Dr. Patrick Merziger

B.A.-Modul 6

Mittwoch, 18-20 Uhr, Koserstr. 20, A 127

Nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs setzte sich international die Auffassung durch, dass Menschen in Not – bei Naturkatastrophen oder Vertreibungen – jenseits der politischen Differenzen im Kalten Krieg Beistand und Hilfe zustehe. Humanitäre Interventionen hatte es bereits vor 1945 gegeben, aber nun bemühten sich die Akteure der humanitären Hilfe um einen Konsens zumindest mit einzelnen Parteien bzw. Teilen der Bevölkerung des betroffenen Landes und um eine Legitimation durch eine internationale Instanz. Zudem entsandte man nicht mehr nur das Militär, sondern auch zivile Helfer und vor allem Experten. Neben den Nationalstaaten engagierten sich nichtstaatliche oder suprastaatliche Organisationen, zu nennen sind z.B. das UN Flüchtlingshilfswerk, CARE, Dienste in Übersee oder Médecins Sans Frontières. Mit der humanitären Hilfe waren von Beginn an zahlreiche wirtschaftliche, politische und militärische Interessen, aber auch Ideen von „Zivilisierung“ und Erziehung verknüpft. In dem Seminar verfolgen wir zunächst die Genese des Hilfsgedankens und klären die rechtliche und ethische Dimension der humanitären Hilfe. Davon ausgehend wollen wir fragen, zu welchen Anlässen, wo, wie und warum geholfen wird und welche Organisationen mit welchen Motiven an der Hilfe beteiligt sind; schließlich soll zumindest ein erster Ausblick darauf eröffnet werden, wie diese Hilfe bei den Empfängern ankam und welche Prozesse sie dort in Gang setzte.

Einführende Literatur: Jeffrey Crisp: Humanitarian Intervention. In: The Oxford Handbook on the United Nations. Hg. v T. G. Weiss. Oxford 2008, S. 479-495; Didier Fassin / Mariella Pandolfi (Hg.): Contemporary States of Emergency. The Politics of Military and Humanitarian Interventions. Brooklyn, NY 2010.