Hauptseminar (HS 13210): Intellektuellengeschichte der Bundesrepublik: Ralf Dahrendorf und Jürgen Habermas
Montag 10-12 Uhr, Koserstr. 20, A 163
Intellektuelle im 20. Jahrhundert, das ist seit einiger Zeit ein reges und expandierendes Forschungsfeld, gerade in der deutschen Geschichte. Es geht dabei um biographische Aspekte und generationelle Erfahrungen ebenso wie um Zeitdiagnosen und politisches Engagement, die einen Schlüssel zu zentralen Konflikten der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung offerieren. Neben einer grundsätzlichen Erschließung dieses Forschungsbereiches nehmen wir uns in diesem Seminar exemplarisch Leben und Werk der beiden vielleicht bedeutendsten Intellektuellen der Bundesrepublik seit vielen Jahrzehnten, der Sozialwissenschaftler Ralf Dahrendorf und Jürgen Habermas, vor. Durch ihr Brennglas blicken wir auf die Gründungssituation der jungen Bundesrepublik, auf die Proteste und Aufbrüche der 60er Jahre, auf den „Historikerstreit“ der 80er Jahre, auf Wiedervereinigung, Europäisierung und Globalisierung. Eine Leitfrage wird sein: Repräsentieren Dahrendorf und Habermas konträre Stränge – einen liberalen und einen linken – der kulturellen Selbstverortung der Bundesrepublik, oder zogen beide am gleichen Strang der Verwestlichung und Demokratisierung?
Literatur: Alle Schriften von Dahrendorf und Habermas; aber weniger die „großen Werke“, mehr die gesellschaftspolitischen Interventionen; von Habermas v.a. die Folge der „Kleinen Politischen Schriften“; von Dahrendorf z.B.: Für eine Erneuerung der Demokratie in der Bundesrepublik, München 1968. Zur biographischen Einführung: Rolf Wiggershaus, Jürgen Habermas, Reinbek 2004 (rororo-monographie); Ralf Dahrendorf, Über Grenzen. Lebenserinnerungen, München 2002. Zum historischen Kontext: Heinrich August Winkler, Der lange Weg nach Westen, Bd. 2, München 2000; Edgar Wolfrum, Die geglückte Demokratie, Stuttgart 2006.