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Nikolaus III. Muffel

Nikolaus III. Muffel

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Nikolaus III. Muffel

Patrizier; Kaufmann, Ratsherr, vorderster Losunger; röm.-kath., verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

*1410 Nürnberg

† 28. 02. 1469 Nürnberg

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

entstammte einer patrizischen Kaufmannsfamilie: Vater Nikolaus II., Ratsherr (gest. 1415), Mutter Brigitte Tetzel; die Eltern starben früh, daher wuchs er in der Obhut seiner Großmutter auf; 1425 mündig, 1426 Belehnung mit dem reichen Landbesitz; Kaufmann; 1431 Heirat mit Margarete v. Laufenholz (gest. 1483/84), in dieser Ehe sechs Söhne und drei Töchter, seit 1433 Ratsmitglied und Inhaber anderer hoher städt. Ämter; 1445 zu einem der Älteren Herren gewählt, vertrat vier Jahre lang die Interessen Nürnbergs beim Schwäbischen Städtebund, dann weitere diplomatische Aufgaben, u.a. in Wien bei Ks. Friedrich III.; 1452 als Gesandter Nürnbergs Teilnahme an der Kaiserkrönung Friedrichs III.; verfasste 1452 eine Beschreibung der Stadt Rom: „Von dem Ablaß und den heiligen Stätten zu Rom,“; 1455 Ende seiner diplomat. Tätigkeit; 1457 Wahl zum vordersten Losunger (= 1. Bürgermeister); Pfleger des Klarissenklosters St. Klara; zugleich widmete er sich intensiv eigenen Geldgeschäften; leidenschaftlicher Reliquiensammler; mitbetroffen v. Anton Paumgartners Bankrott 1465; f. Reliquienkauf entwendete er Geld aus der Stadtkasse, Veruntreuung v. Geldern auch als Pfleger v. St. Klara; seit Juni 1468 waren seine Unterschlagungen bekannt; 1469 wg. Veruntreuung städt. Gelder hingerichtet

1.4. Literatur zur Person

ADB 22 (1885) 444-451 (Mummenhoff); NDB 18 (1997) 569 (Gerhard Hirschmann); VL1 3 (1943) 437-441 (Hannah Amburger Stuart); 5 (1955) 694 (Kurt Hannemann); VL2 6 (1987) 713-718 (Helgard Ulmschneider); Fränkische Lebensbilder NF 3 (1969) 50-68 (Gerhard Hirschmann) (Lit.); Karl Hegel, Niklas Muffels Leben und Ende. In: Mitteilungen des Vereins für Gesch der Stadt Nürnberg 14 (1901); ders. ed. (s.u. 2.1.) 737-741, ferner Beilage: Nicolaus Muffel’s Prozeß und Verurtheilung, 753-777; Karl Schué, Das Gnadebitten in Recht, Sage, Dichtung und Kunst. Ein Beitrag zur Rechts- und Kulturgesch. In: Zs des Aachener Geschichtsvereins 40 (1918) 143-286: 184f.; Gerhard Hirschmann, Die Familie Muffel im Mittelalter. Ein Beitrag zur Gesch. des Nürnberger Patriziats, seiner Entstehung und seines Besitzes. In: Mitteilungen des Vereins f Gesch der Stadt Nürnberg 41 (1950) 257-392; ders., Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger Stadtgeschichte Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 70. Geburtstag. Hg. v. Kuno Ulshöfer. (= Nürnberger Forschungen 25). Nürnberg 1988, 31-49 (= ND aus: Fränk. Lebensbilder); Karl Bosl, Das staufische Nürnberg. Pfalzort und Königsstadt. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 16-29: 29; Horst Brunner/Erich Strassner, Volkskultur vor der Reformation. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 199-207: 207; Rudolf Endres, Sozialstruktur Nürnbergs. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 194-199: 196; August Nitschke, Die Stellung des Kindes in der Familie im Spätmittelalter und in der Renaissance. In: Alfred Haverkamp (Hg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt. (= Städteforschung A 18). Köln/Wien 1984 215-243: 220; Gerhard Jaritz, Leben, um zu leben. In: Harry Kühnel (Hg.), Alltag im Spätmittelalter. Darmstadt 21986, 181f.; Gerhard Fouquet, Die Affäre Niklas Muffel. Die Hinrichtung eines Nürnberger Patriziers im Jahre 1469. In: Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgesch 83,4 (1996) 459-500

2.1. Quelle: benutzte Edition

Gedenkbuch von Nicolaus Muffel. 1468. In: Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, Bd. 5. Hg. v. Karl Hegel (= Die Chroniken der dt Städte v 14. bis ins 16. Jahrhundert 11). Leipzig 1874 (= ND Göttingen 1961), 735-751, Text: 742-751

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

nach der Orig.-Hs. des Autors; Orthographie beibehalten; röm. Zahlen in arabische geändert (ebd. 741)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Hegel ed. (s.o. 2.1.) 740f.; Misch IV/2 (1969) 590f.; Rainer Postel, Warumb ich disse Historiam beschrieben. Bürgermeister als Chronisten. In: Peter Johanek (Hg.), Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Köln/Weimar/Wien 2000, 319-332 (u.a. zu Muffel, W. Pirckheimer, Sastrow, Spittendorff); Barbara Schmid, Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Zürich 2006, 71-74

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Auszug unter der Überschrift: „Historia de Notabili Particula S. Crucis, ad. S. Egidium Nurembergae“. In: Andreas Felix Oefele, Rerum Boicarum SS I. Augsburg 1763, 353 (nach clm 472)

3.1. Abfassungszeit

Niederschrift 20. 12. 1468

3.2. AdressatInnen

Kinder und weitere Nachkommen

3.3. Funktion der Quelle

Aufforderung an die Adressaten, gute Werke zu tun; Rechtfertigung des eigenen Lebens; damit seine Nachkommen „davon ein ergetzlichkeit haben, domit sie auch zu sollichen guten wercken dester ee gereytzet werden“ (d.h. Reliquiensammeln, Frömmigkeit)

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; die Orig.-Hs. wechselte vermutlich immer mit dem Haus den Besitzer, 1860 v. Hg. Hegel erworben; 1880 schenkte Hegel ed. die Hs. dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg: Hs. 36187; Kopie v. 1730: Nürnberg, StB, Hs. 1201 fol.; Abschrift v. Anfang des Textes durch Hartmann Schedel: München, clm 472, 234r-235r

4.1. Berichtszeitraum

ca. 1375-1468

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Prosa, Ich-Form; Exempel; Verf. selbst nennt die Autobiographie „Gedenkbuch“

4.4. Inhalt

fromme Familientradition; fromme Stiftungen und Reliquiensammlungen; pol. Gesandtschaften im Auftrag der Stadt

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