Melchior Goldast von Haiminsfeld
Melchior Goldast von Haiminsfeld
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Melchior Goldast von Haiminsfeld
adlig; Jurist (Dr. iuris utriusque), Historiker; fstl. und ksl. Rat; ref.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 06. 01. 1578 Espen b. Bischofszell/Thurgau (Schweiz)
† 11. 08. 1635 Gießen
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Vater Heinrich G, Mutter Cleopha v. Gonzenbach, aus Bischofszeller Patriziergeschlecht; aus adliger Familie, Vater starb 1579; 1583 Schule in Bischofszell; Schultagebuch 1590-93 Memmingen (Hs.: Bremen, Staatsbibliothek, Sign.: Man. Nr. c. 31); philol. und jur. Studien 1594 in Ingolstadt, 1595 in Altdorf und Genf; 1597 M.A. in Altdorf; bis zur Mündigkeit Stipendiat der Stadt Nürnberg; 1598 Aufgabe des Hochschulstudiums aus Geldmangel, Rückkehr nach Bischofszell, ab Okt. 1599 lehrte er in Genf; kam 1599 nach St. Gallen, wo er viele ma. Urkunden und Hss. durcharbeitete; 1599-1602 in Genf publizistisch tätig; 1603 Dr. IU in Heidelberg; 1603-1605 beim Frhr. v. Hohensax in St. Gallen, seither im Dienst vieler dt. Fst., zuletzt Kanzler der Univ. Gießen, hier Sammler und Hg. vieler Quellen besonders zur Reichs- und Rechtsgesch.; ab 1606 in Frankfurt/M. freier Schriftsteller und Rechtsberater; 1612 Heirat mit Sophia Ottilie Jeckel (aus einer Frankfurter Patrizierfamilie), zwei Töchter und ein Sohn; 1614 fstl. sächs. Rat und Gutachter im Vortrittsstreit zw. Weimar und Altenburg; seit 1624 wieder in Frankfurt, dort Arbeit an hessischer Gesch. im Auftrag des Landgf.; f. Ferdinand II. schrieb er 1619-26 ein Werk über die böhmische Erbfolge; 1626 ksl. Rat; kurtrier. Rat; 1630 Tod seiner Frau, dann in Gießen; in St. Gallen hat er anscheinend zahlreiche Urkunden und Hss. gestohlen (1948 aus dem Nachlass wieder zurückgegeben); Calvinist; 1625 ließ er seine Bibliothek aus Sicherheitsgründen nach Bremen bringen
1.4. Literatur zur Person
ADB 9 (1879) 327-330 (Gonzenbach); NDB 6 (1964) 601f. (Oskar Vasella); LThK2 4 (1960) 1039 (Oskar Vasella); LThK3 4 (1995) 820f. (Rainer A. Müller); Handwörterbuch zur dt. Rechtsgeschichte. Hg. v. Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann. Mitbegründet von Wolfgang Stammler. 5 Bde. Berlin 1971-1998. Bd. 1 (1971) 1735-1737 (Rudolf Hoke); Historikerlexikon. Hg. v. Rüdiger vom Bruch/Rainer A. Müller. München 1991, 111f. (Notker Hammerstein); Josua Maler d.J. (13. 1. 1577-21. 3. 1610), Historia ... vom Ursprung ... der von Haiminsfeld (zu Ehren Melchior Goldasts) [s. Hist.-Biogr. Lexikon der Schweiz 5 (1929) 7 sv Maler, D. Kanton Zürich, 3. Josua; vgl. auch kurz: ADB 20 (1884) 138 (Baechtold) sv Maler, Josua d.Ä.]; Entwurf einer Geschichte der Bremischen öffentlichen Bibliothek, womit zur Eröffnung derselben auf den 17. Mai Nachmittags um 2 Uhr einladet Johann Nonnen, der Theoretischen und Practischen Weltweisheit öffentlicher ordentlicher Lehrer und Bibliothekär. Bremen 1775; Emil Ottenthal, Die gefaelschten Magdeburger Diplome und Melchior Goldast. (= Sitzungsberichte der Ak der Wissenschaften in Wien 192,5). Wien 1919; Heinz Schecker, Melchior Goldast von Haiminsfeld. Eine Studie. (= Gabe der Bremer Bibliophilen Ges 7). o.O. [Bremen] 1930; Anne A. Baade, Melchior Goldast von Haiminsfeld. Collector, Commentator and Editor. (= Studies in Old Germanic Languages and Literatures 2). Frankfurt, M./Bern/New York/Paris 1992; Martin Mulsow, Gelehrte Praktiken politischer Kompromittierung. Melchior Goldast und Lipsius’ Rede De duplici concordia im Vorfeld der Entstehung der protestantischen Union. In: Helmut Zedelmaier/Martin Mulsow (Hgg.), Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Frühen Neuzeit. (= Frühe Neuzeit 64). Tübingen 2001, 307-348 (Goldast sucht Lipsius durch dessen Konfessionswechsel zu kompromittieren)
2.1. Quelle: benutzte Edition
Heinz Schecker, Das Prager Tagebuch des Melchior Goldast von Haiminsfeld in der Bremer Stadtbibliothek In: Schriften der Bremer Wissenschaftlichen Ges Reihe D: Abhandlungen und Vorträge. Jg. 5/6 (1931/33) 217-280; Text: 258-269
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Ort der Hs. angegeben, keine Beschreibung der Hs., keine Editionsprinzipien genannt, keinerlei Informationen zur Quelle, keine inhaltl. und textkrit. Anmerkungen
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
zur Sache (sächs. Primogeniturstreit): Schecker ed. (s.o. 2.1.) 238-241; Herta Hajny, Melchior Goldast und sein Prager Tagebuch. In: Prager Jb (1943) 88-92
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
-
3.1. Abfassungszeit
1612
3.2. AdressatInnen
Adressatin = Auftraggeberin: Herzogin Dorothea Marie v. Sachsen-Weimar, Vormünderin ihrer Söhne
3.3. Funktion der Quelle
Verlauf der Gesandtschaft mitteilen samt allen Informationen, die die endgültige Entscheidung des Primogeniturstreits betreffen könnten
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl., Teil eines Bandes „Imperialia et alia quaedam Principum Imperii“, mit MGvHs Bibliothek 1625 nach Bremen gekommen, Staatsbibliothek: Bremer Imperialia (Sign.: Brem. man. a. 117)
4.1. Berichtszeitraum
19. 02.-29. 03. 1612
4.2. Sprache
dt.
4.3. Form der Quelle
Ich-Form, Prosa; Gesandtschaftsbericht in Tagebuchform; an das eigtl. Tagebuch angehängt: krit. Bemerkungen zu wichtigen Personen des Prager Hofes; Beilage: Kopie des in Prag vorgebrachten Antrags auf Belehnung der Herzogin
4.4. Inhalt
Audienz bei Kg. Matthias, Tod und Leiche Rudolfs II., Zoo, Kunstkammer, Audienz bei der Königin, versch. Einladungen