Sigmund von Herberstein
Sigmund von Herberstein
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Sigmund von Herberstein [Siegmund von Herberstein, Herberstain]
adlig; Ritter; Reichsfreiherr; ksl. Rat, Diplomat; humanist. Reiseschriftsteller; röm.-kath.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 24. 08. 1486 Schloss Wippach a. Karst/Krain
† 28. 03. 1566 Wien
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
adlige Familie; dritter Sohn aus Ehe v. Leonhard und Barbara (Tochter d. Burggf. Niklas von Lünz und Lueg); väterliche Güter in Istrien und der Steiermark, Vater kl. rittermäßiger Schlosshauptmann, Pfleger und Landrichter; erster Unterricht wohl beim Dorf- und Burgpfr., hier lernte er auch Slowenisch, auf dieser Grundlage später Tschechisch, Polnisch, Russisch (zumindest Verständnis), ferner lernte er hier die Grundlagen des Italienischen, dazu kam später noch etwas Frz. und Span.; mit neun Jahren Domschule in Gurk, wo er bei seinem Verwandten, dem Dompropst Wilhelm Weltzer, lebte, der ihn in die adlige Ges. einführte; wg. der grassierenden Syphilis kehrte er nach Hause zurück, wo er vermutlich die ritterlichen Fertigkeiten lernte; ab 1497 in Wien Besuch der Stadtschule St. Stephan, dann ab 1499 Studium an der mit Humanisten besetzten Artes-Fakultät ebd., d.h. u.a. Rhetorik-, Griechisch-, Geographie- und Geschichtsunterricht; 1502 Bacc.; ab1502 Jura-Studium ebd.; 1502-1504 private Studien; ab 1506 im ksl. Militärdienst gg. Ungarn, Venedig und Frankreich; 1514 Übernahme in den dauernden ksl. Kriegsdienst, Übersiedlung an das Hoflager in Innsbruck, Ritterschlag und ksl. Rat (schon 1511 Kriegszahlmeister der steirischen Stände); Gesandtschaften i.A. des Kaisers, u.a. nach Dänemark (1515) und an den russ. Zarenhof Wassilij Iwanowitschs; 1518 Rückkehr nach Wien und Übernahme in den Reichshofrat; 1522 nahm Ferdinand ihn in das niederöst. Regiment auf; Heirat 1521 mit Helena (Helene) v. Graswein geb. v. Saurau (gest. 1575), keine Kinder; 1521-25 Reisen im Auftrag der Landstände nach Worms, Schwaben, den Niederlanden, Nürnberg, Böhmen und Ungarn; 1526 Versetzung in die niederösterreichische Raitkammer (= Finanzministerium); 1526/27 zweite Fahrt nach Rußland, erreicht fünfjährigen Waffenstillstand zw. Polen und Russland; 1537 Erhebung in den erbl. Reichsfreiherrenstand; 1539 oberster Kammerrat und Präsident der niederöst. Kammer; 1541 erfolgreiche Friedensverhandlungen mit Sultan Suleman; 1543 übertrug ihm Kg. Ferdinand den Vorsitz der Kriegsverwaltung; 1549 „Rerum moskoviticarum commentarii“ zum ersten Mal erschienen, später in versch. Sprachen übers.; 1556 Erbkämmerer v. Österreich und Erbtruchsess v. Kärnten; Dienst bis 1561, seit Ende der 1540er Jahre erließ ihm Kg. Ferdinand einige Dienstverpflichtungen; vielfache diplomatische Aufträge Maximilians I., Karls V. und Kg. Ferdinands (zunächst im Dienst der Heiratspolitik); mehrere diplomatische Reisen nach Polen, Russland, Ungarn; Teilnahme an Reichstagen; bedeutende wissenschaftliche Berichte v. seinen Reisen nach dem Prinzip „Augenzeugenschaft und getreues Dolmetschen“ (humanist. geschult!)
