Tomoki Kitazumi
DFG Kolleg-Forschungsgruppe 2615
Geschichts- und Kulturwissenschaften
Altorientalistik
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Prof. Dr. Jörg W. Klinger
Fabeckstr. 15
Raum 003
14195 Berlin
Berufliche Tätigkeiten
seit Apr. 2018: Wiss. Mitarbeiter, DFG Kolleg-Forschungsgruppe 2615 "Rethinking Oriental Despotism", FU-Berlin
Okt. 2019–Sept. 2020: Wiss. Mitarbeiter, Institut für deutsche Sprache und Linguistik | Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft, HU-Berlin (Halbvertretung von Frau PD Dr. Anna Helene Feulner)
seit Okt. 2020: Wiss. Mitarbeiter, Institut für Altorientalistik, FU-Berlin
Ausbildung
April 1999–Juni 1999: Musashi Oberschule in Tokyo
Aug. 1999–Mai 2002: American International School in Salzburg
Abschluß: International Baccalauréat auf Englisch
Okt. 2002–März 2003: Kawai Seminarschule und Goethe-Institut in Tokyo
Mai 2003–Sept. 2003: Goethe-Institut in Bonn und Berlin
WiSe 2003/04–SoSe 2013: Magister Artium an der Freien Universität Berlin
1. HF: Altorientalistik; 2. HF: Vergleichende und Indogermanische Sprachwissenschaft
Okt. 2006–Sept. 2010: Student. Hilfskraft am Lehrstuhl für die Vgl. und Idg. Sprachwissenschaft
WiSe 2013/14–SoSe 2022: Promotionsstudium im Rahmen des Exzellenzclusters 264 Topoi
seit Okt. 2014: Teilnahme an der Arbeitsgruppe Dolmetschen Deutsch-Japanisch am Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin
Weiterbildung/Zusatzqualifikation
4.–6. 2.2017: 6. deut.-japan. Dolmetscherausbildungsseminar (Ludwigshafen am Rhein)
13.–14.3.2017: Lehren und Lernen – Grundlagen der Hochschuldidaktik (Dahlem Research School, FU-Berlin)
24.–26.2.2018: 7. deut.-japan. Dolmetscherausbildungsseminar (Ludwigshafen am Rhein)
9.–11.2.2019: 8. deut.-japan. Dolmetscherausbildungsseminar (Ludwigshafen am Rhein)
21.–24.2.2020: 9. deut.-japan. Dolmetscherausbildungsseminar (Berlin)
25.–27.2.2023: 11. deut.- japan. Dolmetscherausbildungsseminar (Berlin)
Dolmetscher(wesen) und fremdsprachige Kommunikation
Nicht nur für die politischen Beziehungen, sondern für Kontakte jeglicher Art ist die Frage, wie Verständigung überhaupt möglich war, essentiell. Dies ist eine der zentralen Forschungsfragen, denen T. Kitazumi nachgeht. Obwohl an vielen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten Hinweise existieren, dass Menschen unterschiedlichster Sprachen zusammengelebt haben, ist die Erwähnung von Personen, die die Vermittlung mit „fremden“ Sprachen übernommen haben, erstaunlich gering. Im Gegensatz zur großen Anzahl von Übersetzungen und fremdsprachigen Texte sind die Belege für Dolmetscher, die sicherlich zwischen zwei miteinander nicht dieselbe Sprache sprechenden Parteien mündlich für Verständigung gesorgt haben, recht überschaubar.
Neben der Untersuchung zu den verschiedenen Interaktionsformen in Mesopotamien ist es ferner interessant zu beobachten, inwieweit sich ein wirkliches Sprachbewusstsein bereits in dieser Zeit manifestiert oder wieweit Zeugnisse, die die Vielsprachigkeit einzelner Personen explizit dokumentieren, man denke an Šulgi oder Yariri von Karkemiš, tatsächlich Ausnahmen.
Der Fokus der Untersuchung wird auf dem Verhältnis zwischen den fremdsprachigen „Dienstleistern“ wie Dolmetschern, Gesandten und Boten und der Diplomatie als Teil der inter- bzw. überregionalen staatlichen Administration liegen. Ausgehend von den Primärtexten wird mithilfe von der allgemeinen Literatur über die Historiographie der Übersetzung versucht, den kulturgeschichtlichen Kontext der Dolmetscher als Akteure mitsamt ihren Aufgaben, der Funktion und gesellschaftlichen Stellung zu erhellen und das Gesamtphänomen als solches zu betrachten.
