Gregor Bersmann
Gregor Bersmann
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Gregor Bersmann
Lehrer, Prof.; rel. Dichter; ref.; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 10. 03. 1538 Annaberg
† 05. 10. 1611 in?
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
sein Vater war Vorsteher der Armenkasse, Mutter früh verstorben; 1549 kam er auf die Fürstenschule in Meißen, dort sechs Jahre lang Schüler des Georg Fabricius (Rektor des Gymnasiums in Meißen), dann 1555 an die Univ. Leipzig geschickt mit Stipendium v. Kurf. August, dort philol. und med. Studien; mit Empfehlung seines Meißener Zimmerkameraden Philipp Camerarius erhielt er Zugang zu dessen Vater Joachim Camerarius, der ihn dann förderte; Mag.; Studienreisen: Straßburg, Frankreich, Italien, Padua, Ferrara, Bologna; 1564 Rückkehr nach Wittenberg; 1565 Berufung zu einem Lehramt in Schulpforta; 1568 in Wittenberg, dort psychol. Vorlesungen, mit denen er erste Angriffe orth. Lutheraner hervorrief; ab 1571 Prof. f. Poetik in Leipzig; 1575 rückte er ebd. als Prof. f. alte Sprachen und Ethik in die Stelle seines Lehrers Camerarius, Heirat mit Magdalene Helborn, in dieser Ehe zehn Kinder, von denen sechs jung starben; 1580 weigerte er sich, die Konkordienformel zu unterschreiben − daraufhin Amtsentsetzung, Vertreibung aus seiner Wohnung und aus der Stadt; 1581 Berufung durch den Rat v. Zerbst an das neu errichtete akademische Gesamtgymnasium als Rektor, Amtsantritt Anfang 1582, dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne; allmähl. Kräfteverlust und frühe Taubheit; zahlreiche Kontakte mit Gelehrten; Ausgaben klass. lat. Dichter, auch nach Hss., Rhetorik-Lehrbücher nach Melanchthon; eigene lat. Dichtungen: Umdichtung des Psalters, geistl. Eklogen, enkomiastische Dichtung
1.4. Literatur zur Person
ADB 2 (1875) 507f. (Eckstein); Goedeke 2 (1896) 108; Ellinger 2 (1929) 255-257; de Boor/Newald IV,2 (1973) 302; Conrad Bursian, Gesch. der classischen Philologie in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. H. 1. (= Gesch der Wissenschaften in Deutschland 19,1). München/Leipzig 1883, 245f.; Thomas Klein, Der Kampf um die Zweite Reformation in Kursachsen, 1586-1591. (= Mitteldeutsche Forschungen 25). Köln/Graz 1962, 82 (ref.). 114 (bekannter Humanist, Prof. f. Poetik in Leipzig, musste 1580 nach Zerbst gehen, weil er die Unterschrift unter die Konkordienformel verweigerte)
2.1. Quelle: benutzte Edition
GB, Epistola dedicatoria. In: ders., Poemata Gregorij Bersmani Annaebergensis, in libros duodecim divisa. Leipzig: Johann Steinmann, 1576, A2r-A8v
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
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2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Karl Schottenloher, Die Widmungsvorrede im Buch des 16. Jahrhunderts. (= Reformationsgeschichtl Studien und Texte 76/77). Münster 1953, 141f. (= Nr. 311; Inhaltsangabe). 212; Jancke (2002) 131f. (Patronage)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
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3.1. Abfassungszeit
1576
3.2. AdressatInnen
Johann Posthius (1537-1597); indirekt: Käufer/Leser des Buches: humanist. Gelehrte und Schüler, potentielle Förderer v. Dichtern und lit. Ausbildung
3.3. Funktion und Zweck der Quelle
Posthius soll GBs Poemata verteidigen gg. Kritik an ihrem Autor und an ihrer lit. Qualität; die Poemata sollen nützlich beim Studium der Dichtkunst sein − diese wiederum hat sich in einer rel. Welt auf den einen Gott zu orientieren, neben dem es weder andere Götter noch einen unabhängigen menschlichen Ruhm gibt, und ihr Studium bringt bessere und nützlichere Bürger hervor ebenso wie tüchtigere Beamte und Politiker; die geringschätzige Bewertung der Dichtkunst überhaupt und insbesondere einer so konzipierten in GBs Umgebung könnte durch seinen Verweis auf berühmte Lehrer und die Freundschaft des Adresssaten einen korrigierenden Impuls erhalten; Posthius soll GBs Dichtungen mit zwei lebensgesch. Argumenten verteidigen (bei den einen war GB zu jung und unreif f. gute lit. Qualität, bei den anderen fehlte ihm wg. beruflicher Verpflichtungen die Zeit zum Ausarbeiten), darüber hinaus mit seinem Namen als sachkundiger und wohlwollender Dichterkollege einen selbsttätigen Schutz f. GB bieten − eine Empfehlung also; über die individuell-biogr. Gründe hinaus aber benennt GB als Haupthindernis f. die Erlangung guter lit. Qualität das Fehlen v. Mäzenen und damit ein strukturelles Hindernis
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
gedr. nach dem Willen des Verf., motiviert durch einen Schüler und mehrere Freunde, Dichtungen gesammelt und geordnet und zur Publikation vorbereitet durch diesen Schüler (Lorenz Finkelthus)
4.1. Berichtszeitraum
Schul- und Studienzeit
4.2. Sprache
lat.
4.3. Form der Quelle
Ich-Form, Widmungsvorrede zu seinen gedr. Poemata
4.4. Inhalt
Lehrer in seiner Schul- und Universitätszeit, dort entwickelte Auffassung v. der gesellschaftlichen und rel. Rolle der Dichtkunst, die er als Schüler, Dichter und Lehrer vertritt und praktiziert