Jakob Propst
Jakob Propst
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Jakob Propst [Praepositus, Probst, Bruder Jakob]
Augustiner, Prior; (ev.) Prediger, Superintendent; luth.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* um 1495 Ypern
† 30. 06. 1562 in Bremen
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
früh OSA; schon vor 1519 war er als Schüler Luthers in Wittenberg; 1519 Prior in Antwerpen, maßvolle luth. Predigten; 1521 wieder in Wittenberg, Bacc., Lic., 1521 Rückkehr; auf Einladung eines Mitgliedes des ksl. Rates ging er 1521 nach Brüssel, wo er in einem Minoritenkloster gefangengehalten wurde; Febr. 1522 widerrief er öffentlich in der St. Goedelekirche; er wurde unter Aufsicht der Franziskanermönche nach Ypern in ein dortiges Augustinerkloster gebracht; als JP wieder zu predigen anfing, setzte ihn der ksl. Inquisitor Ende Mai 1522 erneut in Haft, zuerst in Brügge, dann in Brüssel, Verurteilung zum Scheiterhaufen als Ketzer; mit Hilfe eines Klosterbruders floh er nach Wittenberg, hier Zusammenarbeit mit den Reformatoren und Abfassung des Berichts seiner Gefangenschaft; ebenfalls ließ er ein offenes Schreiben an seine früheren Zuhörer, besonders in Antwerpen, drucken, worin er seine Sünde beklagte und sie zur Standhaftigkeit ermunterte; Heirat in Wittenberg „mit einer in Luther’s Hause befreundeten Jungfrau“ (ADB 26 [1888] 614-617); Mai 1524 Prediger an der Liebfrauenkirche in Bremen; JP holte weitere Prediger nach Bremen, verfasste eine prot. Gottesdienstordnung, leitete die Umgestaltung des Schul- und Armenwesens; 1534 ebd. Superintendent; 1549 zweite Heirat; 1559 Ruhestand; fortgesetzter Briefwechsel mit Luther und Melanchthon
1.4. Literatur zur Person
ADB 26 (1888) 614-617 (Iken); BBKL 7 (1994) 966-968 (Ernst Pulsfort); Ortwin Rudloff, Bonae Litterae et Lutherus. Texte und Untersuchungen zu den Anfängen der Theologie des Bremer Reformators Jakob Propst. (= Hospitium Ecclesiae. Forschungen zur Bremischen Kirchengesch 14). Bremen 1985, besonders 42-65. 154-157 (Person und Werk); Silke Halbach, Argula von Grumbach als Verfasserin reformatorischer Flugschriften. (= Europäische Hochschulschriften: Reihe 23, Theologie 468). Frankfurt, M. etc. 1992, 44
2.1. Quelle: benutzte Edition
(a) FRATRIS IACOBI PRAEPOSITI // Augustiniani quondam Prioris Ant-//uuerpiensis historia vtriusque captiuitatis propter verbum Dei. Eiusdem etiam Epistola ad Auditores suos Antuuerpienses. Wittenberg 1522 (10 ½ Druckseiten; Epistola: 3 Druckseiten)
(b) Ein schone vnd clegliche history bru(o)der Jacobs probst Augustiner ordens, vor zeiten prior zu(o) Antdorff / an gemeine fromme Christenheit / von beiden gefencknissen / so er von wegen des worts gottes / vnd vmb des heyligen Euangeliumß willen erlitten hatt. o. O., o. J. [1524]; ohne Erwähnung auf dem Titelblatt enthält die Schrift auch die dt. Version der „Epistola“: Ein Epistel darinnen obgemelter bru(o)der Jacob probst vermanet alle die so seine predig geho(e)rt habenn/ vnd sonderlich die zu(o) Antdorff (20 Druckseiten; „Epistel“ [s.o.]: 6 Druckseiten)
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
dt. Übers. folgt dem lat. Text; vollst.
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Jancke (2002) 91 (Patronage)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
-
3.1. Abfassungszeit
1522
3.2. AdressatInnen
(a) „Christiano lectori“
(b) „dem Christenlichen volck vnd leser“ (Aiir)
3.3. Funktion der Quelle
(a) „pro veritatis a me praedicatae defensione, meae infelicitatis historiam palam facere, & illorum studia in lucem proferre.“ (Aiir); Widerlegung der Behauptung seiner Gegner, er habe schriftl. dt. und lat. widerrufen; LeserInnen sollen für JP beten; LeserInnen sollen nicht auf Verhalten von Menschen, sondern auf Gottes Wort achten, sie müssen für sich selbst einstehen und können sich hinter niemandem verstecken − in Bezug auf Gott sind alle gleichermaßen bloß Diener und Boten
(b) „zu(o) schirm der warheit so ich gepredigt hab / vnd damit den fürschlag gottes feindt an den tag zu(o) bringen.“ (Aiir) etc. (s.o. wie [a])
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
(a), (b) gedr. nach Absicht des Verfassers
4.1. Berichtszeitraum
(a), (b) 06. 12. 1521-ca. Himmelfahrt des darauffolgenden Jahres
4.2. Sprache
(a) lat.
(b) dt. (Übers.)
4.3. Form der Quelle
(a) Ich-Form, Prosa; Flugschrift in 2 Teilen: Erzählung seines Falles, Lehre für die LeserInnen (= ehem. PredigthörerInnen JPs)
(b) wie der lat. Text
4.4. Inhalt
(a), (b) luth. Predigt in Antwerpen; auf ksl. Befehl Gefangennahme in Brüssel; nicht öfftl. Streitgespräche mit mehreren kath. Theologen im Gefängnis; zum Widerruf gezwungen; Predigt in Ypern, Brügge etc.; erneute Gefangennahme; Flucht aus dem Gefängnis