Dominik Bonatz (April-Oktober 2022)
Gastwissenschaftler
Promoviert 1997 an der Freien Universität Berlin mit einer Untersuchung über „Das syro-hethitische Grabdenkmal. Untersuchungen zur Entstehung einer neuen Bildgattung in der Eisenzeit des nord-syrisch-südostanatolischen Raums“ (publiziert 2000).
Feldarchäologische Forschung (DFG-Projekte unter eigener Leitung):
2005-2010 in Tell Fecheriye (Syrien)
Seit 2018 in Tell Ushayer (Jordanien)
Seit 2004 Ausgrabungen und Dokumentationen zu den Megalithen auf Sumatra
Im Rahmen des seit langem verfolgten bildwissenschaftlichen Schwerpunktes befasst sich Dominik Bonatz mit bildlichen Objekten und Phänomenen aus der Zeit des 3.-1. Jahrtausend v. Chr., die sowohl im zeitgenössischen Kontext vor dem Hintergrund sozialer, politischer und religiöser Entwicklungen und in ihrer Ästhetik untersucht werden als auch der Rezeption „altorientalischer“ Kunst in der Gegenwart.
Forschungsschwerpunkt an der KFG 2615
Im Garten der Königin – Das Relief der Gartenszene aus Ninive neu betrachtet
Das Relief mit der sog. Gartenszene aus dem Palast des neuassyrischen Herrschers Assurbanipal (669-631/627 v.Chr.) in Ninive gehört zu den bekanntesten Bildwerken altorientalischer Kunst, dennoch ist es weit davon entfernt, in seiner komplexen Ikonographie verstanden zu sein. Bei näherer Betrachtung, die sich in diesem Projekt insbesondere eines semiotischen Ansatzes bedient, kommt es u.a. zu interessanten Rollenverschiebungen in der Position des Herrschers (Assurbanipal) und seiner Gemahlin (Liballi-Sharat) sowie anderem mehr, was Klischees der der despotischen Herrschaft in der Endphase des neuassyrischen Reiches in Frage stellt.
Das Projekt verfolgt eine holistische Herangehensweise an die Dechiffrierung der Gartenszene. Es beginnt mit einer photogrammetrischen Aufnahme des im British Museum aufbewahrten Originals, um den künstlerischen Werkprozess zu rekonstruieren und die vielfältigen Bildelemente im Detail zu studieren. Die Isolierung der einzelnen Bildelemente aus ihrem Bildzusammenhang ermöglicht es, das Repertoire der Motivik neuassyrischer Bildkunst zur Zeit Assurbanipals hinsichtlich seiner denotativen und konnotativen Funktionen zu beschreiben, wobei interikonische Bezüge zu anderen zeitgenössischen Bildthemen ein Hauptziel der Analyse sind. Die anschließende Analyse der syntaktischen Beziehung der Bildelemente innerhalb der Gartenszene verhilft zu einer grundlegenden Neubewertung seiner Semantik, die im Kontext des Herrschaftsapparats zur Zeit Assurbanipals vor allem auch neue Aussagen zum pragmatischen Selbstverständnis und zur Ideologie im Reich verspricht. Die im Projekt gezielt gesuchte Herausforderung ist es, all dies an einem einzelnen Bildwerk und seinem zeitgenössischen Kontext festmachen zu wollen.
Für nähere Informationen und ein vollständiges Literaturverzeichnis siehe:
https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/vaa/vaa/mitarbeiter/Professorinnen_und_Professoren/bonatz.html