Seminar (S 13209): Rezeptionsgeschichte II. Rezeption und Transformation der Antike im 19. und 20. Jahrhundert
B.A.-Modul 6
Montag, 14-16 Uhr, Koserstr. 20, Raum A 121
Europas Ursprung liegt in der Antike. Bis in die Gegenwart kommt der Aneignung der griechischen und römischen Antike, ihrer Rezeption und Transformation, für die westlichen Zivilisationen eine wesentliche, Identität stiftende Rolle zu. Dabei diente die Antike – bzw. einzelne Überlieferungen und Motive – in der Neueren und Neuesten Geschichte ganz verschiedenen Akteuren gleichermaßen als zentraler Referenzpunkt.
Im Seminar werden die unterschiedlichen Deutungen, Aneignungen und Instrumentalisierungen der Antike im 19. und 20. Jahrhundert untersucht. Betrachtet wird dabei die politische Verankerung der modernen Verfassungen in der Antike ebenso wie der mythische Rückbezug der deutschen Nation auf Hermann den Cherusker und die Deutung von Spartakus als erster Aktivist der Arbeiterbewegung. Das bürgerliche Ideal der klassischen Bildung, die Institutionalisierung der Archäologie und der Altertumsforschung an Universitäten sowie die Verarbeitung antiker Motive in Kunst, Literatur und Architektur werden nachvollzogen. Schließlich soll anhand der populärkulturellen Aneignung in Filmen, Comics und der Konsumwelt aufgezeigt werden, inwiefern antike Konzepte bis heute – implizit oder explizit – allgegenwärtig sind.
Bei der Untersuchung dieses langen Zeitraums wird deutlich, dass "Antike" nicht feststeht, sondern in der Rezeption fortwährend neu hervorgebracht und dabei verändert wird. Rezeption ist dabei nicht nur als Auf- oder Übernahme zu verstehen, sondern auch als konstruktives Handeln, das eigenen, zeit- und kulturtypischen Regeln folgt.
Im Rahmen der Veranstaltung wird eine Exkursion zum Pergamonmuseum auf der Museumsinsel stattfinden.
Dieser Kurs ist die Fortführung des im Wintersemester 2009/10 von Tanja Broser durchgeführten Seminars "Rezeption und Transformation der Antike im Mittelalter" (S 13054).
Literatur zur Einführung: Eckard Wirbelauer u.a., Die Rezeption der Antike, in: Antike hg. v. Eckard Wirbelauer (= Oldenbourg Geschichte Lehrbuch), München 20072, S. 391-436.