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Wiguleus Hundt

Wiguleus Hundt

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Wiguleus Hundt [Hund, Hunt von und zu Lau(t)terbach]

adlig; Dr. iur.; bayerischer Hofrat, Pfleger des bayerischen Herzogs; Genealoge und Historiker; röm.-kath.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 22. 07. 1514 vermutlich Kaltenberg (Geltendorf, Kr. Landsberg a. Lech)

† 18. 02. 1588 München

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

stammt aus niederem bayerischen Adelsgeschlecht, Vater Wiguleus, Richter zu Indersdorf, 1531 gest., Mutter Anna Glockner aus München, deren Vater Wolf war Leibdiener Hz. Albrechts v. Bayern; familiäre und freundschaftliche Verbindungen zu Augsburg − Konrad Rehlinger war sein Onkel, der spätere Reichsvizekanzler Georg Sigmund Seld sein Freund − befähigten ihn besonders, Vermittler- und Gesandtendienste erfolgreich zu leisten; 1524-30 Lateinschule in Augsburg, dann 1530-35 Jura-Studium in Ingolstadt; Italienreise und eineinhalb Jahre jur. Studium in Bologna; 1537 Rückkehr und Promotion zum Dr. iur. in Ingolstadt, 1537-40 Prof. f. Institutionenrecht ebd.; 1540 Hofrat Hz. Wilhelms in München; 1544 Heirat mit Anna Kempterin (Wwe. des fstl. Rats Dr. Johann Schwab); 1546 mit ihrer Hilfe Kauf v. Schloss und Hofmark Sulzenmoos, Landgericht Dachau; 1548 v. Ks. Karl f. den bayerischen Kreis ans Reichskammergericht geschickt, 1549 ebd. Assessor des sächs. Kreises; 1551 nach dem Tod Hz. Wilhelms IV. und des Kanzlers Leonhard Eck durch Hz. Albrecht V. als Regimentskanzler v. Landshut bestellt, Albrecht war in Ingolstadt ein Student WHs gewesen; 1551-59 Höhepunkt seiner Tätigkeit: v.a. religionspol. in Richtung konfessioneller Ausgleich einschließlich Reformen der alten Kirchenstrukturen, maßgeblicher Berater Albrechts; 1553-88 Pfleger im Landgericht Dachau; 1552-73 Hofrat auf der Gelehrtenbank und vertrauter Rat Albrechts V. in München; 1553 Verleihung des kl. ksl. Palatinats, 1579 Bestätigung und Verleihung weiterer Freiheiten; 1553 Tod der Frau; 1554 zweite Heirat mit Anastasia v. Fraunberg (Hofdame der bayrischen Herzogin), in dieser Ehe vier Söhne und acht Töchter; 1555-88 Pfleger v. Dachau und Propst v. Geißenhausen; 1559 Ausscheiden aus dem Kreis v. Albrechts engsten Räten, blieb aber hzl. Berater f. Verträge, Abgesandter zu Bundes-, Kreis- und Reichstagen wie in besonderer Mission; danach konnte er trotz fortgesetzter Versuche seine nachgiebige Religionspolitik nicht mehr durchsetzen; bis 1570 noch sehr eingespannt zu diplomat. Reisen; bis 1587 noch gelegentlich als hzl. Unterhändler verwendet; 1569 Tod der zweiten Frau bei der Geburt des zwölften Kindes; 1570 dritte Heirat mit Franziska Ursula v. Pienzenau; 1571 Kauf v. Schloss und Hofmark Lenting bei Ingolstadt, Landgericht Vohburg; 1573-81/82 Hofratspräsident, erhält seine Besoldung bis einschließlich 1587, 1583 als Hofratspräs. aus dem täglichen Dienst ausgeschieden; 1579 und 1584 v. den Landsassen in den Großen Ausschuss der Landschaft gewählt; 1580 Bestallung als Rat auf Lebenszeit; 1583 Kauf der Hofmark Steinach, Landgericht Straubing; Genealoge und Historiker; seine historiograph. Werke entstanden aus seiner Amtstätigkeit heraus: 1564 hatte er in dienstlichem Auftrag eine Landtafel erarbeitet, in seiner „Metropolis Salisburgensis“ 1582 folgte er der ständischen Dreiteilung dieser Tafel, mit zahlr. Urkunden; „Bayer. Stammen Buch“, 2 Bde. (å?1585/86, å?1598): eine Art Matrikel des Turnieradels, der 3. Teil (514 Adelsgeschlechter) erstmals 1830 durch Freyberg ed. (s.u. 2.1.), mit den Zusätzen des hzl. Archivars Johannes Lieb (1566-1650), Schwergewicht 14.-16. Jh., 1. Teil: mehr als 120 abgestorbene Adelsgeschlechter, 2. Teil: mehr als 50 damals noch blühende Adelsgeschlechter; Freundschaft mit Gf. Joachim v. Ortenburg