Zeitkonzepte und Vergangenheitsmanagement in der hethitischen Überlieferung
Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit bilden Zeitkonzepte der Hethiter. Es ist eine Eigenheit in hethitischen Texten, dass Hinweise auf Datierungen oder ein chronologisches System weitestgehend fehlen, die etwa den bekannten Verfahrensweisen im benachbarten Mesopotamien vergleichbar wären. Damit sind genauere Datierung von z.B. historischen Ereignissen oder Regierungszeiten enorm erschwert, so dass diese weitgehend auf externen Synchronismen beruhen. Es gibt zwar Versuche, Fixpunkte für eine absolute Chronologie mittels verschiedener naturwissenschaftlicher Methoden wie Dendrochronologie, C14-Datierung oder beobachteten astronomischen Phänomenen zu erarbeiten, aber nach wie vor bestehen erhebliche Unsicherheiten. Angesichts der Tatsache, dass das Hethiterreich ein großes Territorium umfasste und eine komplexe Gesellschaft(sform) darstellte, ist das Fehlen derartige Zeitraster tatsächlich überraschend. Bisher richtete sich das Augenmerk auf die Chronologie als historisches Problem, aber eine philologische Untersuchung zum Zeitkonzept und Vergangenheitsmanagement seitens der Hethiter steht noch aus. Die Frage ist, wie die Hethiter selbst über das Phänomen „Zeit“ gedacht haben, wie sie es wahrgenommen haben, wie sie die Zeit für sich strukturiert haben. Dies soll durch eine Zusammenstellung der betreffenden lexikalischen und philologischen Materialien sowie eine eingehende Analyse näher untersucht werden.
Die Anfänge der hethitischen Überlieferung und ihre sprachliche Form
Ein weiteres Forschungsgebiet stellt die diachrone Entwicklung der hethitischen Sprache dar bzw. die Frage, wieweit sich die in jüngerer Zeit Neuinterpretation der Entwicklung des hethitischen Schrifttums (Th. van den Hout einerseits, A. Kloekhorst & W. Waal andererseits) mit der bisherigen Auffassung zur hethitischen Sprachentwicklung vereinbaren lassen. Wirft doch die rezente Diskussion über die hethitische Paläographie erneut die Frage nach der Existenz althethitischer Texte überhaupt auf und damit auch die nach dem Beginn und der Frühphase der Überlieferung sowie der „Authentizität“ vieler Texte, die dieser Epoche zugewiesen werden. Vor diesem Hintergrund ist es abermals notwendig, die Sprache der gemeinhin als „alt“ bzw. „früh“ geltenden Quellen in Bezug auf die Sprachstufe zu untersuchen und sich dabei gerade nicht auf „Originale“ zu beschränken, sondern auch das Material zu berücksichtigen, das potentiell auf diese historische Epoche zurückgeht.
Zwar lässt sich eine Auflistung der mit dem althethitischen Duktus geschriebenen Texte durch die Suchfunktion im Hethitologie-Portal generieren, aber zahlreiche, nur in späteren Abschriften überlieferten Texte, deren Entstehungszeit ebenfalls in diese Zeit fallen könnte, werden so nicht erfasst. Die philologische Notwendigkeit besteht darin, dass man diese althethitischen Texte, die in jüngeren Abschriften auf uns gekommen sind, auf der Basis ihrer Sprachmerkmale erkennen und die Frühphase der hethitischen Überlieferung besser verstehen kann, um auf diesem Wege zusätzliche Evidenz für die Gesamtentwicklung der hethitischen Schriftlichkeit zu enthalten und so die Entstehungszeit zentraler Texte, wie etwa der „hethitischen Gesetze“, die bis heute kontrovers diskutiert wird, eventuell besser eingrenzen zu können. Diese Arbeit soll deshalb nicht nur einen Beitrag zur Grammatik der althethitischen Sprache leisten, sondern auch einen Überblick über die althethitische Überlieferung insgesamt bieten, bis heute ein Desideratum.
Qualifikationsarbeiten
2013: Untersuchungen zu den Paragraphenstrichen in den hethitischen Texten, Magisterarbeit (111 S.)
