Anna Barbara Sum, M.A.

B.A.-Modul 1

Freitag, 14-16 Uhr, Koserstr. 20, A 336

Biographien belegen nicht nur auf der Spiegel-Bestsellerliste immer wieder die ersten Plätze, sondern sind auch in der Geschichtswissenschaft erneut in ihrem Ansehen gestiegen. Während Vertreter des Historismus die „Geschichte der großen Männer“ schrieben, spielten einzelne Individuen in der Sozialgeschichte, die ihr Augenmerk auf gesellschaftliche Strukturen und Prozesse richtete, kaum eine Rolle. Neuere Ansätze der Mikrogeschichte und der Kulturgeschichte führten zu einer Rückkehr des historischen Subjekts in das Blickfeld des Historikers. In der aktuellen geschichtswissenschaftlichen Forschung wird das Individuum weitgehend als ein „einzelnes Allgemeines“ (Jean-Paul Sartre) verstanden, das nur in seinen gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen zu betrachten ist. Dabei offenbaren Biographien die zentralen Probleme und Fragen der Geschichtswissenschaft in zugespitzter Form. Die Auseinandersetzung mit Biographik bietet demnach sowohl die Möglichkeit, die Geschichte der Geschichtswissenschaft zu beleuchten als auch historiographisch relevante Überlegungen über die sich wandelnden Konzeptionen etwa von Subjektivität und Objektivität oder über die Handlungsspielräume des Individuums anzustellen. Darüber hinaus wird ein Schwerpunkt des Seminars auf der Vermittlung von Methoden und Arbeitstechniken der Geschichtswissenschaft liegen. Zu erbringende Leistungen sind neben der regelmäßigen Teilnahme und der aktiven Mitarbeit die Anfertigung eines Exzerptes sowie zum Ende des Semesters eines Essays.

Einführende Literatur: Christian Klein (Hg.), Grundlagen der Biographik. Theorie und Praxis des biographischen Schreibens, Stuttgart 2003; Hans Erich Bödeker (Hg.), Biographie schreiben, Göttingen 2003.