Springe direkt zu Inhalt

Tagung 'Linien'

25.11.2004 - 27.11.2004

Ästhetische und epistemische Dimensionen der Zeichnung

Mit: Wolfgang Kemp, Werner Busch, Karlheinz Lüdeking, Barbara Wittmann, Peter Geimer, Uwe Fleckner, Carolin Meister, Éric Alliez, Sabine Mainberger, Oliver Jehle, Sabine Slanina, Friedrich Teja Bach, Christopher Wood

 

 

Tagungskonzeption

Die Zeichnung in ihrer klassischen Konzeption durchlief in der Moderne zahlreiche Grundlagenkrisen. Die jüngsten Möglichkeiten, Konturen, Kurven und Diagramme aus den Rechenleistungen eines Computers zu generieren, markieren nur die vorläufig letzte einer ganzen Folge von Entwicklungen, welche das überlieferte Prinzip des disegno erschüttert haben. Von Turner über Cézanne zu den Impressionisten, von Thermodynamik und Stochastik zur Fotografie wurden unterschiedliche Transformationen in Wissenschaft, Kunst und Technik ausgemacht, welche eine fundamentale Krise der Zeichnung provozierten.

Trotz dieser Bilanzen für die jüngere Geschichte des Mediums, in dem Vasari einst die drei Zeichenkünste – Architektur, Malerei und Skulptur – gegründet sah, blieb die kunsttheoretische Reflexion zur Zeichnung in weiten Teilen dem klassischen Begriff des disegno verhaftet. Ist die Zeichnung tatsächlich bis in die Gegenwart intellektuelle Konzeption und Medium wie Symbol geistiger Tätigkeit? Oder muss dem disegno im Sinne eines zugleich metaphysischen und technischen Prinzips das ästhetische und epistemische Potenzial eines Verfahrens gegenübergestellt werden, das erst in der Materialität seiner Aktualisierung zu Tage tritt? Könnte die Zeichnung als jene Schaltstelle, die in der Klassik das Denken mit dem Handwerk verknüpft, zum privilegierten Medium einer genuin auml;sthetischen Erkenntnis avancieren?

Ausgehend von Krisis und Neuerfindung der Zeichnung in der Moderne soll im Kolloquium Linien. Ästhetische und epistemische Dimensionen der Zeichnung der klassische Begriff des disegno als sichtbares Abbild der Idee kritisch diskutiert werden. Die von der Kunsttheorie verbürgte intellektuelle Begründung der Zeichnung und das damit verbundene Postulat seiner Immaterialität soll mit konkreten zeichnerischen Verfahren konfrontiert werden, die weniger vorgängige Konzeptionen visualisieren, als dass sie in ihrer "Verkörperung" (Edgar Wind) selbständig ästhetische und epistemische Prozesse initialisieren. Dabei soll jene zweifache Artikulation der Zeichnung in Frage stehen, welche der Physiologe Etienne-Jules Marey 1878 für seine graphische Methode in Anschlag brachte: nämlich Zeichnung als mode d'expression und moyen de recherche.

 

Programm (als PDF)

 

Konzeption:  Werner Busch, Oliver Jehle, Carolin Meister

Zeit & Ort

25.11.2004 - 27.11.2004

Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart - Berlin