2021/22: Übersetzungstätigkeit und Übersetzungsverfahren im hethitischen Reich, Dissertation (vi + 620 S.) [IAA Dissertation Prize 2023]
Publikationen
2005: Die Sintflut. In: Gilgamesch: Archäologie einer unsterblichen Gestalt. Eine Ausstellung des Instituts für Vorderasiatische Altertumskunde der Freien Universität Berlin an der Urania Berlin 19. Mai bis 9. Juni 2005. Berlin, 35–36.
2010: Bibliographische Nachträge für den Zeitraum 2001–2010. In: Michael Meier-Brügger: Indogermanische Sprachwissenschaft, unter Mitarbeit von Matthias Fritz und Manfred Mayrhofer. De Gruyter, Berlin, 102–121.
2013: Problem der Gleichung heth. Ḫayaša- = arm. hayk'. In: ZDMG 163/2, 511–517. Open access unter: https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/titleinfo/6414799
2016: The Meaning of Ancient Words for ‘Earth’: An Exercise in Visualizing Colexification on a Semantic Map. In: Gerd Graßhoff & Michael Meyer (Hg.): Space and Knowledge. Topoi Research Group Articles (eTopoi. Journal for Ancient Studies, Special Volume 6). Exzellenzcluster 264 Topoi, Berlin, 418–452. (mit Thanasis Georgakopoulos, Daniel Werning, Jörg Hartlieb, Lidewij E. van de Peut, Annette Sundermeyer, Gaëlle Chantrain) Open access unter: https://edition-topoi.org/article/1143-the-meaning-of-ancient-words-for-earth; Data appendix unter: http://repository.edition-topoi.org/collection/MISC/single/00004
2019: Typologies of Setting Paragraph Dividers in the Hittite Texts. In: Aygül Süel (Hg.): IX. Uluslararası Hititoloji Kongresi Bildirileri: Çorum 01–07 Eylül 2014 / Acts of the IXth International Congress of Hittitology: Çorum, September 01–07, 2014. Ankara, 417–458.
2020: Drei indo-arische Personennamen und der Gott Akni in CTH 13. In: Matthias Fritz, Tomoki Kitazumi und Marina Veksina (Hg.): Maiores Philologiae Pontes: Festschrift für Michael Meier-Brügger zum 70. Geburtstag. Beech Stave, Ann Arbor/New York, 90–98.
2021: Die syrischen Lehnwörter im Armenischen – eine Revision. In: Anna Jouravel und Audrey Mathys (Hg.): Wort- und Formenvielfalt: Festschrift für Christoph Koch zum 80. Geburtstag. Unter Mitarbeit von Daniel Petit (Studies on Language and Culture in Central and Eastern Europe 37). Peter Lang, Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Warszawa/Wien, 185–206. (mit Stefanie Rudolf)
(2023 (2024): Zu hethitisch išuwan- n. "Salz". In: Historische Sprachforschung 136, xx–xx.) (ms. 9 S.)
2024: Zum Charakter des „Staates“ aus lexikographisch-hethitologischer Sicht, in: E. Cancik-Kirschbaum, J. Klinger, A. Dornauer, T. Kitazumi, L. Wilhelmi, Preprint Staat: Eine begriffsgeschichtliche Annäherung für den Alten Orient in der Spätbronzezeit (Stand: 10.07.2024). Freie Universität Berlin: Berlin, 175–186. Open access unter: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/44201
(2024: Zur Deutung des akkad. rasini. In: Aula Orientalis 42/2, 243–248.)
(2024: Die Indo-Arier im Vorderen Orient – Bibliographie und Synthese der Forschung seit Mayrhofer 2006 mit Nachtrag zur früheren Literatur. In: Hungarian Assyriological Review NN, xx–xx. (ms. 57 S.))
