Theodor Fabricius
Theodor Fabricius
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Theodor Fabricius [Dietrich Fabricius]
Pfr., Superintendent; Hebr.-Prof.; luth./philipp.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 02. 02. 1501 Anholt bei Bocholt/Westf.
† 15. 09. 1570 Zerbst
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Vater Tilemann Faber, Arbeiter, Mutter Johanna Wessel, die Eltern hatten sieben Kinder; Vater verließ die Mutter früh, diese war ohne Vermögen und erkrankte an Schwindsucht; Schusterlehre in Gendringen, musste das erlernte Schuhmacherhandwerk wg. schwerem Gelenkrheumatismus aufgeben; Schreibertätigkeit; 1518 Besuch der Schule in Emmerich, 1522 Schule in Köln; 1522 Studium in Wittenberg, Übergang zum Protestantismus − zuerst Studium der politiores literae, dann zusätzlich Theologie und Hebr.; 1527 Rückkehr nach Köln, Predigt- und Unterrichtstätigkeit, Konflikte mit dem kath. Rat: weil er nach seiner Rückkehr nach Köln 1527 f. die als Häretiker hingerichteten Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden öfftl. eingetreten war, saß er eine Zeitlang in Haft; erste Heirat; 1531 Diakon in Kassel, 1534 und 1536 auf Befehl seines Arbeitgebers Landgf. Philipp v. Hessen als antitäuferischer Prediger in Münster; 1536 Pfr. in Allendorf an der Werra; 1540-43 Gefängnis und Konfiskation seiner Güter wg. seiner öfftl. Kritik an der Doppelehe seines Arbeitgebers und dessen 1. Predigers; 1542 war ihm Georg Nieges Vater mit 104 fl. verschuldet (Brage bei der Wieden, Leben im 16. Jahrhundert. Leben und Lebenslauf des Hauptmannes Georg Niege. Hg. und komm. v. Brage bei der Wieden. [= Selbstzeugnisse der Neuzeit 4] . Berlin 1996, 44 Anm. 48); 1543 Rückkehr nach Wittenberg, Prof. der hebr. Sprache; 1544 Pfr. und Superintendent in Zerbst auf Luthers Empfehlung, zum Zerbster Superintendenten ordiniert v. Luther, Melanchthon und Bugenhagen; 1546-47 Superintendent und Oberpfr. (= 1. Pfarrstelle) in Brandenburg an Katharinen; 1547 Tod der ersten Frau und Wiederheirat; während er selbst den Philippismus vertrat und mit stürmischem Temperament auftrat, vertraten die Zerbster Pfr. als Gnesiolutheraner die Positionen des M. Flacius; ferner trat er f. die Fst. als „Notbischöfe“ der Kirchen ein, während die freiheitlich gesinnten Zerbster den Einfluss des Fürstenhauses auf die Kirche möglichst zurückgedrängt wissen wollten; 1555 Streit mit seinen Gegnern und dem Dessauer Convent, 1558 führten die Gegner Neuerungen in der Kirche ein und störten seinen Gottesdienst; 1559 Bitte um Entlassung aus der Zerbster Gemeinde; 1560 schwere Krankheit, 1564 erneuter Konflikt
1.4. Literatur zur Person
Jöcher-Adelung 2. Erg.-Bd. (1787) 994; NDB 4 (1959) 738 (Franz Münnich); BBKL 1 (1990) 1591f. (Friedrich Wilhelm Bautz); Andreas Gottfried Schmidt, Anhalt’sches Schriftstellerlexikon oder historisch-lit. Nachrichten über die Schriftsteller, welche in Anhalt geboren sind oder gewirkt haben, aus den drei letzten Jahrhunderten gesammelt und bis auf unsere Zeiten fortgeführt. Nebst einem Anhange. Bernburg 1830, 88f.; Rosemarie Schuder, Die Erleuchteten oder das Bild des armen Lazarus zu Münster in Westfalen, von wenig Furchtsamen auch der Terror der Liebe genannt. Berlin 1968, 53ff. 61. 64f. 66f. 69. 70f. 72. 73. 75. 79ff. 104. 126. 214. 304ff. 343 (hist. Roman)
Autobiogr. Quelle: Leyser, Autobiographie ND 714
2.1. Quelle: benutzte Edition
Franz Münnich, Theodor Fabricius. Lebensbeschreibung des ersten anhaltischen Superintendenten. Unter Hinzufügung einer deutschen Übersetzung hg. In: Zerbster Jb 16 (1931/32) 37-94; lat. Text: 40-65, dt. Übers.: 66-94
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
vollst. und getreuer Abdruck des Zerbster Orig. − aber: an einigen Stellen verweist ThF auf am Schluss angehängte Schriftstücke (59. 64. 65), die Münnich ed. (s.o. 2.1.) jedoch nicht abgedruckt und auf die er auch in keiner Anmerkung eingeht; Normalisierung des lat. Textes
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Anette Völker-Rasor, Bilderpaare − Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des 16. Jahrhunderts. (= Rombach Wissenschaft. Reihe Historiae 2). Freiburg 1993; Jancke (2002) 113-115 (Patronage)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Vita Theodori Fabricii, Theologiae Doctoris, & Superintendentis Anhaltini, ab ipso a. 1565 ad filios suos conscripta, nunc primum edita. In: Bibliotheca Historico-philologico-theologica. Hg. v. Theodor Hasaeus/Friedrich Adolph Lampe. Classis 4, Fasc. 1. Frankfurt, M. 1720, 65-105 (lücken- und fehlerhaft); Wilhelm Rotscheidt, Die Autobiographie des Theodor Fabritius [!], des Freundes Adolf Clarenbachs. In: Monatshefte f rhein. Kirchengesch 2 (1908) 33-40. 161-172 (gekürzt: nur bis Münnich ed. [s.o. 2.1.] 45 oben)
3.1. Abfassungszeit
(1) ca. 1555
(2) ca. 1559
(3) 1565
3.2. AdressatInnen
Söhne (zur Abfassungszeit nur noch Söhne am Leben)
3.3. Funktion der Quelle
Söhne sollen ThFs Unglück und die ihm zuteil gewordene göttl. Hilfe erkennen; sie sollen lernen, Gott zu vertrauen, Geduld zu haben; sie sollen die Wahrheit über das Leben des Vaters wissen (40. 59. 62. 65)
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl. mit Korrekturen; Aufbewahrungsort (1931/32): Zerbst, Bibliothek des Francisceums; lat. Abschrift und dt. Übers., entstanden um 1700: ebd.
4.1. Berichtszeitraum
(1) 1501-1555
(2) 1555-1558
(3) 1559-1565
4.2. Sprache
lat. mit dt. Einschub (zw. ThF und seinen Zerbster Gegnern umstrittene Thesen)
4.3. Form der Quelle
in drei Abschnitten verfasst: (1) 1501-1555 (Abfassungszeit: 1555, Anlass: Zerbster Streit 1555); (2) 1555-1558 (Abfassungszeit: 1559, Anlass: erneuter Streit ebd.); (3) 1559-1565 (Abfassungszeit: 1565)
4.4. Inhalt
Bildungs- und Amtsgesch. als Kette v. (Selbstbehauptungs-)Konflikten