stelle als Waagmeister an, auch Egen verhielt sich als sein Patron; 1438 verließ er Egen; 1440 kaufte er ein Haus; 1441 trat er als Faktor in die Meuting-Handelsgesellschaft ein; 1444 kaufte er ein weiteres Haus und trat wieder aus, dann eigener Handel und Ratsdienste: u. a. 1450 Zahlmeister, 1454 Kornungelter, 1456 Siegler auf dem Weinstadel, er bezog eine Dienstwohnung auf dem Weinstadel, 1458 Groß-Weinungelter, 1459 Stadtzinsmeister; weitere Hauskäufe und -verkäufe; Stadtchronist; heiratete nach dem Tod der ersten Ehefrau (1440) noch dreimal: 1441 Heirat mit Frau v. Adelzhausen (adlig, gest. 1449), die 2 Kinder in die Ehe einbrachte, dann lebte er unverh. mit Margret Segesserin und hatte mit ihr 2 Kinder, ca. 1454 schickte er sie weg und gewann den Prozess, den sie daraufhin gegen ihn angestrengt hatte, 1454 Heirat mit Dorothea Münsterlin (gest. 1459), mit ihr 4 Kinder, 1460 Heirat mit Anna N. N., mit ihr 2 Kinder, sie überlebte ihn; insgesamt 20 Kinder
1.4. Literatur zur Person
VL1 4 (1953) 1154-1162 (Herberhold); VL2 10 (1999) 1556-1558 (Karl Schnith); ADB 45 (1900) 325-329 (F. Frensdorff); LThK2 10 (1965) 1374 (Karl Schnith); LThK3 10 (2001) 1459 (Karl Schnith); Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 3 (1954) 81-116 (Arthur Maximilian Miller); Frensdorff ed. (s.u. 2.1.) XI-XLV; J. Groß, Burkhard Zink. In: Allgäuer Geschichtsfreund III (1890) S. 69-75; Fr. Rebel, Die Frauen Augsburgs in Geschichte und Dichtung. In: Der Sammler. Beilage zur Augsburger Abendzeitung 1899, Nr. 24-29; Arthur Maximilian Miller, Burkard Zink, Der Augsburger Chronist. Sein Leben und sein Werk. Donauwörth 1947; Erich Maschke, Der wirtschaftliche Aufstieg des Burkhard Zink (geb. 1396, gest. 1474/5) in Augsburg. In: Otto Brunner/Hermann Kellenbenz (Hgg.), FS Hermann Aubin zum 80. Geburtstag. Wiesbaden 1965. Bd. 1, 235-262; Ulf Dirlmeier, Zum Problem von Versorgung und Verbrauch privater Haushalte im Spätmittelalter. In: Alfred Haverkamp (Hg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt. (= Städteforschung A 18). Köln/ Wien 1984, 257-288: 260. 271. 276. 286; Harry Kühnel, Das Alltagsleben im Hause der spätmittelalterlichen Stadt. In: ebd. 37-65: 58; August Nitschke, Die Stellung des Kindes in der Familie im Spätmittelalter und in der Renaissance. In: Alfred Haverkamp (Hg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt. (= Städteforschung A 18). Köln/Wien 1984, 215-243: 220. 222. 227; Harry Kühnel, Mobile Menschen in „quasistatischer“ Gesellschaft. In: ders. (Hg.), Alltag im Spätmittelalter. Darmstadt 21986, 114-120: 120; Wolfgang Petz, Der Aufstieg des Burkhard Zink. Ein Augsburger Kaufmann des Mittelalters erzählt sein Leben. (= Bayern − Land und Leute). München 1988; Heide Wunder, Historische Frauenforschung − Ein neuer Zugang zur Gesellschaftsgeschichte. In: Werner Affeldt (Hg.), Frauen in Spätantike und Frühmittelalter: Lebensbedingungen − Lebensnormen − Lebensformen. Sigmaringen 1990, 31-41 (BZ und Elisabeth Störklerin: Arbeitspaar); Johannes Janota/Werner Williams-Krapp (Hgg.), Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts. Tübingen 1995 (versch. Beiträge)
2.1. Quelle: benutzte Edition
Chronik des Burkhard Zink. 1368-1468. Buch III. In: Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg Bd. 2. Hg. von F. Frensdorff. (= Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 5). Leipzig 1866 (= ND Göttingen 1965), 122-143
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
kritische vollständige Ausgabe nach den Handschriften (Abschriften), die v. a. bezüglich Chronologie und lateinischer Stellen fehlerhaft sind; Zinks Chronik ist nur lückenhaft abgeschrieben (innere Indizien), in der Autobiographie Lücke: 136 Anm. 4 (vgl. XLI-XLII); orthographische Vereinfachung (LIf.)