(in Arbeit: Nochmals zu dAs-sa-ra dMa-za-aš in einem neuassyrischen Ritualtext)
(in Arbeit: History of Interpreters in the Ancient Near East)
(in Arbeit: Doppelparagraphenstriche und die sog. Sammeltafeln)
Herausgebeschaft
2020: Maiores Philologiae Pontes: Festschrift für Michael Meier-Brügger zum 70. Geburtstag. Beech Stave, Ann Arbor/New York. (mit Matthias Fritz und Marina Veksina)
(2024: Gert Klingenschmitt: Aufsätze zur Indogermanistik, Band 2: Wort-, Sach-, und Stellenindex, Addenda et Corrigenda, und bibliographische Ergänzungen (Studien zur historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft 22 oder 23). Baar-Verlag, Hamburg. (mit Stefan Schaffner))
Sonstiges
2023: (Teil)übersetzung einiger hethitischen Texte ins Japanische. In: 津本 英利: ヒッタイト帝国 –「鉄の王国」の実像 (PHP新書 1376) PHP研究所. [Der Anitta-Text (24–28), Annalen Ḫattušilis (36–37), Politisches Testament Ḫattušilis (38–39), Telipinu-Erlass (33, 40–41, 42)]
Mitwirkung
Erstellung des Schriftenverzeichnisses von Christoph Koch für die Festschrift (s.o.)
Erstellung des Publikationsverzeichnisses von Archibald Henry Sayce für das von Silvia Alaura und Marco Bonechi geleitete GRISSO-Projekt Reassessing the Legacy of Victorian Orientalists (fortlaufend)
Kongress- und Workshopsvorträge
2.9.2014 On the Typology of Placing Paragraph Dividers in the Hittite Texts. In: IX. Uluslararası Hititoloji Kongresi / IXth International Congress of Hittitology (1.–5.9.2014, Hitit Üniversitesi, Çorum)
31.3.2016 Die sog. "Glossenkeile" als schriftliche Konvention. In: Zweites Indogermanistisches Forschungskolloquium (31.3.–1.4.2016, Universität Würzburg)
19.7.2018 Archibald H. Sayce: seine Leistungen innerhalb der Altorientalistik aus Sicht der damaligen und heutigen Indogermanistik. In: 64th Rencontre Assyriologique Internationale "Intellectual Heritage of the Ancient Near East" (16.–20.7.2018, Universität Innsbruck)
22.3.2019 Syntax meets the layout – some traces of language reflection in the Hittite texts In: 5th Indo-European Research Colloquium (21.–22.3.2019, Universiteit Leiden)
17.12.2021 Who were the Translators in the Hittite Empire? In: X. Uluslararası Hititoloji Kongresi / Xth International Congress of Hittitology (13.–17.12.2021, Hitit Üniversitesi, Çorum - online)
1.2.2023 Übersetzungstätigkeit im hethitischen Reich – Philologische und kulturgeschichtliche Betrachtung (Gastvortrag, Universität Mainz)
14.3.2023 Zur Sprache der sog. Gerichtsprotokolle. In: Specialists‘ Language: The Case of Hittite Festival Texts (13.–14.3.2023, Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz)
28.4.2023 A chronicle of suggested Indo-European heritages in Hittite texts (and why I do not believe some of them). In: 7th Indo-European Research Colloquium (26.–28.4.2023, Università Cattolica del Sacro Cuore, Milano)
18.7.2023 Inequality of language status? Again on the history of interpreters in the ancient Near East. In: 68th Rencontre Assyriologique Internationale "Inequality in the Ancient Near East" (17.-20.7.2023, Universiteit Leiden)
4.9.2023 The Überlieferung of Old Hittite Texts. In: XII. Uluslararası Hititoloji Kongresi / XIIth International Congress of Hittitology (4.–9.9.2023, İstanbul Üniversitesi)
30.11.2023 Philologische Annährung an die Geschichte der Dolmetscher im Alten Orient (Gastvortrag, Universität Leipzig)
14.3.2024 ヒッタイト帝国の多言語主義 ー 翻訳(学)からの考察 [Multilingualismus im hethitischen Reich ー Überlegungen aus der Übersetzung(swissenschaft)] (Gastvortrag, Universität Tsukuba)
29.4.2024 Indo-Arier im Vorderen Orient ー ein Update. (Sprachhistorisches Kolloquium, Humboldt Universität)
10.7.2024 Contribution to the Hittite text(ual) organization: double paragraph divider. In: 69th Rencontre Assyriologique Internationale "Politics, Peoples, and Polities in the Ancient Near East" (8.-12.7.2024, University of Helsinki)
Siehe auch: https://fu-berlin.academia.edu/TomokiKitazumi