Heinrich Knaust
Heinrich Knaust
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Heinrich Knaust [Knaustinus, Knustius, Cnaustinus, Chnustinus]
Dr. iur.; Lehrer, Schriftsteller, Dichter, Übersetzer; poeta laureatus; luth.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* zw. 1521/24 Hamburg
† nach 1577 Erfurt
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
patriz. Herkunft, Vater Goldschmied Cord K, Mutter Adelheit Hornmann; Besuch des Hamburger Johanneums; 1537 Studium in Wittenberg; um 1540 Berufung nach Cölln/Berlin als Rektor des Cöllnischen Gymnasiums; 1541 M.A. in Wittenberg; 1543-44/45 Rektor des Gymnasiums in Stendal; verh. wahrsch. 1544 mit ? Pfundtstein (ca. 1528-1549), Tochter des Leibarztes v. Kurf. Joachim II. v. Brandenburg, in dieser Ehe ein Sohn und eine Tochter; jur. Ausbildung in der Folgezeit, u.a. bei Oldendorp − HK scheint aber an keiner Univ. immatrikuliert gewesen zu sein; 1548 begann er am Berliner Kammergericht zu praktizieren, offenbar als Advokat; 1549 nach Mecklenburg, 1550 nach Demmin, 1552 nach Hamburg, 1553 nach Lübeck und dann nach Bremen, dort Syndikus des Domkapitels; 1557 Erfurt zunächst als Canonicus, danach als Scholasticus am kath. Marienstift, Nebentätigkeiten als Privatlehrer und Advokat (Stiftsschule wahrsch. schon vor seiner Berufung geschlossen); Reisen nach Hamburg, Lübeck, Magdeburg, Danzig, Kopenhagen; 1565 v. Magdeburger Dompropst zum poeta laureatus ernannt, v. Lübecker Syndikus ließ er sich den Dr.-Titel verleihen; zahlreiche Schriften: jur. Handbücher, Ratgeber (z.B. die Warnung vor dem Schuldenmachen, Anleitung zum Bierbrauen), Lieder, Schuldramen
1.4. Literatur zur Person
Jöcher 1 (1750) 1976f. sv Cnaustinus; Jöcher 3 (1810) 539-541 (Schriften) sv Knaust; ADB 16 (1882) 272-274 (J. Franck) sv Knaust; ADB 16 (1882) Nachtrag 798 (Stintzing); ADB 17 (1883) Nachtrag 796 (o.A.); ADB 20 (1884) Nachtrag 747 (o.A.); NDB 12 (1980) 167f. (Christiane Ahrens) sv Knaust; BBKL 4 (1992) 120-122 (Irmgard Wilhelm-Schaffer)
2.1. Quelle: benutzte Edition
(a) HK, Hu(e)t dich fu(e)r Auffborgen vnd Schulden. Hochno(e)tige vnd getrewe Warnung/ an alle Sta(e)nde / Geystlich vnd Weltlich / Edel vnd Vnedel / Bu(e)rger vnd Bawer / Alt vnd jung / daß sich jederman fu(e)r nachtheyligen vnd verderblichen Schulden vnd Auffborgen / mit allem fleiß vorsichtiglich hu(e)te / vnd fu(e)rsehe / damit er nicht hernach in Armut gerathe / vnd dann schimpff / hohn vnd spott / zum schaden haben mu(e)sse. Durch Herrn Henrich Knausten/ der Rechten Doctor. Frankfurt, M. 1567 (Christian Egenolff), Vorrede f. 2r-31r, Text: in der Vorrede 2r-31r: 7r-31r
(b) HK, Catalogvs, sive Elenchus Operum Domini Henrici Cnaustini, V. I. [!] Doctoris, Sacri Palatij, Aulæque Lateranensis Comitis, & Poëtæ Cæsarei, quæ ab Anno ætatis suæ, 15. in hunc vsque diem scripsit, & publice edidit, Anni 1571. In: ders., Fewerzeugk Gerichtlicher Ordnunge / Proceß / leuffe / vnd Sachen / so sich in Gerichte pflegen zu(o)zutragen / Tabelweiß in drey Bu(e)cher der ersten vnd andern Jnstantz / Auch von rechtem Gebrauch der Supplicationen / fein richtig vnd ordentlich verfasset vnd zusamengetragen / Durch Herrn Heinrich Knausten / beyder Rechten Doctor / etc. Jetzundt zum fu(e)nfften mal widerumb ersehen / gebessert / vnd mit vilen ... Tracta(e)tlin vnd zusetzen gemehrt ... Frankfurt, M. 1572 (Christian Egenolffs Erben) [Verz. seiner Schrr. nach dem „Fewerzeugk“, nach f. 314r, enth. autobiographische Mitteilungen]