1.4. Literatur zur Person

Jöcher 2 (1750) 1772 sv Hund; ADB 13 (1881) 392-399 (Eisenhart) sv Hund; NDB 10 (1974) 64-66 (Leonhard Lenk) sv Hundt zu Lautterbach; LThK2 5 (1960) 537 (Andreas Kraus) sv Hund(t) von und zu Lauterbach; LThK3 5 (1996) 335 (Ludwig Holzfurtner); Manfred Mayer, Leben, kleinere Werke und Briefwechsel des Dr. Wiguleus Hundt. Ein Beitrag zur Geschichte Bayerns im XVI. Jahrhundert. Innsbruck 1892; Walter Goetz/Leonhart Theobald (Bearb.), Beiträge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und der sogenannten Adelsverschwörung von 1563. (= Briefe und Akten zur Gesch des 16. Jahrhunderts 6). Leipzig 1913 (ND München 1979); Heinz Lieberich, Landherren und Landleute. Zur pol. Führungsschicht Bayerns im Spätmittelalter. (= Schriften zur bayerischen Landesgesch 63). München 1964; Maximilian Lanzinner, Fürst, Räte und Landstände. Die Entstehung der Zentralbehörden in Bayern 1511-1598. (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts f Gesch 61). Göttingen 1980, 110-115. 154ff. 189-193. 363f. und Reg.; Katarina Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert. Zur sozialen Verflechtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtpfleger 1518-1618. (= Schriften der Philos Fakultäten der Univ Augsburg, Hist.-sozialwissenschaftliche Reihe, 29). München 1986, 179 + Anm. 448 (Mitglied des Fugger-Netzwerks: „Im Verhältnis zum Wittelsbacher Hof ergänzen ebenso zahlreiche informelle Kontakte das Verwandtschaftsnetz der Fugger-Gruppe. Hans Jakob Fugger ist mit dem bayerischen Kanzler Wiguleus Hundt seit der Studienzeit verbunden.“). 186 + Anm. 516 („Die Politik [Augsburgs in den 1550er und frühen 1560er Jahren] zeigt aber auch ganz deutlich, daß die Ratsspitze zunehmend enger mit der ,bayerischen Faktion‘ am Habsburger Hof kooperiert, deren einflußreichen [!] Mitglieder Wiguleus Hundt, Johann Ulrich Zasius und Georg Sigmund Seld sind. In Augsburg ist ihr wichtigster Vertreter Hans Jakob Fugger.“); Alois Schmid, Stadt und Humanismus. Die bayerische Haupt- und Residenzstadt München. In: Klaus Malettke/Jürgen Voss (Hgg.), Humanismus und höfisch-städtische Eliten im 15. Jahrhundert/Humanisme et Elites des cours et des villes au XVIe siècle. 23. Deutsch-französisches Historikerkolloquium des Deutschen Historischen Instituts Paris in Verbindung mit dem Fachbereich Geschichtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg 6.-9. April 1987. (= Pariser Hist Studien 27). Bonn 1989, 239-275: 243

Autobiograph. Quellen: Johann Wolfgang Freymann, Autobiographie ed. Lipowsky 2 (1815) 646 (WHs Frau ist 1581 Taufpatin v. Johann Wolfgang Freymanns zweiter Tochter)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Dr. Wiguleus Hundt’s bayrischen Stammenbuchs 3. Theil. Mit den Zusätzen des Archivars Libius [!]. (= Sammlung hist Schriften und Urkunden v. Max Frhr. v. Freyberg). 5 Bde. Stuttgart/Tübingen 1827-36. Bd. 3, Heft 2 (1830) 163-185. Zusätze des Liebius [!] 185-187, Text: 182-185

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

keine Editionsprinzipien genannt, evt. Reihenfolge verändert; Vorlage: Abschriften des Li(e)bius und (im Besitz) Oefeles; kein Ort, keinerlei Details zu den Abschriften (deren es noch mehrere geben soll) angegeben

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Jancke (2002) 94. 99. 101 (Patronage)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

1585

3.2. AdressatInnen

vermutlich Familienangehörige, Nachkommen, vorw. die männlichen

3.3. Funktion der Quelle

Verwandtschaftsverhältnisse, Patronagebeziehungen, Besitzansprüche festhalten und weitergeben; eigene Person und Familie in familiengesch. und biogr. Slg. einordnen (nicht explizit); Orientierung der Familienangehörigen und Nachkommen in der Verwandtschaft und neben vergleichbaren Familien

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

anscheinend nur in versch. Abschrift, die jwl. Zusätze enthalten (so Freyberg ed. [s.o. 2.1.]); Ort des Orig.: München, BStB, Codex germanicus Nr. 2298, fol. 244-247 (nach Mayer [s.o. 1.4.] 7 und Anm. 5)

4.1. Berichtszeitraum

13. Jh. -1580

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form, Prosa; Autobiographie im Rahmen einer Familiengesch. innerhalb WHs Sammlung zahlreicher Familiengeschichten in seinem Stammbuch, die f. den Berichtszeitraum 16. Jh. auch etliche Kurzbiographien (männliche Karriere-Biographien) enthält, nach deren Muster seine Autobiographie gestaltet und anscheinend als letzter Abschnitt angefügt ist

4.4. Inhalt

Familiengesch., Verwandte, Besitzverhältnisse, Heiraten, Ausbildungen der Söhne; Autobiographie: Ausbildung, Heiraten, Kinder, Besitzerwerb, Karriere

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