Matthias Schenck
Matthias Schenck
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Matthias Schenck [Schenk]
Lehrer; luth.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* ? 1517 Konstanz
+ 21. 07. 1571 Augsburg
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
die Eltern wollten, dass er Geistlicher werden sollte; besuchte 1535 das Straßburger Gymnasium, wo Johannes Sturm auf ihn Einfluss gewann; 1539 Univ. Marburg, 1540 Univ. Wittenberg: Theologiestudium; 1541 wurde er von Isny aus zum Leiter der Lateinschule in Konstanz berufen; 1543-53 unterrichtete er in Konstanz; nach der ksl. Besetzung Konstanz‘ im Schmalkald. Krieg verlor er seine Stelle und kam in Augsburg am St. Anna-Gymnasium unter; 1553 vom Rat nach Augsburg berufen, wo er an der Annenschule 18 Jahre lang unterrichtete; sorgte für die Hebung der Qualität an St. Anna, die unter dem Rektor Sixt Birk sehr gesunken war, durch Vermittlung gründlicher Vertrautheit mit lat. und griech. Grammatik; Hieronymus Wolf wurde 1557 auf seine Veranlassung nach Augsburg berufen; Lukas Geizkofler war während seiner Schulzeit in St. Anna (1563-ca. 1570) bei ihm in Kost und Wohnung; Schriften: Gedicht auf die Eroberung Konstanz‘; Schulbücher; Denkschriften über Schulreform; Terenzübers. (Prosa), in den Text eingefügt
1.4. Literatur zur Person
Jöcher 4 (1751) 252; ADB 31 (1890) 56 (J. Bolte); Schelhorn 11 (s.u. 2.1.) 362-367; Julius Hans, Beiträge zur Geschichte des Augsburger Schulwesens. In: Zs des hist Vereins für Schwaben 4 (1878) 17-71; Franz Anton Veith, Bibliotheca Augustana 6 (1790) 68f., 7 (1791) 216-224; Manfred Linsbauer, Lukas Geizkofler und seine Selbstbiographie. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 60 (1980) 35-84: 35. 48f. 50. 81
Autobiogr. Quellen: Lukas Geizkofler, Autobiographie ed. A. Wolf 26. 27. 28. 29; Hieronymus Wolf, Autobiographie übers. H.-G. Beck 79. 83. 92
2.1. Quelle: benutzte Edition, Länge (Druckseiten)
Matthiæ Schenckii, lycei Augustani quondam rectoris, ad Hieronymum Wolfium epistola, qua vitam suam ipsemet descripsit. In: Johann Georg Schelhorn, Amoenitates litterariae quibus variae observationes, scripta item quaedam anecdota et rariora opuscula exhibentur. T. 1-14. Francofurti 1725-31. T. 10, 1047-1080, Text 1051-1080
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
-
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Schelhorn ed. T. 11 (s.o. 2.1.) 362-367: M. Jacobi Bruckeri Analecta ad Vitam Matth. Schenckii (Erläuterungen zur [Auto-]Biographie)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
urspr. gedr. in: Tabula compendiosa de origine, successione, ætate et doctrina veterum philosophorum, ex Plutarcho, Laertio, Cicerone, et aliis ejus generis scriptoribus. A G. Morellio Tiliano collecta, & cum Hieronymi Wolfii, Polyhistoris quondam Augustani longe celeberrimi, annotationibus variisque accessionibus. Basel 1580
3.1. Abfassungszeit
Jan. 1571, beendet am 18. 01. 1571
3.2. Funktion und Zweck der Quelle
Ablehnung der Bitte Wolfs, zu seiner (Wolfs) neuen Demosthenes-Ausgabe einige Zeilen hinzuzufügen; MSch begründet im vorliegenden Brief, dass seine Ablehnung dieser Bitte nicht auf Faulheit, sondern auf seinen geringen Fähigkeiten gepaart mit hohen Ansprüchen beruhe; zur Begründung verweist er einmal auf die Überschwemmung des Buchmarktes mit wenig anspruchsvollen Texten, und zum anderen argumentiert er mit seiner Lebensgeschichte (will zeigen, dass ihm Zeit und Kompetenz fehlen); wahrscheinlich erzählte MSch sein Leben auch um seiner selbst willen und wünschte insgeheim, dass dieser Brief ediert und so einem größeren Publikum zugänglich gemacht würde (30 Seiten Länge des Textes!, literarische Stilisierung des Briefes, viele Details)
3.3. AdressatInnen
Hieronymus Wolf, „affini atque collegae suo“; vermutlich Hoffnung auf Verbreitung in gedr. Form an weitere Gelehrtenkollegen durch Wolf
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; Original oder Abschrift durch Wolf nach MSchs Tod an dessen Sohn Johannes geschickt, der Stadtarzt in Nürnberg war; gedr. durch den Empfänger im Jahr 1580 (s.o. 2.4.); vermutlich hoffte MSch, dass Wolf den Brief drucken lassen würde (was dieser auch tat)
4.1. Berichtszeitraum
gesamtes Leben (Geburt bis Abfassungszeit)
4.2. Form der Quelle
lat., Ich-Form, Brief mit direkter Anrede an Wolf; hochstilisiertes Lat. (das erlaubte, seine Bildung zur Schau zu stellen)
4.3. Inhalt
drei große Abschnitte: (1) Ablehnung von Wolfs Schreibangebot vor allem mit dem Argument, dass es zu viele schlechte Bücher gibt und er sich nicht befähigt fühlt, etwas qualitativ Hochwertiges zu produzieren (1051-1057); (2) Darstellung seines Lebens: Geburt, Studium und Entscheidung zum Lehrerberuf, Tätigkeiten bis 1552, Übersiedlung nach Augsburg mit der Beschreibung des mühseligen Aufbaus der Schule, der Lehrverpflichtungen und des Alltags, in dem es keinen Augenblick Ruhe gibt (Elternbesuche, Überwachung der Schüler), Beschreibung der häuslichen Aufgaben und der Familienpflichten (Hausarbeit und Hilfe für die Frau: Sorge für Vorräte an Wein und Getreide sowie weitere Dinge, die für Ernährung und Gesundheit nötig sind; Erziehung der Kinder; Vorsorge für die Familie für den Fall seines Todes) (1057-1076); (3) Zusammenfassung mit nochmaliger Ablehnung des Schreibangebotes − dieser Teil enthält u.a. ein Lob auf die Schriften des Demosthenes, die seiner Zeilen nicht bedürften, und ein Lob auf Wolfs Edition und dessen Kommentare, die natürlich nicht zu den eingangs erwähnten schlechten Büchern zu zählen seien (1076-1080)