Lucas Rem
Lucas Rem
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Lucas Rem
Patrizier; Kaufmann; luth.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 14. 12. 1481 Augsburg
+ 22. 09. 1542 Augsburg
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Familie im schwäb.-reichsstädt. Raum weitverzweigt, Stellung in Augsburg zw. Patriziat, Zünften und Mehrern der Gesellschaft, hatte 1478 die Einbeziehung ins Patriziat zurückgewiesen, fand aber 1538 doch noch Aufnahme; Vater Kaufmann und Teilhaber der Vöhlin-Gesellschaft, die von den Welsern übernommen wurde, Mutter Magdalena Welser; Unterricht bei den örtlichen Pfarrherren und kurze Zeit in Ulm; 1494-1498 kaufmännische Lehre in Venedig; bei seiner Reise nach Venedig 1494 begleitete ihn Hans Pfister, der später Mitglied der Welser-Gesellschaft wurde, und auch in Venedig war er in der Obhut von Bediensteten der Vöhlin und des Anton Welser; nach seiner Lehre schlug er den Ruf in die heimatliche Firma des Vaters aus; mit 17 Jahren im Dienst der Lauginger, Reisen in die Schweiz, nach Italien und Frankreich; vor Bewerbung bei seinem Onkel Anton Welser Tätigkeit in zwei anderen Firmen; 1499-1517 Kaufmann im Dienst der Welser-Firma, dabei viele Reisen v.a. nach Südfrankreich, Italien, Spanien, Portugal, Holland; in Lissabon 1503-1510 Tätigkeit im kolonialen portugiesischen Handel mit Indien, Afrika, Kapverdischen und atlantischen Inseln; 1510 auch Anfänge eigener kolonisatorischer Tätigkeit, u.a. organisierte er die Zuckerproduktion auf Madeira; 1511 Leitung der Geschäfte in Antwerpen, längere Zeit in Brabant; 1517 Beurlaubung der beiden Rem-Brüder und Entbindung vom Diensteid durch die Welser; ab 1518 Gründung einer Handelsges. zusammen mit seinen Brüdern Endris und Hans, nach dem Tod seiner Brüder war er zuletzt Alleininhaber; 1518 Heirat mit Anna Ehem, in dieser Ehe sieben Kinder; 1527 luth.; 1535 Schlaganfall, danach nur noch Badereisen; „Pionier des oberdeutschen Überseehandels“ (v. Welser)
1.4. Literatur zur Person
NDB 21 (2003) 408-410 (Reinhard Jacob); ADB 28 (1889) 187-190 (Wilhelm Vogt); Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 6 (1958) 166-185 (Hubert Frhr. v. Welser); Paul von Stetten, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg sowohl in Ansehung ihres besonderen Standes als auch in Ansehung einer jeden einzelnen Familie / beschrieben und aus bewährten Geschicht-Schreibern und Urkunden gezogen durch Paul von Stetten. Augsburg 1762; August Nitschke, Die Stellung des Kindes in der Familie im Spätmittelalter und in der Renaissance. In: Alfred Haverkamp (Hg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt. (= Städteforschung A 18). Köln/Wien 1984, 215-243: 222; Katarina Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert. Zur sozialen Verflechtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtpfleger 1518-1618. (= Schriften der Philos Fakultäten der Univ Augsburg, Hist.-sozialwissenschaftliche Reihe, 29). München 1986, 80-83 (durch ihre geschäftlichen Beziehungen bewegen sich die Rems auch der nächsten Generationen im Welser-Netzwerk)
2.1. Quelle: benutzte Edition, Länge (Druckseiten)
Tagebuch des Lucas Rem aus den Jahren 1494-1541. Ein Beitrag zur Handelsgeschichte der Stadt Augsburg. Hg. von B. Greiff. Augsburg 1861 (= 26. Jahres-Bericht des historischen Kreis-Vereins im Regierungsbezirke von Schwaben und Nürnberg f das Jahr 1860) 1-76
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
vollst. nach der Orig.-Hs. (50 Pergamentblätter in Quart, gebunden); keine Editionsprinzipien genannt, kein Seitenwechsel angezeigt; zahlreiche inhaltl. Erläuterungen
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Greiff ed. (s.o. 2.1.) XVII; Wenzel 2 (1980) 102-108; Anette Völker-Rasor, Bilderpaare − Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des 16. Jahrhunderts. (= Rombach Wissenschaft. Reihe Historiae 2). Freiburg 1993; Valentin Groebner, Die Kleider des Körpers des Kaufmanns. Zum „Trachtenbuch“ eines Augsburger Bürgers im 16. Jahrhundert. In: Zeitschrift für historische Forschung 25 (1998) 323-358: 340f. 353. 355; Barbara Schmid, Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Zürich 2006, 76-81
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Auszüge: Beyer-Fröhlich 4 (1931) 182-199 (nach Greiff ed. [1861] [s.o. 2.1.]); Auszug: Wenzel 2 (1980) 109-134 (nach Greiff ed. [1861])
3.1. Abfassungszeit
nicht ersichtlich
3.2. Funktion und Zweck der Quelle
Buchführung über das eigene Leben: Rechenschaft über Zeit, Geld, Redlichkeit, Kinderzahl; eigenes Leben und Verhalten wird als vorbildlich hingestellt (während andere z.T. als negative Kontrastfiguren beschrieben werden; Normen: Ordnung, Ehrlichkeit, nützliche Zeitverwendung, Sparsamkeit, Fleiß, Genuss- und Aufwandsbeschränkung, Geld gewinnbringend anlegen)
3.3. AdressatInnen
keine genannt; zumindest Teile der notierten Informationen waren aber f. seine Nachkommen bestimmt (Notizen über LRs und seiner Erben Verpflichtungen 56A. 57C.D); auch wurde die Hs. v. diesen in Besitz genommen: Nachträge v. der Hand eines Enkels (laut Hg.) (z.B. 3); Verwendung des Tagebuchs als Muster für das eigene Tagebuch durch LRs Schwiegersohn Hartlieb (Anm. 306)
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
Orig.-Hs.; zunächst in der Familie überliefert; Ort (1861): Stadtbibliothek Augsburg
4.1. Berichtszeitraum
1340 (Urgroßvater, der als erster Kaufmann war) -1541
4.2. Form der Quelle
dt., Prosa, Ich-Form; tagebuchartige Lebensgesch., in zehn Kapitel aufgeteilt
4.3. Inhalt
v.a. geschäftliche Reisen und Unternehmungen; Verteilung räumlicher, ökonomischer und familiärer Aktivitäten über die Zeit