1.4. Literatur zur Person
ADB 12 (1880) 35-39 (Ludwig Geiger), NDB 8 (1969) 579f. (Dorothea Bergstaesser) (Lit.); [Kat.] Focus Behaim Globus. Teil 1: Aufsätze. Teil 2: Katalog. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Ausstellung 2. Dezember 1992 bis 28. Februar 1993. Nürnberg 1992, 677f.; Friedrich Adelung, Sigmund Freiherr von Herberstein. Mit besonderer Rücksicht auf seine Reisen in Rußland. St. Petersburg 1818; Franz Krones, Sigmund von Herberstein. Ein Lebensbild, mit besonderer Rücksicht auf die Beziehungen Herberstein’s zur Steiermark und seine Schriften (= Sonderabdr aus dem 19. Hefte der „Mittheilungen des hist. Vereines f. Steiermark“). Graz 1871, 3-76; Alfred Nehring, Über Herberstain und Hirsfogel. Beiträge zur Kenntnis ihres Lebens und ihrer Werke. Berlin 1897; ders., Hirsfogels Beziehungen zu Herbersteins Werken. In: Repertorium f Kunstwissenschaft 20 (Berlin/Stuttgart 1897) 121-129 [dto.]; Elfriede Rensing, Sigismund von Herberstein, der Grenzlanddeutsche. In: Mitteilungen der Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums. Heft 1 (1935) 464-487. 555-585; Fritz Popelka, Sigmund von Herberstein, ein Staatsmann und Weltreisender des sechzehnten Jahrhunderts. In: ders., Verklungene Steiermark. Geschichtliche Bilder. Graz/Wien 1948, 158-180; Erich Donnert, Sigmund von Herberstein. Zur dt. Rußlandkunde des 16. Jahrhunderts. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Univ. Jena/Thüringen, gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1957/58) 77-80 (Lit.); Bertold Picard, Das Gesandtschaftswesen Ostmitteleuropas in der Frühen Neuzeit. Beiträge zur Gesch. der Diplomatie in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts nach den Aufzeichnungen des Freiherrn Sigmund von Herberstein. (= Wiener Archiv f Gesch des Slaventums und Osteuropas 6). Graz/Wien/Köln 1967 (autobiogr. Schriften als Quellen ausgewertet, die zahlreiche Einblicke in Möglichkeiten und Grenzen, ethische Grundlagen und Verhaltensnormen eines Gesandten geben); Ernst Walter Zeeden, Das Erscheinungsbild der frühneuzeitlichen Stadt, vornehmlich nach Reiseberichten und Autobiographien des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Hans Eugen Specker (Hg.), Stadt und Kultur. 21. Arbeitstagung in Ulm. 29.-31. Oktober 1982 (= Stadt in der Gesch 11). Sigmaringen 1983, 70-84; August Nitschke, Die Stellung des Kindes in der Familie im Spätmittelalter und in der Renaissance. In: Alfred Haverkamp (Hg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt. (= Städteforschung A 18). Köln/Wien 1984, 215-243: 222f. Anm. 48; Katarina Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert. Zur sozialen Verflechtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtpfleger 1518-1618. (= Schriften der Philos Fakultäten der Univ Augsburg, Hist.-sozialwissenschaftliche Reihe, 29). München 1986, 95 (Verflechtung der Fugger u.a. mit den Herbersteins). 