Nikolaus Gentzkow
Nikolaus Gentzkow
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Nikolaus Gentzkow
Jurist, Dr. iur., Anwalt, Syndikus, Bürgermeister; luth.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 06. 12. 1502 in?
† 24. 02. 1576 Stralsund
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
humanist. Bildung (lat. und griech., Gesch. und Math.); kam 1540 aus Mecklenburg als Syndikus nach Stralsund, betrieb neben seinen städt. Ämtern eine umfangreiche Praxis als Rechtsanwalt, hatte etlichen Landbesitz und handelte mit den landwirtsch. Produkten (mind. teil- oder zeitweise betrieb seine Frau diesen Handel); vertrat als Anwalt häufig die Hz. v. Mecklenburg, die Fürstin-Äbtissin v. Ribnitz und die Stadt Rostock; f. seine Verdienste als Syndikus verlieh ihm der Rat 1544 das Kirchenlehen zu Prohn, dessen Genuss ihm eine sorgenfreie Stellung und einen angenehmen Ort ländlicher Erholung gewährte; seit 1555 im Syndikus-Amt durch den Protonotarius Bartholomäus Sastrow unterstützt; seit 1555-1576 Bürgermeister und zugleich Syndikus; besonders seit 1559 vertrat er Stralsund am hzl. Hof in Wolgast und Stettin, auf den Landtagen und den Versammlungen des Hansebundes; beteiligte sich an der Entwicklung der städt. Verfassung, der Ausübung der Gerichtsbarkeit und Einführung der neuen Kirchenordnung, in deren Folge Stralsund eine kirchliche Selbständigkeit und ein besonderes städt. Konsistorium erhielt; gründete die städt. Schule am Katharinenberg (Gymnasium); kümmerte sich um die Einführung neuer Schulgesetze und Regelung v. Schulstreitigkeiten; schritt sowohl gg. den Schwärmer Peter Suleke als auch die Unduldsamkeit der rechtmäßigen Geistlichen ein; außenpol. organisierte NG die Neutralität sowohl der Stralsunder als auch der restlichen rügisch-pommerschen Küstenregion im dän. Krieg 1563-68; in seinen letzten Lebensjahren zunehmende Streitigkeiten mit Sastrow und allmählicher Rückzug v. den Amtsgeschäften; dreimal verh., mehrere Kinder, zweite Frau: Ilsebe Wiebolt; als Chronist f. die pommersche Gesch. wichtig
1.4. Literatur zur Person
ADB 8 (1878) 593-595 (Pyl); Max Israel, Bilder aus dem häuslichen und geselligen Leben Stralsunds in der nachreformatorischen Zeit (2te Hälfte des XVI. Jahrhunderts). In: Pommersche Jbb 3 (1902) 17-48; Herbert Langer, Stralsund 1600-1630. Eine Hansestadt in der Krise und im europäischen Konflikt. (= Abh zur Handels- und Sozialgesch 9). Weimar 1970; S. LXXIII: Sastrow nutzte u.a. Gentzkows Tagebuch 1558-1567 als Quelle f. seine Autobiographie; Johannes Schildhauer, Die Stadt im 16. Jahrhundert. In: Herbert Ewe (Hg.), Gesch. der Stadt Stralsund. (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Stralsund 10). Weimar 1984, 103-136: 122. 126 Abb. 57. 127f. 134
Autobiographische Quelle: Sastrow, Autobiographie ed. Mohnike Bd. 1 (1823)
2.1. Quelle: benutzte Edition
Ernst Zober, D. Nicolaus Gentzkow’s, weiland Bürgermeisters in Stralsund, Tagebuch von 1558-1567. Im Auszuge mitgetheilt. In: Baltische Studien 12/II (1846) 1-60; 13/I (1847) 108-169; 19/I (1861/63) 169-191; 19/II (1861/63) 132-233; 20/I (1864/65) 1-83; 20/II (1864/65) 73-126
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
nur Auszüge gedr., Kürzungen nur teilw. erkennbar und nicht angezeigt; keine Aussagen zu Hs., Editionsprinzipien, Ort der Hs.; keine biogr., inhaltl., textkrit. Anmerkungen
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Ferdinand Fabricius, Stralsundische Chroniken. Hg. v. E[rnst] H. Zober. Dritter Theil 1870. In: Hansische Geschichtsblätter 1 (1871) 172-181, verweist 180f. auf editorische Mängel: Lesefehler, dazu 180f. Anm. 1 Korrekturen, zur Auswahl bei den Kürzungen, fehlendes Namensreg.; Jancke (2002) 92 f. (Patronage). 199 (Adressaten)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Auszüge: Ernst Zober (Hg.), Stralsundische Chroniken. 3. Theil. Dr. Nicolaus Gentzkow’s, weil. Bürgermeisters zu Stralsund, Tagebuch von 1558 bis 1567. (In Auszügen). Nebst Anhängen, zum erstenmale aus den Handschriften hg. und erläutert. Heft 1. Stralsund 1852 (S. 1-128); Dr. Nicolaus Gentzkows Tagebuch (v. J. 1556-1567, in Auszügen). Hg. v. E[rnst] H. Zober. o.O. 1870 (S. 1-430) [nach Schildhauer (s.o. 1.4.) 127 Anm. 74. 134 Anm. 82, bibliographisch sonst nicht nachweisbar]
3.1. Abfassungszeit
= Berichtszeitraum
3.2. AdressatInnen
„fur mi vnd mine eruen“ (19/II [1863] 132)
3.3. Funktion der Quelle
„to ferner beschriuinge miner eigen hendel vnd gescheffte“ (Zober ed. [s.o. 2.1.] 12/II [1846] 1), „beschriuinge der dinge, die ick fur mi vnd mine eruen towheten vnd tobeholden nödig geachtet“ (19/II [1863] 132)
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; Ort: vermutlich Stadtarchiv Stralsund (vgl. Schildhauer [s.o. 1.4.]), urspr. Ratsbibliothek Stralsund, zwei Bde.
4.1. Berichtszeitraum
= Abfassungszeit: 01. 01. 1558-20. 12. 1567 (1. Bd.: 1558-1561, 2. Bd.: 1562-1567)
4.2. Sprache
dt. und lat.
4.3. Form der Quelle
Tagebuch, Ich-Form, Prosa; „dyt boek“, also keine jährlichen Schreibkalender; v. ihm selbst in zwei Bde. gegliedert; evt. gab es noch einen früheren Band mit Aufzeichnungen aus der früheren Zeit (Pyl [s.o. 1.4.] 594 nach Sastrow ed. Mohnike III 43); Umfang der Eintragungen nimmt in den letzten beiden Jahren sehr ab; v.a. Rechnungs- und Geschäftshandbuch
4.4. Inhalt
alle Arten v. Geschäften, die NG tätigte: Konsultationen durch Klienten, Abfassen und Absenden v. Briefen, Schlichtungsverhandlungen und -ergebnisse, Baumaßnahmen (v.a. private), Einnahmen und Ausgaben, Geldgeschäfte mit seiner Frau; Ratsaktivitäten: Verhandlungen. Beschlüsse, Gesandtschaften, Rechenschaftsablegung, Nominierung neuer Kandidaten, Entlassung v. Lehrern, Einstellung v. Pfarrern, Konflikte mit Pfarrern und Bürgern; Teilnahme an Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen