Übung (Ü 13182): <br>Themen und Methoden der Kulturgeschichte
Dr. Stephan Malinowski
Mittwoch 10-12 Uhr, Koserstr. 20, A 121
Mit dem Begriff „Kulturgeschichte“ werden inhaltlich und methodisch sehr heterogene Arbeiten zusammengefaßt, die sich seit ca. 20 Jahren sowohl von der Politik- als auch von der Sozialgeschichte abgesetzt haben. Ihre Faszination bestand nicht zuletzt im Versprechen, die gähnenden Lücken schließen zu können, die sich zwischen der Politikgeschichte alten Stils und der Menschenleere sozialgeschichtlicher Großanalysen aufgetan hatten. Im- und explizit versprachen viele dieser Arbeiten, erkennbare und handelnde Männer und Frauen aller Schichten, anthropologische Fragen, die Bedeutung von Sprache und Diskursen in die Geschichtswissenschaft bringen und eine Geschichte der Wahrnehmungen, Emotionen und des Alltags rekonstruieren zu können. Selbst die einflußreichen Gegner dieser Ansätze bestreiten würden heute mehrheitlich einräumen, daß die Kulturgeschichte, Fragen und Perspektiven, methodische Ansätze und generell das Verständnis davon, was Geschichte ist, erheblich erweitert und verändert hat. Im Seminar werden optimistisch gestimmte Texte aus der programmatischen Frühphase ebenso behandelt wie die schneidende Kritik von Politik- und Sozialhistorikern. Im Mittelpunkt werden vor allem thematisch heterogene Studien aus den letzten zehn Jahren stehen, die im Seminar präsentiert, gelesen und diskutiert werden.
Einführende Literatur: Ute Daniel, Kompendium Kulturgeschichte, Theorien, Praxis, Schlüsselwörter, Frankfurt a.M. 2001. Hans-Ulrich Wehler, Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998.