Kurzbericht der 1. Kampagne
Kurzbericht der 1. archäologischen Kampagne in Kerinci (Indonesien)
vom 4. August bis 25. September 2003
Das Hochland von Kerinci liegt südlich des Äquators im Westen von Sumatra. Toponyme der Region sind im Norden der Gunung Kerinci, die mit 3085 m höchste vulkanische Erhebung Sumatras, und im Süden der Kerinci-See auf einer Höhe vom 783 m ü. M. Die Region war in der Vergangenheit ein wichtiger Rohstofflieferant. Gold, Elfenbein und begehrte Duftharze wie Kampfer und Benzoin werden in chinesischen, indischen und arabischen Quellen genannt.
Der Zugang zu diesen Gütern ermöglichte zum Beispiel im 7. Jahrhundert dem Reich von Srivijaya, im Tiefland von Sumatra, den Aufstieg zur zentralen Seehandelsmacht im Indischen Ozean. Für Kerinci selbst liegen keine historisch verwertbaren Quellen vor, die älter als das 18. Jahrhundert sind. Frühere Besiedlungsspuren finden sich jedoch in Form archäologischer Hinterlassenschaften wie Keramik, Steinartefakte und einer beachtlichen großen Zahl an Megalithen.
Abb. 1 |
Abb. 2 |
Im Sommer 2003 ist die Region südlich des Kerinci-Sees erstmals Ziel eines von der Schweizerisch-Liechtensteinischen Stiftung für archäologische Forschung im Ausland (SLSA) unterstützten archäologischen Projektes gewesen. Das internationale Forschungsteam setzte sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitäten in Bern/Schweiz, Freiburg und Leipzig/Deutschland, Leiden/Niederlande sowie dem Archäologischen Forschungszentrum in Jakarta/Indonesien und dem Antikendienst der Provinz Jambi auf Sumatra/Indonesien zusammen.
Die archäologischen Aktivitäten umfassten:
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die archäologische Grabung in Sungai Hangat im Flusstal des Air Hitam (Abb. 1-2)
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der archäologische Survey in der Umgebung von Sungai Hangat (Abb. 3)
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der archäologische Survey in der Umgebung des Megalithen von Pondok (Abb. 4-6)
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die archäologische Grabung am Ort des Megalithen von Pondok (Abb. 8-9)
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Die Untersuchungen erbrachten reiche archäologische Befunde zur Siedlungsgeschichte Kerincis im 2. Jahrtausend n. Chr. Wie die Funde aus den beiden Survey-Gebieten zeigen, ist für diese Zeit von einer hohen Siedlungsintensität im Bereich südlich des Kerinci-Sees auszugehen. |
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Abb. 3 |
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Grundlage dieser Siedlungsdichte und -kontinuität dürfte neben der günstigen agrarwirtschaftlichen Ausgangssituation das durch den Handel mit dem Tiefland erzielte wirtschaftliche surplus gewesen sein. Die archäologischen Funde bestätigen die durch sekundäre schriftliche Quellen bezeugte Kontinuität im Handel ab der Mitte des 2. Jahrtausends. |
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Abb. 4 |
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Abb. 5 |
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Abb. 6 |
Die Ausgrabung in Sungai Hangat lieferte Fundmaterial insbesondere für die vorkoloniale, d.h. islamische, und die frühe koloniale Phase unter den Holländern. Der Ort belegt die Existenz relativ wohlhabender Siedlungsplätze im Talbereich. Diesen Wohlstand, der sich durch das reiche Repertoire an Keramik, einschließlich zahlreicher chinesischer Importe, und anderer Kleinfunde ausdrückt, hängt wahrscheinlich mit der profilierten Stellung von Orten wie Sungai Hangat als für den Handel wichtige Kontrollstellen zusammen. Eine Form der handwerklichen Spezialisierung, dürfte die für Sungai Hangat notierte Massenproduktion der Fußschalen gewesen sein (Abb. 7). |
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Abb. 7 |
Die Keramik aus Sungai Hangat markiert das Ende der keramischen Tradition im Kerinci-Gebiet, da die Produktion im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingestellt wird. Sie bietet aus typologischen und chronologischen Gesichtspunkten eine wichtige Basis für alle zukünftigen Keramikuntersuchungen.
Abb. 8 |
Abb. 9 |
Die Ausgrabungen in Pondok liefern für diesen Fundplatz einschließlich dem hier befindlichen Megalith (Abb. 4) ein erfreulich klares Bild seiner Besiedlung zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert n. Chr. Zeichen einer jüngeren Besiedlung finden sich hier nicht. Der Ort bestätigt somit, dass das Auffinden einphasiger Siedlungsplätze prinzipiell möglich ist, was für die Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte in der Region von Kerinci insgesamt von großer Bedeutung ist.
Die Dokumentation eines Hauses (Abb. 6) an der Stelle eines Megalithen und die weiteren damit in Verbindung stehenden Funde (Abb. 10) stellen einen bis dato einmaligen Befund in der Archäologie Sumatras dar und liefern wichtige neue Erkenntnisse zur Erforschung der Megalithkomplexe im indonesischen Archipel. |
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Abb. 10 |
Die datierte Keramik von Pondok wird wichtige Grundlage zur Untersuchung der formalen, stilistischen und technologischen Keramikentwicklung in der Region sein, insofern sie deutlich älter als diejenige aus Sungai Hangat ist. Da sie zugleich das zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Forschung älteste aus einem archäologischen Kontext stammende Material ist, stellt sich als Forschungsaufgabe für die Zukunft die Frage nach dem Vorhandensein bzw. der Auffindbarkeit älterer Funde.