97 (Zugang der Fuggers zum habsb. Hof über direkte Verschwägerung mit dem bayerischen Obersthofmeister, Rat und Kämmerer Ehz. Ferdinands, Bernhard v. Herberstein); Gerhard Jaritz, Leben, um zu leben. In: Harry Kühnel (Hg.), Alltag im Spätmittelalter. Darmstadt N21986, 181f. (SvHs Autobiographie (a) [s.u. 2.1.] als Bsp. f. die Behauptung, Autobiographien seien − wie Porträts − oft Zeugnisse des Bewusstseins, im Leben erfolgreich gewesen zu sein); Samuel H. Baron, Herberstein and the English “discovery” of Muscovy. In: Terrae Incognitae 18 (1986) 43-54; Walter Leitsch, Sigmund von Herberstein (1486-1566). In: Katalog der Landesausstellung: Die Steiermark. Brücke und Bollwerk. Graz 1986, 539-542 mit Nr. 23/47; Günther R. Burkert, Landesfürst und Stände. Karl V., Ferdinand I. und die österreichischen Erbländer im Reigen um Gesamtstaat und Landesinteressen. (= Forschungen und Darstellungen zur Gesch des Steiermärkischen Landtages 1). Graz 1987 [Untersuchungszeitraum: 1519-1537] 13 Anm. 27 + Anm. 32f. Anm. 49. 65-71. 78 Anm. 87ff. 141 Anm. 190. 270 Anm; Gerhard Pferschy (Hg.), Siegmund von Herberstein. Ksl. Gesandter und Begründer der Rußlandkunde und die europäische Diplomatie. (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives 17). Graz 1989; Martin Bauml Duberman/Martha Vicinus/George Chauncey (eds.), Hidden from History. Reclaiming the Gay and Lesbian Past. New York 1989, 553 n. 3; Walter Leitsch, Berichte über den Moskauer Staat in italienischer Sprache aus dem 16. Jahrhundert. Eine quellenkritische Studie mit besonderer Berücksichtigung der italienischen Übersetzung der Moscovia Herbersteins. (= Wiener Archiv f Gesch des Slawentums und Osteuropas 15). Wien/Köln/Weimar 1993; Gerhard Rill, Die Herberstein-Mission. In: ders., Fürst und Hof in Österreich. Von den habsburgischen Teilungsverträgen zur Schlacht von Mohác (1521/22 bis 1526). Bd. 1: Außenpolitik und Diplomatie. (= Forschungen zur Europäischen und vergleichenden Rechtsgeschichte 7). Wien/Köln/Weimar 1993, 96-105; ders., Siegmund von Herberstein. In: ebd., 160-164; Reg sv, außerdem: 13. 113f. 137f. 156 Anm. 260. 166f. 169f. 175ff. 179. 191. 193. 232. 236. 247ff. 252ff.; Werner Paravicini (Hg.), Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters: eine analytische Bibliographie Teil 1. Dt. Reiseberichte. Bearb. v. Christian Halm (= Kieler Werkstücke D/5). Frankfurt, M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1994, 302-371
2.1. Quelle: benutzte Edition
(a) Selbst-Biographie Siegmunds Freiherrn von Herberstein. 1486-1553. Hg. v. Theodor Georg v. Karajan. In: Fontes rerum Austriacarum I 1. Wien 1855 (= ND New York/London 1969) 67-396
(b) Sigmund Freyherr zu(e) Herberstain / Neyperg / vnd Guetenhag / Obrister Erb-Camrer / vnd Obrister Truchsa(e)ß inn Ca(e)rndten / Denen Gegenwu(e)rtigen vnd Nachkommenden Freyherrn zu(o) Herberstain. Seines Thuens / Diensten / vnd Raysens / mit trewer vermanung / Sich zu(o) Tugenden vnnd guetem wesen zeschicken. Wien 1561 (zuerst ebd. 1558, 1560)
(c) Josef Zahn (Hg.), Das Familienbuch Sigmunds von Herberstein. Nach dem Originale hg. In: Archiv f österreichische Gesch 39 (1868) 293-415: 318-320 (auch als Sonderdruck erschienen)
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
(a) vollst. Ed. der Orig.-Hs. (Kanzleihand, mit eigenhd. Zusätzen SvHs)
(b) 46 Druckseiten (ca. DIN A 4), davon sieben Seiten mit meist ganzseitigen Holzschnitten (meist SvH in diplomat. Ehrenkleid)
(c) Beschreibung und Ort der Hs. Reinschrift durch einen Schreiber mit Ergänzungen SvHs); Editionsprinzipien nur teilw. angegeben: Text des Familienbuches vollst., Ergänzungen Herbersteins teilw., Wappen nicht mit abgedr.; Seitenwechsel angegeben
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
