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Hans Khevenhüller

Hans Khevenhüller

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Hans Khevenhüller [Johann Khevenhüller]

adlig; Gf.; ksl. Gesandter; ksl. Botschafter am span. Hof; röm.-kath.; unverh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 16. 04. 1538 Spittal/Drau

† 04. 05. 1606 Madrid

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

ältester Sohn; Vater Christoph K. (1503-57) Kriegskommissar, ksl. Diplomat und Hofkammerrat und Landeshauptmann in Kärnten, Mutter Elisabeth v. Manstorf/Mannsdorfer (gest. 1541); bis 1548 mit seinem Bruder Bartholomäus bei seiner Großmutter mütterlicherseits in Spittal aufgewachsen, dort Unterricht durch einen Privatlehrer, nach dem Tod der Großmutter beim Vater; Ende 1549 mit dem Privatlehrer, seinem Bruder Bartholomäus und zwei Herbersteins nach Padua zum Studium; 1555 Rückkehr und Ausbildung beim Vater; 1557 Tod des Vaters; 1558 im Dienst Kg. Maximilians; 1559 Truchsess; 1560 v. Maximilian II. nach Spanien geschickt; 1562 Vorschneider; 1563 Kämmerer; 1566 Frhr.; 1566 als Gesandter des Ks. in Madrid, 1568 als Begleiter Ehz. Karls v. Steiermark zu Verhandlungen mit Philipp II. zugunsten des verhafteten Kronprinzen Don Carlos; 1571 nach Madrid, um gg. die Besetzung des Reichslehens Final zu protestieren; nach dem Rücktritt Adams v. Dietrichstein 1572 ksl. Botschafter in Spanien bis zu seinem Tod; 1579 bot ihm Kg. Philipp an, sich beim Papst f. seine Erhebung zum Kardinal einzusetzen, was er ablehnte; rückständiger Sold f. seinen Gesandtenposten brachte ihn in finanzielle Schwierigkeiten; deshalb beteiligte er sich am span. Münzgeschäft in Segovia, und Rudolf II. verlieh ihm anstelle der Besoldungen 1581 die Herrschaften Frankenburg, Kammer und Kogl, die HK in diesem Jahr kaufte, und erhob diese 1593 zur Gft.; 1587 verlieh ihm Philipp II. das goldene Vlies; Rudolf II. verlieh ihm den Kämmererschlüssel (1592), den Titel „Geheimer Rat“ und den Titel „Graf v. Frankenburg“ (Reichsgf.) (1593); Ritter des Hl. Grabes; 1592 Reise nach Prag, um die Heirat Rudolfs II. und die Frage der Nachfolge zum Abschluss zu bringen; Kaiserin Maria − Wwe. Maximilians II. (gest. 1603) − machte ihn zum Testamentsvollstrecker; Bruder Bartholomäus (1539-1613), ev., wanderte als Protestant v. Kärnten nach Regensburg, dann nach Nürnberg aus, Verf. v. Reisetagebüchern (It., Sp., Holland, Palästina), Erbe HK; Halbbruder Moritz (gest. 1609); Neffe Franz Christoph (1588-1650), Sohn des Bartholomäus; schrieb sieben Folianten mit Briefen und erhielt ebenso viele; unverh.; in seinem Testament errichtete er aus seiner Gft. und mehreren inkorporierten Herrschaften nach span. Vorbild ein Majorat, das als ältestes im Reich angesehen wird, nämlich die Fideikommissherrschaften Kammer, Kogl und Frankenburg, ferner besaß er die Herrschaften Mödling und Liechtenstein, in Spanien das Landhaus Arganda und in seiner Madrider Wohnung eine bedeutende Sammlung v. Kostbarkeiten (Bilder, Silbergegenstände, Teppiche etc.); keine Kinder