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Frensdorff ed. (s.o. 2.1.) XLI-XLIII; Matthias Lexer ebd. XLVI-LII; Misch IV/2, 585 Anm. 588; Werner Mahrholz, Dt. Selbstbekenntnisse. Ein Beitrag zur Gesch. der Selbstbiographie v. der Mystik bis zum Pietismus. Berlin 1919, 46-49; ders., Das Leben des Burkhard Zink. Die erste deutsche Selbstbiographie. Leipzig 1928; Heinrich Schmidt, Die deutschen Städtechroniken als Spiegel bürgerlichen Selbstverständnisses im Spätmittelalter. (= Schriftenreihe der Hist. Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 3). Göttingen 1958; Karl Schnith, Die Augsburger Chronik des Burkard Zink. Eine Untersuchung zur reichsstädtischen Geschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts. Diss. München 1958; Lorna Susan Bloom, German Secular Autobiography. A Study of Vernacular Texts from circa 1450 to 1650, Ph. D. thesis Univ. of Toronto 1983, 244-259; Dieter Weber, Geschichtsschreibung in Augsburg. Hektor Mülich und die reichsstädtische Chronistik des Spätmittelalters. (= Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg 30). Augsburg 1984, 235; Jörg Rogge, Vom Schweigen der Chronisten. Überlegungen zu Darstellung und Interpretation von Ratspolitik sowie Verfassungswandel in den Chroniken von Hektor Mülich, Ulrich Schwarz und Burkhard Zink. In: Johannes Janota (Hg.), Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts. (= Studia Augustana 7). Tübingen 1995, 216-239; de Boor/Newald IV,1 (1970) 149f.; Wenzel 2 (1980) 44-50 (Lit.); Horst Wenzel, Zu den Anfängen der volkssprachigen Autobiographie im späten Mittelalter. In: Daphnis 13 (1984) 59-75: 69-75
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Das Leben des Burkard Zink. Die erste deutsche Selbstbiographie. (= Inselbücherei Nr. 312). Leipzig 1928 (Nachw. v. Werner Mahrholz); Wenzel 2 (1980) 51-72 (Abdruck von Frensdorff ed. [s.o. 2.1.] 122-143)
3.1. Abfassungszeit
1450er Jahre bis 1468 (Frensdorff ed. [s.o. 2.1.] XXI)
3.2. AdressatInnen
keine genannt; wohl familiär, aber nicht ausdrücklich zu Nachahmung aufgefordert; evt. hätte der nicht geschriebene weitere Teil dies leisten sollen.
3.3. Funktion der Quelle
Selbstvergewisserung (?); Bestimmung der eigenen Identität als einer dennoch sozialen (Autobiographie = Teil der Stadtgeschichte) angesichts dessen, daß Zink herkunftslos (d. h. ohne in Augsburg ansässige Familie) war und familiäre Pläne für seine Laufbahn (Priester) nicht verwirklicht hatte
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; nur Abschriften erhalten (Schreiber nicht bekannt)
4.1. Berichtszeitraum
1396-1462 (Chronik insges.: 1368-1468)
4.2. Sprache
dt.
4.3. Form der Quelle
Prosa, Ich-Form; Lebensgeschichte (1. Teil), Familiengeschichte (2. Teil); als Buch III in Zinks Augsburger Stadtgeschichte integriert, zur Chronik: Buch I: 1368-1397 (Frensdorff ed. [s.o. 2.1] 1-56), Buch II: 1401-1466 (ebd. 57-121), Buch IV: 1416-1468 (ebd. 144-330); Überschrift von Buch III: „In dem namen gots fach ich an zu schreiben diß nachvolgend besunder buech, wie ich Burkhart Zingg von meinen kintlichen tagen gelept und was ich mich genietet han und wie es mir gangen ist.“; das 1. Buch ist die etwas veränderte Abschrift einer älteren Chronik, die folgenden 3 Bücher stammen ganz von ihm; ab Mitte des Jh.s sammelte er Nachrichten und stellte sie zusammen
4.4. Inhalt
berufliche und finanzielle Aufstiegsgeschichte: Ausbildung, Heirat, Hauskäufe, Familienereignisse