zu drei Gruppen autobiographischer Texte SvHs Tersch (1998) 193-213 (v.a. zu (a), aber auch zu (b) und zu den versch. Gruppen autobiogr. Texte SvHs: einzige vollst. Aufzählung der versch. autobiogr. Werke und Werkgruppen SvH einschl. bibliographischer Angaben zu Hs., Drucken, Editionen, Sekundärlit.; informationsreiche Besprechung, besonders ausführlich zur Wiener Hs. Karajan ed. [s.o. 2.1. (a)]; die drei autobiogr. Werkgruppen:
(1) zwei hsl. Varianten (z.T. voneinander abweichend): Wiener Hs. (Karajan ed. [s.o. 2.1. (a)]), Budapester Hs. (ed. Kovachich)
(2) zwei Dokumentensammlungen mit z.T. autobiogr. Verbindungstexten, eine davon in Auszügen ed. (ed. Luschin)
(3) v. SvH in Druck gegebene Werke, nämlich (i) z.T. knappe Lebensläufe, u.a. „Mein Sigmunds Freyherrn zu Herberstain ... In Khayser Ferdinands des Ersten / in Pottschafften vnd Ambtern Dienste / etc. Wien o.J.“; (ii) lat. Autobiographie: Gratae posteritati Sigismvndvs Liber Baro in Herberstain Neyperg & Guettenhag Primarius Ducatus Carinthiae Haereditariusque & Camerarius & Dapifer &c. Immunitate meritorum ergo donatus, actiones suas a puero ad annum vsque aetatis suae septuagesimum quartum, breui commentariolo notatas reliquit. Wien 1558, 1560; (iii) dt. Autobiographie (freie, breiter und detaillierter erzählende Übers. v. (ii)): Sigmund Freyherr zu(e) Herberstain / Neyperg / vnd Guetenhag / Obrister Erb-Camrer / vnd Obrister Truchsa(e)ß inn Ca(e)rndten / Denen Gegenwu(e)rtigen vnd Nachkommenden Freyherrn zu(o) Herberstain. Seines Thuens / Diensten / vnd Raysens / mit trewer vermanung / Sich zu(o) Tugenden vnnd guetem wesen zeschicken. Wien 1561
(a) Karajan ed. (s.o. 2.1. [a]) IXf.XIV ;Misch IV/2 (1969) 604f.; Magdalena Buchholz, Die Anfänge der dt. Tagebuchschreibung. (= Reihe Tagebuch 1). Münster o.J. [1983?] (= Diss. Königsberg 1942) 54-56. 159; Henry J. Cohn, Götz von Berlichingen and the Art of Military Autobiography. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 22-40: 23 (adlige Autobiographien, wie andere wahrsch. bei Zusammenkünften laut vorgelesen und so über den engen familiären Adressatenkreis hinaus bekannt); Tersch (1998) 198-211
(b) Tersch (1998) 196; Jancke (2002) 181f. (Sprachkenntnisse). 198f. 203f. (Rezeptionskreise)
(c) bei Tersch (1998) nicht als autobiogr. Text erwähnt
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
(a) Auszug: Beyer-Fröhlich 4 (1931) 155-180 (nach Karajan ed. [s.o. 2.1.a)])
3.1. Abfassungszeit
(a) unklar: tagebuchartig? o. im Nachhinein mit Hilfe v. Aufzeichnungen und Dokumenten?; Reinschrift durch Schreiber mit eigenhd. Anmerkungen SvHs, bis 1553
(b) unklar; vermutlich nach 1556-1558 (vgl. Titelblatt: Erbkämmerer und Erbtruchsess v. Kärnten)
(c) um/ab 1560, mit Nachträgen
3.2. AdressatInnen
(a) Verwandte; indirekt: andere Reisende (vgl. auch Misch IV/2 [1969] 604f.: SvH habe schon zu Lebzeiten Teile der Autobiographie als „actiones commentariolo notatae“ veröffentlicht); v.a. Neffen und Großneffen
(b) „Denen Gegenwu(e)rtigen vnd Nachkommenden Freyherrn zu(o) Herberstain“, die den Namen Herberstein weitertragen (s. Titel) [d.h. die Familie ist 1537 mit ihm in den erblichen Reichsfreiherrnstand erhoben worden], also in erster Linie die männlichen Nachkommen samt ihren Familien − v.a. Neffen und Großneffen −, evt. einschließlich der eingeheirateten Frauen; Stammbaum liefert geschlechtsspezifische Adels-Exempla; darüber hinaus vermutlich familiäres Netzwerk (vgl. Genealogie in der Einl.)
