Springe direkt zu Inhalt

Glokalisierungsprozesse in der Ordenskunst der Frühen Neuzeit

Projektleitung

Prof. Dr. Margit Kern

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen

Dr. des Amrei Buchholz / Dr. Julia Kloss-Weber

 

Projektbeschreibung

Aus der Begegnung der in weltweiten Netzwerken agierender Missionsorden mit lokalen Kulturen resultierte in der Frühen Neuzeit eine rege Produktion von Kunstwerken. Ziel des Projekts „Glokalisierungsprozesse in der Ordenskunst der Frühen Neuzeit“ ist es, diese Bildmedien anhand verschiedener lateinamerikanischer Beispiele vergleichend zu analysieren. Der Begriff der Glokalisierung dient dazu, exemplarisch aufzuzeigen, wie die Interferenz von visuellen Kulturen verläuft, denen aufgrund bestimmter hegemonialer Strukturen globale beziehungsweise lokale Autorität zugeschrieben wird. Unterprojekt 1 beschäftigt sich mit der von Franziskanern, Augustiner-Eremiten und Dominikanern durchgeführten Mission in Neuspanien im 16. Jahrhundert; Unterprojekt 2 untersucht die Jesuitenreduktionen der ehemaligen Ordensprovinz Paraquaria im 17. und 18. Jahrhundert, sodass es möglich ist, den vortridentinischen Bildgebrauch in der Mission und die Situation nach dem Tridentinum gegenüberzustellen. Um das aus der Soziologie stammende Modell der Glokalisierung (Robertson) für die Kunstgeschichte operationalisierbar zu machen, dient vor allem die aktuelle kulturwissenschaftliche Übersetzungstheorie (Bachmann-Medick), die sich von der Vorstellung bruchloser Bedeutungsübertragungen nachdrücklich verabschiedet hat, als methodisches Komplement. Da eine besondere Herausforderung bei den Fallstudien vor allem darin besteht, die dynamischen Strukturen der transkulturellen Aushandlungsprozesse in der Analyse nicht stillzustellen und in statische Modelle, in Zustandsbeschreibungen, zu übertragen, rücken Raumkonzepte, Körperbilder und andere performative Praktiken ins Zentrum beider Unterprojekte. Als zentrale These fungiert dabei die Beobachtung, dass die performativen Strukturen als Aushandlungspraktiken aufzufassen sind und die daraus hervorgehende Bildproduktion ohne deren Berücksichtigung nur unvollständig erfasst ist. Das heißt, dass die Aufführungsdimension und der ausgeprägte Appellcharakter, die diesen künstlerischen Ausdrucksformen eingeschrieben sind und einen performativen Vollzug geradezu einfordern, gleichsam als transkulturelle Übersetzungshandlungen, als Übersetzungsbewegungen verstanden werden müssen. Dies impliziert auch, die Auseinandersetzung mit transkulturellen Aspekten von Medialität insgesamt zu vertiefen. Dabei sollen nicht kulturspezifische Differenzen gesucht und essentialisierend festgeschrieben, sondern der Umgang mit diesen Differenzen in Aushandlungsprozessen nachgezeichnet werden.

 

Zur Website des Kunsthistorischen Instituts
Deutsche Forschungsgemeinschaft