Einflüsse der achaimenidischen Kultur in den Denkmälern der frühsarmatischen Zeit im südlichen Ural (5.-4. Jh. v. Chr.)
Hauptverantwortlicher Wiss. Mitarbeiter: PD Dr. Mikhael Treister
DFG-gefördertes Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Russischen Akademie der Wissenschaft in Moskau
Warum ein Projekt über archäologische Funde aus den Kurganen im Süd-Ural?
Als 2008 der Antrag auf Förderung eines Projektes zur Untersuchung der achaimendischen Einflüsse auf die Denkmäler der frühen sarmatischen Kultur im südlichen Ural bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht wurde, eröffneten sich damit gleich zwei Perspektiven für die Forschungsarbeit am Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin. Zum einen entstand die Möglichkeit zur Erweiterungen des fachlichen Horizonts auf eine Region, deren Kontakte zum altvorderasiatischen Kulturkreis zwar hinreichend bekannt sind, in der aber das Fach selbst bislang nicht aktiv an der Forschung beteiligt war. Zum anderen ergab sich die Aussicht auf eine neue Kooperation mit russischen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen, insbesondere dem Institut der Russischen Akademie der Wissenschaft in Moskau, das einen eigenen Antrag zur Förderung des Projektes stellte. Beide Perspektiven erfüllten sich infolge der Bewilligung der Anträge und führten zu einer für beide Seiten fruchtbaren Zusammenarbeit.
Bei der Beurteilung der spektakulären Funde aus der Kurgan-Nekropole von Filippovka und den benachbarten Bestattungskomplexen ist die Expertise der Vorderasiatischen Archäologie gefragt, da daran vielfältige Merkmale einer achaimenidischen Kunsthandwerksproduktion in Erscheinung treten. Allerdings stellt die Definition achaimenidischer Kunst für die Wissenschaft schon seit längerem ein Forschungsproblem dar. Noch ist die archäologische Quellenlage viel zu lückenhaft, um verlässliche Aussagen über die Diffusionswege und Variationsformen achaimendischer Kunsthandwerkserzeugnisse und ihrer Herstellungstechniken zu treffen. Die Funde aus den Nekropolen der frühen Nomaden im südlichen Ural helfen hier einen wichtigen Schritt weiter. Mithin handelt es sich um die am besten erhaltenen Beispiele der Toreutik, Schmuck-, Glas- und Steingeräteproduktion aus gesicherten archäologischen Kontexten. Probleme der Chronologie und Relationen zu lokalen Fundgruppen können im Kontext der reich ausgestatten Kurgan-Bestattungen in viel ernsterem Maße behandelt werden, als dies für die zumeist aus dem Kunsthandel stammenden Parallelen möglich ist. Die systematische Erfassung dieser Objekte einschließlich ihrer archäometrischen Untersuchungen schafft eine neue solide Grundlage für die Beschreibung und Klassifizierung achaimenidischer Kunst, ihrer Derivate und lokalen Imitationsformen.
Die Vorderasiatische Archäologie profitiert also in hohem Maße von den Entdeckungen ihrer russischen Kollegen im südlichen Ural, wenn sie sich mit den Fragen eines „achaimenidischen Erbes“ befasst. Das Projekt kann dazu beitragen, dass die Forschung in diesem Fall nicht allein auf die Ausgrabung der Kurgane beschränkt bleibt, sondern dass die Funde aus den Ausgrabungen bald auch einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgelegt werden können. Das besondere Verdienst an diesem Unterfangen tragen die beiden hauptverantwortlichen Initiatoren des Projektes, Dr. Mikhael Treister (Bonn) und Dr. Leonid T. Yablonsky (Moskau). Wichtige Beiträge liefern aber auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, die sich an ihren Heimatinstitutionen und Laboren in Russland, Kasachstan und Deutschland häufig über Jahre mit den spezifischen Aspekten einer detaillierten Dokumentation und Materialanalyse der Kurgan-Funde befasst haben. Das Projekt ist also auch Resultat einer guten und intensiv betriebenen Gemeinschaftsarbeit. Den Förderern dieser internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Russisch Humanitären Stiftung (RGNF), gilt unser aufrichtiger Dank.