(c) Mitglieder der Familie Herberstein; Gott (Gebet)
3.3. Funktion der Quelle
(a) (die von jedem Menschen verlangte) Rechenschaft, um von den anderen im Gedächtnis behalten zu werden; Wunsch, dass die Verwandten daraus lernen (in Übernahme, Verbesserung o. Veränderung des vorgeführten Lebens); insbesondere ist an Adressaten gedacht, die in dieselben Gegenden wie SvH reisen (vgl. die Anweisung, außer Holz und Wasser in eine bestimmte polnische Herberge alles mitzubringen S. 326); eigene Rechenschaft ist wichtiger Bestandteil ständ. adligen Verhaltens
(b) „mit trewer vermanung / Sich zu(o) Tugenden vnnd guetem wesen zeschicken“ (s. Titel): SvH als Exempel der gegenwärtigen (männlichen) adligen Standards seiner Familie; d.h. eigene Rechenschaft ist wichtiger Bestandteil ständ. adligen männl. Verhaltens
(c) ähnlich wie (b): Adel der Herbersteins ist nicht alt, sondern erworben durch Verdienste und Tugenden; Verdienste und Tugenden muss jeder selbst an den Tag legen, um adlig zu sein, das Erzählen und Rühmen der Verdienste der Vorfahren betrifft die Verdienste anderer (306); implizit: eigene Stellung in weitverzweigtem verwandtschaftlichen Netzwerk festhalten, andere zu weiteren und ergiebigeren familiengesch. Nachforschungen motivieren (307); Bitte an Gott um Gnade und Barmherzigkeit f. die Familie Herberstein
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
(a) hsl. (zwei Hss.); Budapester Hs.: Országos Széchényi Könyvtár, Ms. Quart. Germ. 200, Wiener Hs.: HHStA, Hs. Böhm 163 = R 11)
(b) gedr. nach Absicht des Verf.
(c) hsl. (Reinschrift durch einen Schreiber, mit Ergänzungen SvHs); Ort: Graz, Steiermärkisches Landesarchiv, Familienarchiv Herberstein, EP 104a/1 (1508-62) u. EP 104a/2 (1509-52)
4.1. Berichtszeitraum
(a) 1486-1545; (Budapester Hs.), -1553 (Wiener Hs.)
(b) 1379-1561
(c) 1209-1563
4.2. Sprache
(a) dt. mit lat. Einschüben (Abschriften v. ksl. und kgl. Urkunden);
(b) dt.
(c) dt.
4.3. Form der Quelle
(a) Ich-Form; annalistisch; gehört nach Tersch (1998) zur autobiogr. Werkgruppe (1)
(b) Ich-Form, Prosa; Familienstammbaum mit angefügter Autobiographie und sechs Holzschnitten SvHs in versch. Gewändern, die er bei wichtigen diplomatischen Missionen trug [vgl. Die Schwarzschen Trachtenbücher. Hg. v. August Fink. Berlin 1963] und Vorspann über Herkunft und Bedeutung des Adels allgemein und familiär im besonderen (Memoriatradition f. Aufrechterhaltung und Einschätzung adliger Leistungs- und Tugendstandards klingt an), angehängt einige kgl. und ksl. Urkunden (Bestallungs- und Entlassungsurkunden); getrennter Stammbaum f. Männer und Frauen der Familie; über weite Strecken äußerst freie, aber breiter und detailreicher erzählende Übers. einer gedr. lat. Autobiographie (s.o. 2.3., Punkt [3][ii]); gehört nach Tersch [1998] zur autobiogr. Werkgruppe [3])
(c) Ich-Form, Prosa; Teil einer genealogischen Netzwerkbeschreibung, die die verwandtschaftlichen Beziehungen mit angeheirateten Familien dokumentiert; vermerkt Männer (Einheirat anderer Familien in die Herbersteinsche) und Frauen der Familie Herberstein (Einheirat der Herbersteins in andere Familien) getrennt; Gebet f. die Familie
4.4. Inhalt
(a) Kindheit und Ausbildung: Univ. ungewöhnlich f. Adlige, Selbstverteidigung; mil. und diplomatische Dienste; v.a. Reisen (diplomatische Missionen); Konkurrenz mit Adligen und Bürgerlichen um Rang und Einfluss am ksl. und kgl. Hof
(b) Herkunft, Bildung, pol. und diplomatische Aktivitäten; im Stammbaumteil werden f. Männer Beruf und Karriere sowie Heirat und Kinder, f. Frauen Herkunft, Heirat und Kinder genannt, d.h. geschlechtsspezifische Adels-Exempla
(c) Ausbildung und Studium; Dienste f. Maximilian, Ferdinand und Karl, Aufstieg, Freiherrnstand, Heirat; Gebet f. die Familie