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Band 30: Bibliographie zum Deutschen Einigungsprozess (2012)

Prof. Dr. Eun-Jeung Lee, Dr. Werner Pfennig

Titel
Band 30: Bibliographie zum Deutschen Einigungsprozess
Verfasser
Prof. Dr. Eun-Jeung Lee, Dr. Werner Pfennig
Mitwirkende
Arne Bartzsch, Alexander Pfennig / Florian Schiller, Dung Vu Tien, Hoon Jung
Schlagwörter
Annex/Bibliographie/Reference


Vorwort

 

Die Öffnung der „Berliner Mauer“ am 9. November 1989 und das Ende der DDR kamen plötzlich und unerwartet; Deutschland war darauf nicht vorbereitet. Nach rund 18 Jahren Normalisierungsprozess gab es ab November 1989 eine sich beschleunigende Entwicklung, die in weniger als einem Jahr zur deutschen Einheit führte. Es war ein ausgehandelter Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, der eine schnelle und fast komplette Übernahme des westdeutschen Systems auf die fünf neuen Bundesländer bedeutete.

 

Die Erlangung der inneren Einheit ist ein langer Prozess. Er ist schwierig, teuer und es dauert viel länger als erwartet, die Lebens- und Einkommensverhältnisse von Ost- und Westdeutschland einander anzugleichen. Neben politischen Gründen gibt es auch deshalb Menschen, die sich als Verlierer fühlen. Dennoch wird von vielen in Deutschland und anderswo die Wiedervereinigung als Wunder, als Geschenk der Geschichte angesehen. Wunder sind Ereignisse, die eigentlich nicht zu erklären sind; man kann an sie glauben oder nicht. Warum die deutsche Einheit möglich wurde, das lässt sich hingegen erklären. Es waren hauptsächlich die folgenden Gründe:

·         Veränderungen in der Sowjetunion und Osteuropa. Im Januar 1990 kamen Gorbatschow und seine Ratgeber zu der Einschätzung, dass sich das Regime in der DDR nicht mehr halten könne und dass eine Wiedervereinigung unvermeidbar wäre.

·         Die starke Unterstützung durch die USA für eine Politik der Wiedervereinigung, allerdings unter der Voraussetzung, dass das vereinte Deutschland Mitglied der NATO sein bzw. bleiben und keine Neutralitätspolitik verfolgen würde.

·         Die Wirtschaft und Zahlungsfähigkeit der DDR befand sich in großen Schwierigkeiten (u. a. veränderte Preisgestaltungen im Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, RGW/COMECON, hohe Auslandsverschuldung, niedrige Produktivität).

·         Die Unfähigkeit des Systems der DDR, trotz personeller und struktureller Veränderungen, grundlegende Reformen durchzuführen.

·         Die Übergangsregierung unter der Verantwortung von Hans Modrow trug dazu bei, dass es zu keinen gewaltsamen Auseinandersetzungen, gar Bürgerkrieg, kam. Die ihr nachfolgende, erste demokratisch gewählte Regierung unter Lothar de Maizière intensivierte und institutionalisierte die Demokratisierung der DDR und bereitete deren ausgehandelten Beitritt zur Bundesrepublik vor.

·         Eine friedliche Revolution in der DDR, die sich von einer politischen in eine nationale wandelte, erkennbar u. a. an der veränderten Akzentsetzung bei Parolen: von „Wir sind das Volk!“ zu „Wir sind ein Volk!“ Veränderung bei den Zielsetzungen der Mehrheit der Bevölkerung; im Frühjahr 1990 wollten rund 80 Prozent der Bevölkerung der DDR eine schnelle Wiedervereinigung und bei der Wahl im März erhielten die Parteien die Mehrheit, die sich dafür einsetzten.

·         Offene Grenzen, die u. a. bewirkten, dass junge, gut ausgebildete Menschen in großer Zahl die DDR verließen.

·         Ein entschlossenes Handeln von Helmut Kohl und seiner Regierung.

·         Für die europäischen Staaten war ein wiedervereinigtes Deutschland akzeptabel, trotz und wegen der tragischen Vergangenheit, denn nun erschien ein vereintes, demokratisches und in internationale Organisationen fest eingebundenes Deutschland förderlich für die Bewahrung des Friedens in Europa und für den europäischen Integrationsprozess.

 

Die Zahl der Veröffentlichungen zum deutschen Einigungsprozess und zu Ereignissen, die zum Ende der DDR führten, ist inzwischen nicht mehr zu überblicken. Die deutsche Einigung bedeutete für die Bewohner der ehemaligen DDR, dass sich fast über Nacht ihr Leben in wesentlichen Bereichen änderte. Nach ursprünglicher Begeisterung gab es schnell Enttäuschung und viele Menschen fühlten sich als Verlierer der Wiedervereinigung. Die friedliche Revolution in der DDR, deren Beitritt zur Bundesrepublik und die Jahre danach, das waren emotional sehr bewegte Zeiten. Auch aus diesem Grund wurden in die vorliegende Bibliographie nicht nur wissenschaftliche Publikationen aufgenommen, sondern ebenfalls Äußerungen von Zeitzeugen und Texte, die sich zugespitzt und polemisch mit Problembereichen des deutschen Einigungsprozesses auseinandersetzen. Solche Veröffentlichungen sind nicht immer niveaureich, manche sind einseitige Rechtsfertigungsversuche, aber teilweise gerade deshalb Zeitzeugnisse, die zur Kenntnis genommen werden können.

Viele Probleme der DDR vergrößerten sich gegen Ende der 1980er Jahre, während die Lösungskapazität des Systems abnahm. Die Probleme waren aber bereits seit einiger Zeit vorhanden, deshalb wurden auch Publikationen berücksichtigt, die sich mit der „Vorgeschichte“ des Endes der DDR beschäftigen. Der eindeutige Schwerpunkt der Bibliographie liegt auf deutschsprachigen Veröffentlichungen.

 

Die Bibliographie entstand im Rahmen eines von Prof. Dr. Eun-Jeung Lee geleiteten Forschungsprojekts am Institut für Koreastudien der Freien Universität Berlin, dessen Leiterin sie ist. Der Auftraggeber ist das Ministerium für Vereinigung der Republik Korea und es wurden bisher 29 Themenbände erarbeitet, plus 18 Bände über den „Sonderweg“ von Brandenburg, in denen Bereiche des deutschen Einigungsprozesses kommentiert und dokumentiert sind. Die Bibliographie enthält nur wenige Hinweise auf Dokumente, denn in den Themenbänden finden sich zahlreiche Dokumente unterschiedlichster Art. Die Bibliographie wird fortgesetzt.

 

Zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlicher Weise haben an dem Projekt mitgearbeitet:

Arne Bartzsch, Jörg Becker, Ulrich Brückner, Hye-Jin Choi, Hye-Won Choi, Alexander Fisher, Daniel Gerstenhauer, Everhard Holtmann, Hoon Jong, Bernd Martens, Chang-Soo Park, Sugeen Park, Joo Yong Park, Alexander Pfennig, Richard Pfennig, Peter Rütters Florian Schiller, Jan Stuckatz, Lars Vogel und Vu Tien Dung.

Ein Beirat unterstützt das Projektteam; geholfen haben auch Lothar Ehrlich, Hartmut Koschyk, Ingo Peters, August Pradetto, Lothar Weise und Jan Wielgohs.

 

 

Werner Pfennig

Berlin, im Dezember 2012

Koreastudien