1.4. Literatur zur Person

ADB 15 (1882) 705f. (Adam Wolf); NDB 11 (1977) 569 (Fam.). 570f. (HK) (Hermann Kellenbenz); EncR 2 (1996) 376f. (Gustav Reingrabner, transl. from German by Susan M. Sisler) sv Khevenhüller family; Rudolf Schmidt, Die Briefbücher der Grafen Hans und Franz Christoph Khevenhüller, österreichischer Gesandten am spanischen Hof. In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (1893) 57-95; Rudolf Gf. Khevenhüller-Metsch/Hanns Schlitter (Hgg.), Aus der Zeit Maria Theresias. Tagebuch des Fürsten Johann Josef Khevenhüller-Metsch, kaiserlicher Obersthofmeisters 1742-1776. Bd. 1: 1742-1744. Wien/Leipzig 1907, 10-21; Bohdan Chudoba, Spain and the Empire 1519-1643. Chicago 1952; Karl Dinklage, Kärnten um 1620. Die Bilder der Khevenhüller-Chronik. Wien 1980; Wilhelm Neumann, Zur Frühgeschichte der Khevenhüller. In: Bausteine zur Gesch. Kärntens. (= Das Kärntner Landesarchiv 12). Klagenfurt 1985, 120ff.; Friedrich Edelmayer, Habsburgische Gesandte in Wien und Madrid in der Zeit Maximilians II. Ein Vergleich der innerhabsburgischen Begegnung auf der Ebene der Diplomatie. In: Wolfram Krömer (Hg.), Spanien und Österreich in der Renaissance. Innsbruck 1989, 57-70: 59f.; Therese Meyer, Die Khevenhüller in Spittal. In: Chronik 800 Jahre Spittal 1191-1991. Spittal a. d. Drau 1991, 83f.; Judith Wagner, Spanien und das Heilige Römische Reich im 16. Jahrhundert. Beiträge zum Gesandtschaftswesen am Beispiel von Johann Khevenhüller (1574-1606), masch. Dipl.-Arb. Wien 1993; Friedrich Edelmayer, „Dinero, oro, plara y esmeraldas“. Die Neue Welt in den Berichten der kaiserlichen Gesandten am Hof Philipps II. In: Wolfram Krömer (Hg.), 1492-1992: Spanien, Österreich und Iberoamerika. Innsbruck 1993, 131-147: 131-136; Harald Tersch, Melancholie in österreichischen Selbstzeugnissen des Späthumanismus. Ein Beitrag zur Historischen Anthropologie. In: MIÖG 105 (1997) 130-155: 137ff.; Arno Strohmeyer, Diplomatenalltag und die Formierung internationaler Beziehungen: Hans Khevenhüller als kaiserlicher Botschafter am Hof Philipps II. von Spanien (1574-1598). In: Friedrich Beiderbeck/Gregor Horstkemper/Winfried Schulze (Hgg.), Dimensionen der europäischen Außenpolitik zur Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Wien/München 2003, 129-159

Autobiogr. Quelle: Herberstein, Familienbuch ed. Zahn (1868) 392 (Verschwägerung mit HKs Großvater Augustin K)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Hans Khevenhüller, kaiserlicher Botschafter bei Philipp II., Geheimes Tagebuch 1548-1605. Hg. v. Georg Khevenhüller-Metsch. Für den Druck bearb. v. Günther Probszt-Ohstorff. Graz 1971, 1-304

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Text in „normalisierter Orthographie“ gemäß Richtlinien der Komm. f. neuere Geschichte Österreichs, in „Vorbemerkung“ Anmerkungen zur Hs. sowie zu Editionskriterien, Orig.-Titel nicht verzeichnet, v. Verf. vorangestellte Habsburger-Listen und seine Randbemerkungen weggelassen, keine Angaben zur Vollständigkeit der Ed., die Auslassungen sind ebenso wenig wie Seitenwechsel angezeigt; keine inhaltl. und textkrit. Anmerkungen; Ort der Hs. genannt; ausführliches Personen-, Orts- und Sachregister, Erklärung von einigen Ausdrücken im Glossar, Literaturverzeichnis zum Register und Genealogie zum Hause Habsburg, umfangreicher Bildteil als Anhang (Tersch [1998] 343)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Tersch (1998) 327-344; Jancke (2002) 98f. 101 (Patronage)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Georg Khevenhüller-Metsch, Hans Khevenhüllers diplomatische Korrespondenz und Tagebuch. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 22 (1969) 320-326 (knappe Auszüge); span. Fassung des Tagebuchs (17. Jh., umgearb. und gekürzt): Diario de Hans Khevenhüller, embajador imperial en la Corte de Felipe II. Estudio introductorio de Sara Veronelli. Transcripción y edition de Félix Labrador Arroyo. (= Colección Fuentes). Sociedad Estatal para la Conmemoración de los Centenarios de Felipe II y Carlos V. Madrid: Soc. Sociedad Estatal para la Conmemoración de los Centenarios de Felipe II y Carlos V. Madrid 2001, 47-622

3.1. Abfassungszeit

ab 1573- Ende 1605

3.2. AdressatInnen

Bruder Bartholomäus und dessen Nachkommen; selbst; f. die Gebete: Gott

3.3. Funktion der Quelle

Gebete: Dank, Fürbitte; Belehrungen

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; oberösterreichisches Khevenhüllerarchiv in Kammer a.A. bis 1893, dann versteigert („mitsamt allen andern wertvollen Urkunden in alle Welt“ (Khevenhüller ed. [s.o. 2.4.] 321), Tagebuch v. Haus- Hof- und Staatsarchiv erworben und als Sammelbd. 324 (heute in Kt. 85) im Habsburg-lothringischen Familienarchiv (Khevenhüller ed. [1969] 321 [s.o. 2.4.]); Ort (1971): Wien, Staatsarchiv, Inventar Bd. II, S. 29 (vgl. auch: Vita Joannis Khevenhüller, Wien, Staatsarchiv, Depot, Khevenhüllerarchiv)

4.1. Berichtszeitraum

1519 (Geburt der Mutter) - Jahresende 1605

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form. Prosa; wohl nicht in Schreibkalender o.Ä. eingetragen; zu Beginn familiengesch. Teil (Quelle dafür: „verzaichnus“ des Vaters); Gebete

4.4. Inhalt

pol. und familiäre Geschäfte; Lebenslauf bis Beginn des Hofdienstes, dann Tagebuch; hin und wieder eigene Meinungen zu den v. ihm verhandelten Themen

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