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Götz von Berlichingen

Götz von Berlichingen

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Götz von Berlichingen [Gottfried von Berlichingen]

adlig; Raubunternehmer; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 1480 Jagsthausen

† 23. 07. 1562 Schloss Hornberg

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

fränkische Adelsfamilie; zuerst schickte man ihn zu einem Verwandten in Niedernhall am Kocher, wo er die Schule besuchen sollte; nach einem Jahr trug man seiner Unlust Rechnung und gab ihn als Jungen zu seinem Onkel Konrad vB, der ihn zu verschiedenen Reichstagen mitnahm; nach dessen Tod 1497 entschied sich GvB, an den Ansbacher Hof Mgf. Friedrichs IV. von Brandenburg zu gehen und dort adlige Manieren zu lernen; über den Ansbacher Hof erste militärische Dienste für den Kaiser, in Ansbach bis ca. 1500; Teilnahme an verschiedenen Kriegen, 1504 im bayerischen Erbfolgekrieg Verlust der rechten Hand; bis 1511 als württembergischer Diener geführt; zahlreiche Fehden (Raubritter), 1512 und 1516 Reichsacht; 1514 Teilnahme an Ulrichs v. Württemberg Niederwerfung des Armen Konrad; 1517 württembergische, gräflich hohenlohische und pfälzische Dienste, württembergischer Amtmann in Möckmühl; 1519 Heirat mit Dorothea Gailing v. Illesheim (+ vor 1. 5. 1531); 1519 vom Schwäbischen Bund gefangen, bis 1522 in Heilbronn inhaftiert; seitdem lebte er auf seinen Burgen an Jagst und Neckar; schloss sich früh der Reformation an; 1525 Hauptmann der Odenwälder Bauern − Versuch der Mäßigung zugunsten adliger Interessen, verließ die Bauern vor der Entscheidungsschlacht bei Würzburg mit dem Schwäbischen Bund; 1528-1530 wiederum vom Schwäbischen Bund gefangengesetzt (in Augsburg), kam gg. die Verpflichtung frei, seine Burg nicht zu verlassen; 1542 kämpfte er im Dienst Karls V. gg. die Türken, 1544 gg. Frankreich; 1547 zweite Heirat, GvB überlebte anscheinend auch seine zweite Frau

1.4. Literatur zur Person

NDB 2 (1955) 98 (Günther Franz); EncR 1 (1996) 143 (Adolf Laube/transl. from German by Hans J. Hillerbrand); Lebensbilder aus Franken und Schwaben 8 (1962) 39-57 (Karl Schumm); Helgard Ulmschneider, Götz v. Berlichingen. Ein adeliges Leben der deutschen Renaissance. Sigmaringen 1974 (Lit.) (zum Quellenwert der Autobiographie ebd. 19f.); Volker Press, Götz von Berlichingen (ca. 1480-1562) − vom „Raubritter“ zum Reichsritter. In: Zeitschrift f Württ Landesgesch 40 (1981) (= Speculum Sueviae 1, FS für Hansmartin Decker-Hauff) 305-326; Frank Göttmann, Götz v. Berlichingen − überlebter Strauchritter oder moderner Raubunternehmer? In: Jb f fränkische Landesforschung 46 (1986) 83-98

2.1. Quelle: benutzte Edition

Götz v. Berlichingen, Mein Fehd und Handlungen. Hg. v. Helgard Ulmschneider. (= Forschungen aus Württembergisch Franken 17). Sigmaringen 1981

