Ulrich II. Putsch
Ulrich II. Putsch
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Ulrich II. Putsch
Patrizier; Pfr.; Stadtschreiber, Notar, Kanzler und Bergbauverwalter des Hz.s von Österreich; Bischof
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* evtl. späte 50er Jahre d. 14. Jh. Donauwörth/Schwaben
† 29. 08. 1437 in?
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Vater Jakob war Patrizier und Ratsherr in Donauwörth; 1376 als Stadtschreiber v. Donauwörth nachgewiesen; 1379 als publicus apostolica et imperiali auctoritate notarius bezeugt; wahrscheinlich theologische und jurist. Studien in Italien; 1407 Kanzleischreiber des Tiroler Herzogs; 1411 als Pfarrer in Tisens, nordwestlich von Bozen, bezeugt; 1412 erscheint er als Pfarrer v. Tirol-Meran, als Collector der Bistümer Trient, Chur und Konstanz sowie als Sekretär von Hz. Friedrich; ab Sept. von Hz. Friedrich als Pfr. von Tirol eingesetzt, zugleich Kanzler Hz. Friedrichs (1413-17); spätestens 1416-24 auch Erzpriester im Vintschgau; 1417 als Domherr von Trient und Brixen bezeugt; 1419 von Hz. Friedrich als Verwalter des Bergbaus bestellt, seitdem auch selbst Bergwerksbetreiber, was ihm offenbar zu Wohlstand verhalf: 1421 oder früher kaufte er das Schloss Prunnberg bei Tirol; am 4. 11. 1427 Wahl zum Bf. von Brixen, mit Förderung durch Hz. Friedrich; 1427-30 Streit mit dem Bf. v. Trient über Rechte bezüglich des Klosters Sonnenburg; 1429 schwerer Konflikt mit seinem Domkapitel, in dessen Verlauf er gefangengenommen und unter Vormundschaft gestellt wurde, den er aber letztlich für sich entscheiden konnte; besondere Beziehungen hatte er zur Hz.in Anna, die anscheinend lange Jahre seine Patronin gewesen war; intensives Interesse für die Qualität der Seelsorge in seinem Amtsbereich sowie für den materiellen Zustand und die Rechte der bfl. Besitzungen
1.4. Literatur zur Person
VL2 7 (1989) 924-928 (Hans Obermair); DLL3 12 (1990) 416 (Reinhard Müller); LexMA 8 (1997) 1196f. (Hannes Obermair); J. V. Zingerle, Ulrich Putsch. In: Germania 21 (1876) 41-46; Schaller ed. (s.u. 2.1.) 230-284; Leo Santifaller, Das Brixener Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter (= Schlern-Schriften 7). Innsbruck 1924/25, 425f.; Anton Naegele, Ulrich Putsch aus Donauwörth. Kanzler von Tirol, Bischof von Brixen, Verfasser lateinischer und deutscher Schriften. In: Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 18 (1938) 281-332; Anselm Sparber, Die Brixener Fürstbischöfe im Mittelalter. Ihr Leben und Wirken. Bozen 1968, 129-133; Bernd Schmidt, Ulrich Putsch und seine Übersetzung „Das liecht der sel“. Diss. phil. Hamburg 1973; Josef Gelmi, Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols. Bozen 1984, 93-97; Karl Wolfsgruber, Ulrich Putsch, der Brixener Fürstbischof (1427-1437) aus Donauwörth. In: Mitteilungen des Historischen Vereins f Donauwörth und Umgebung 1990, 7-14; Hans Habermann, Ein Donauwörther in Tirol. Ulrich Putsch, Bischof von Brixen, Kanzler, Widersacher Oswald von Wolkensteins. In: Schwäbischer Hauskalender 1996 (1995) 114-117
2.1. Quelle: benutzte Edition
Victor Schaller, Ulrich II. Putsch, Bischof von Brixen, und sein Tagebuch. 1427-1437. In: Zeitschrift des Ferdinandeums f Tirol und Vorarlberg. 3. Folge. 36 (1892) 225-322. 568-572; Text: 285-322
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Editionsprinzipien zwar nicht genannt, aber offensichtlich handelt es sich um einen sorgfältigen, vollst., mit textkrit. und inhaltl. Anmerkungen versehenen Abdruck des lat. Orig.; Seitenwechsel angezeigt; Ort und Beschreibung der Hs.
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Schaller ed. (s.o. 2.1.) 225-230; Tersch (1998) 25-33
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Übers. in: Franz Anton Sinnacher, Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol. Bd. VI. Brixen 1828, 97-162 (fast vollst., Auslassung der unlesbaren Stellen; inhaltl. Erläuterungen)
3.1. Abfassungszeit
1427-Juli 1437 (evt. erst ab 1428)
3.2. AdressatInnen
selbst; evt. auch Amtsnachfolger schon im Blick, mit Blick auf Leser geschrieben
3.3. Funktion der Quelle
Festhalten wichtiger Daten und Ergebnisse seiner Aktivitäten im Bischofsamt; angesichts des hervorgehobenen schlechten Zustands bei Amtsantritt bedeutet jede einzelne Notiz auch die Bilanz einer guten Amtsverwaltung; apologetische Funktion
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; Ort (Orig. + eine Abschrift, 17. Jh.): Innsbruck, Statthaltereiarchiv, Brixner Archiv, Lade 3 Nr. 1 lit. C (Codices); weitere Abschriften: ebd. Codex 376, VI. Bd., sowie Innsbruck, Ferdinandeum, Dipauliana 133 und 709; Überlieferung: mit anderen bfl. Dokumenten, so dass die Amtsnachfolger die Hs. vorfanden; der Einband der Hs. wurde mit einer Pergamenturkunde seines unmittelbaren Nachfolgers hergestellt; Bf. Christoph Fuchs von Brixen ließ 1540 f. UPs Verwandte eine Abschrift anfertigen und ihnen zuschicken
4.1. Berichtszeitraum
04. 11. 1427-Juli 1437
4.2. Sprache
lat., mit dt. Erklärungen zu Fachbegriffen und Ortsnamen
4.3. Form der Quelle
Ich-Form; Tagebuch, in zusammenhängenden Absätzen notiert, z.T. Nachträge (Verhandlungsergebnisse), vermutlich mit Benutzung kurzer Notizzettel, d.h. Gesta in diaristischer Form, Einführung des Prälaten-Tagebuch in den österreichischen Raum (vgl. Gesta mittelalterlicher Bischöfe: Georg Misch, Geschichte der Autobiographie III/1, Frankfurt, M. 1959, 288-315; Tersch [1998] 27); diaristische Form hängt evt. mit zeitgenössischer städt. Entwicklungen zusammen, evt. auch mit seinen vermutlich als erzherzoglicher Gesandter abzuliefernden Berichten; Datumsangabe fehlt ab 1430 oft ganz
4.4. Inhalt
Aktivitäten seiner Amtszeit als Bischof; erster Eintrag: Tod seines Vorgängers Berthold; pol. Ereignisse, Streitigkeiten, Rechtstage, Schiedssprüche, Feier von Gottesdiensten, Priesterweihen, Firmungen, Konsekrationen, Anschaffungen, Bauten; besonderes Gewicht hat der Domkapitelstreit 1429