(c) HK, Iconis D. Henrici Cnavstini, Artivm Liberalium atque V. I. [!] Doctoris Consultissimi, Comitis Sacri Palatij, & aulæ Lateranensis, Poëtæ Laureati, descriptio, ad filium Henricum Cnaustinum Iuris Candidatum. In: ders., Artis notariatus elementarivs liber. Frankfurt, M. 1572 (zuerst 1567; auch dt.: ebd. 1565. 1590. 1598. 1629), Text: f. 66v Ad Henricvm Cnavstinvm ...; f. 91r-95r (angehängt an „Artis notariatus elementarivs liber“)
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
(a) Orig.-Druck
(b) Orig.-Druck
(c) Orig.-Druck
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Jancke (2002) 198f. 203-206 (Rezeptionskreise)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
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3.1. Abfassungszeit
(a) 1567 o. kurz vorher
(b) 1571
(c) evt. 1560er Jahre (8 lustra = 40 Jahre erwähnt)
3.2. AdressatInnen
(a) Adressat der Widmung: Dr. iur. Henning Hopff, Propst und Senior der Stiftskirche St. Marien in Erfurt (HK war zur Abfassungszeit ebd. Schulmeister), HK „Herr“ und „Freund“; Adressaten der Abhandlung: potentielle Schuldner, besonders junge Männer ohne Familie, die in Notsituationen einspringen kann
(b) „Ad clarissimvm virvm D. Ioannem Cnipium Andronicum secundum, Dominum & amicum suum fratris loco colendum“
(c) „ad filium Henricum Cnaustinum Iuris Candidatum“; Gebete an Jesus Christus
3.3. Funktion der Quelle
(a) Exempel der eigenen Erfahrungen als Schuldner zur Abschreckung
(b) Fleiß und schriftst. Aktivitäten seit der Kindheit zeigen und als f. sein Leben weiterhin verpflichtende Norm vorführen
(c) „quod ex vsu sit bene, carpe tibi“, rechtzeitige Altersvorsorge („multa commoda ..., maximè amata quies“); Erhörung der Gebete um Lenkung des Geistes
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
(a) gedr.
(b) gedr.
(c) gedr.
4.1. Berichtszeitraum
(a) Studienbeginn Wittenberg vor 1540-1567
(b) 1536/39 (HK 15 J. alt) -1571
(c) Geburt 1521/24- Eheschließung und Geburt des adressierten Sohnes
4.2. Sprache
(a) dt.
(b) lat.
(c) lat.
4.3. Form der Quelle
(a) Ich-Form, Prosa, Autobiographie als Gesch. eines best. Aspektes (Verschuldung); Vorrede zu einem Ratgeber gg. Ver-/Überschuldung, HK als Jurist und als Betroffener
(b) Ich-Form, einleitend Widmungsgedicht, dann Prosa; Werkverzeichnis (61 Stücke); jwl. Angabe, ob das Werk in dt. o. lat. Sprache geschrieben ist, alle Titel lat. wiedergegeben; Teil eines deutschsprachigen Gerichtshandbuches, das HK als Jurist publizierte
(c) Ich-Form, Verse, Autobiographie; Bezeichnungen: „Iconis D. Henrici Cnavstini ... descriptio“, „curriculi vitæ meæ carmina“ (6 Carmina); teilw. Gebetscharakter; Teil eines lat. jur. Handbuches
4.4. Inhalt
(a) Gesch. seiner Verschuldung − Lebensstationen: Studium, Lehrer, Heirat ohne Einwilligung v. Eltern und „Freunden“, Fürstendienst in Mecklenburg, Pommern, Bremen − und Versuche der Befreiung daraus als Lehrer in Erfurt, Abarbeitung der Schulden; Ablehnung lukrativerer Stellenangebote, durch die er seinen Gläubigern auch hätte entfliehen können; HK schweigt über seine Promotion zum Dr. iur., die Verleihung des poeta laureatus-Titels etc. − er will sich auf die Fehler und Misserfolge konzentrieren
(b) schriftstellerische Werke
(c) patrizischer Herkunft, jur. Studium, frühe (Liebes-)Heirat, Tätigkeit als Lehrer, Fürstendienste