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

kritische Edition nach den Hss., vollständig; Leit-Hs. vom Schreiber des Heilbronner Syndikus Stefan Feyerabend (einer der beiden Widmungsempfänger)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Ulmschneider ed. (s.o. 2.1.) 32-51 (zu den Hss., der Überlieferung, der Edition) − Rez.: Hans-J. Schiewer in: Daphnis 15,1 (1986) 175-177; Volker Honemann, Eine neue Hs. der Lebensbeschreibung des Götz v. Berlichingen. In: Württembergisch Franken 71 (1987) 269-271; Franz Xaver v. Wegele, Götz von Berlichingen und seine Denkwürdigkeiten. In: ders., Vorträge und Abhandlungen. Hg. v. Richard Graf Du Moulin Eckart. Leipzig 1898, 141-172; Lorna Susan Bloom, German Secular Autobiography. A Study of Vernacular Texts from circa 1450 to 1650, Ph. D. thesis Univ. of Toronto 1983, 180-212; Henry J. Cohn, Götz von Berlichingen and the Art of Military Autobiography. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 22-40 (Vergleich mit: Sebastian Schertlin v. Burtenbach 23. 28f. 37; Wilwolt v. Schaumburg 23. 24-26. 28. 35; Ludwig v. Diesbach 23; Sigmund v. Herberstein 23; Georg v. Ehingen 23; Michel v. Ehenheim 23; Maximilian I. 24. 26; Christoph v. Thein 24; Joseph v. Lamberg 38 n 9; Felix Platter 35; Melchior Hauffe 36); vgl. auch: Robert J. Knecht, Military Autobiographies in Sixteenth-Century France. In: J. Ronnie Mulryne/Margaret Shewring (eds.), War, Literature and the Arts in Sixteenth-Century Europe. (= Warwick Studies in the European Humanities). Basingstoke/London 1989, 3-21; Stephan Pastenaci, Erzählform und Persönlichkeitsdarstellung in deutschsprachigen Autobiographien des 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur historischen Psychologie. (= Literatur − Imagination − Realität 6). Trier 1993, 49-77

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Carl Lang, Ritter Göz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Mit Kupfern von Küffner, Lang, d’Argens u.a. In: Hist Almanach f den dt Adel und f Freunde der Gesch desselben. Frankfurt, M. 1793/94 (Hinweis: Vita von Lieren, Kalender und Almanache. In: Zeitschrift f Bücherfreunde NF 18 [1926] 101-114: 110; vgl. Ulmschneider ed. [s.o. 2.1.] Abb. 2-28); Teilabdruck bei: Gustav Freytag (Hg.), Bilder aus der dt. Vergangenheit. Bd. 2,2: Aus dem Jahrhundert der Reformation (1500-1600). Leipzig 171889, 251-257 (unklar, nach welcher Edition); Auszug: Beyer-Fröhlich (1932), 85-105 (nach: ed. Veronus Franck v. Steigerwald [1731], neu besorgt mit Einl. v. A. Leitzmann. [= Quellenschriften zur neueren dt Lit 2]. Halle 1916)

3.1. Abfassungszeit

nicht genau bekannt, Widmung erst 1561/62

3.2. AdressatInnen

Hans Hoffman, Bürgermeister in Heilbronn; Stefan Feyerabend, Syndikus ebd.; Herren, Gönner und Freunde; Kinder und Nachkommen; alle frommen, lieben, gottseligen Menschen − Kriegsleute hohen oder niederen Standes, Kaiser, Könige, Kurfürsten, Fürsten, Grafen, Freiherren, Ritter, Knechte, Städte und andere, geistlichen und weltlichen Standes; in Fehden und Kriegsläufen Begriffene

3.3. Funktion der Quelle

Ehre und Gut der Erben und Nachkommen; nicht Streben nach eigenem Ruhm, sondern Widerlegung der Missgönner (Apologetik!) durch Darlegung der wahren Handlungsmotive des Autors; Warnung und Exempel für Verhalten in militärischen Konflikten; „Apologie seiner Haltung im Bauernkrieg“ (Ulmschneider [s.o. 1.4.] 35)

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; mehrere Abschriften; das ordentliche Zusammenschreiben der Konzeptzettel vermutlich durch Feyerabend veranlasst, Abschrift dann v.a. in der Familie Berlichingen (zehn von 17 Hss.), zwei weitere in adligen Familien; mit 17 Hss. verhältnismäßig reichhaltige Überlieferung; 1731 erstmals gedruckt

4.1. Berichtszeitraum

Kindheit - 1544 (Feldzug Karls V. gg. Frankreich)

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Prosa; Ich-Form; Beschreibung der Lebensgeschichte als Schutzschrift, Bilanz (Pastenaci [s.o. 2.3.] 53 + Anm. 22-25, 67 + Anm. 76), Vorbilder eventuell: Ehingens Autobiographie, Zimmerische Chronik (ebd. 69 + Anm. 79)

4.4. Inhalt

ritterliche Aktivitäten: Fehden und Kriegszüge; Konflikte, Streitigkeiten, Gefangenschaften; Bauernkrieg; ausgeblendet: die reichhaltige Konfliktlösung auf schriftlich-juristischem Weg seit 1530, weitgehend auch Frau und Kinder

 

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