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Antike im Film – Gender on Screen

Öffentliche Tagung und Buchprojekt 


Das Programm der Veranstaltung finden Sie hier. 
 Den Flyer der Veranstaltung finden Sie hier.

Links, die zu Zusammenfassungen der Tagung auf Deutsch und Englisch sowie einer Auswahlbibliographie führen, finden Sie weiter unten.


Ankündigung

Tagung (2009)

Datum: 10. Dezember 2009 - 12. Dezember 2009 
Veranstaltungsort: Freie Universität Berlin
Veranstalterin: Prof. Dr. Almut-Barbara Renger, Institut für Religionswissenschaft, Freie Universität Berlin

Die Tagung „Antike im Film – Gender on Screen“ widmet sich der Antikenrezeption in Filmen – vom Stummfilm und dem Übergang zum Tonfilm bis hinein in die Gegenwart. Es sollen filmische Adaptionen antiker Figuren und Stoffe in ihren Aussagen über die Gegenwart, über Kultur und Gesellschaft mit der zentralen Frage nach der Bedeutung der Kategorie Geschlecht untersucht werden. Neben der Rückkehr der Antike im Kinoformat lässt sich auch im Fernsehen ein verstärktes Interesse in Form von Miniserien sowie Fantasyserien verzeichnen.

Mit der Analysekategorie „gender“ als methodischer Grundlage soll davon ausgegangen werden, dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologisch determinierten, transhistorischen Konstanten sind. Körper und Sexualität, um deren Darstellung und Repräsentation in den Filmen es dem Projekt vornehmlich geht, werden als Teil von „gender“ im Sinne einer Konstruktion des Natürlichen als Text der Kultur verstanden.

Aktuelle filmtheoretische und gendertheoretische Ansätze thematisieren Performativitäten sowie Aushandlungen von Geschlecht, aber auch Herkunft und nationalen Identitäten mit Begriffen wie z.B. „Bricolage“, um deren polyvalente Aspekte in zeitgenössischen Filmen in den Blick zu bekommen. Im Mittelpunkt steht oft die Be- oder Entgrenzung von Körpern, z.B. in extremer Gewaltausübung.

Verfilmungen antiker Stoffe in Blockbustern der letzten Jahre werden seltener angesprochen. Umso wichtiger scheint es, den Stellenwert dieser Filme und deren gesellschaftspolitische Funktionen und Interpretationsansätze, die sich zu den bisher erfolgten Analysenmöglicherweise disparat verhalten, zu untersuchen.

Von Seiten der deutschsprachigen Altertumswissenschaften erfolgte bisher eine Bearbeitung dieses Themenkomplexes vor allem in Artikeln weniger Wissenschaftlerinnen – z.B. zur historischen Figur der Kleopatra als Filmheldin und Sinnbild orientalischer Kultur und zur mythischen Gestalt der Helena in der Filmgeschichte sowie zum Zusammenhang zwischen den Kategorien „gender“ einerseits und Herrschaft, Barbarentum und Sklaverei andererseits. Damit rücken auch geschlechtlich codierte Repräsentationen von staatlicher Souveränität, (post-) kolonialen Machtverhältnissen und kultureller Überlegenheit in den Blickpunkt.

Die Tagung möchte Vorträge zusammenbringen, die aufzeigen, inwiefern sich mit dem Wandel der Filmkontexte (und der gesellschaftlichen Strukturen) auch die Darstellungen – Konstruktionen, Destruktionen und Rekonstruktionen – von Geschlecht und Geschlechterrollen geändert haben.

Beiträge der folgenden Fächer sind besonders erwünscht:

  • Alte und Neue Geschichte und Philologien
  • der Literatur-, Kultur- und Religionswissenschaften
  • Theater-, Film- und Medienwissenschaften
  • Philosophie, Theologie und Politologie

Berücksichtigt werden sollten neben einer gendertheoretischen Orientierung:

  • medientheoretisch orientierte Filmanalysen 
  • Aspekte wie den Production Code, eine durch Druck gesellschaftlicher und religiöser Interessensverbände initiierte Selbstzensur der Filmstudios
  • Auswirkungen des „Kalten Krieges“ und seiner Beendigung auf die filmische Inanspruchnahme der Antike
  • Anschluss an neuere Debatten innerhalb der Gender Studies wie postkoloniale Theorien, Orientalismus- und Rassismus-Kritiken

Buchprojekt (2010-2012)

Für das Tagungsprofil repräsentative Ergebnisse sollen in einem international sichtbaren Sammelband publiziert werden.

Eine Auswahlbibliographie zur Veranstaltung finden Sie hier.


Evaluation

Resümee (2010)

An der internationalen Tagung nahmen 32 GastwissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland teil, ferner 7 weitere renommierte WissenschaftlerInnen zwecks Moderation. Die Begrüßung erfolgte durch die Frauenbeauftragte des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften. Die Teilnehmenden setzten sich zusammen aus hochkarätigen etablierten ForscherInnen sowie einigen vielversprechenden NachwuchsakademikerInnen. Prof. Jon Solomon, der die einschlägigen Fachwerke zum Thema Antikerezeption im Film verfasst hat, eröffnete die Veranstaltung mit einem beeindruckenden geschichtlichen Überblick zur Beziehung von Antikerezeption, Film und Herrschaftsansprüchen v.a. der USA. Weiterhin gliederte sich die Tagung über drei Tage in 7 Sektionen, die z.T. in Parallelveranstaltungen organisiert waren. Diese beleuchteten unterschiedliche Aspekte der Verknüpfungen von Herrschaftsformen, Gender und Antikerezeption im Film sowie unterschiedliche Filmgenres. Hierbei wurden sowohl Blockbuster aus den USA wie ‚Troy‘, innovative Formate wie die TV-Serie ‚ROME‘ sowie auch ältere Filme (‚Spartacus‘ von 1960) und Autorenfilme wie die Euripides-Adaption von Cacoyannis untersucht.

Im Mittelpunkt standen die Verhandlungen von Männlichkeit und Weiblichkeit als Träger von Machtansprüchen. Handlungsspielräume von Männern und Frauen werden oft durch eine genderspezifische Darstellung von Körperlichkeit visualisiert. In vielen Filmen untrennbar damit verbunden, so das Ergebnis zahlreicher Beiträge, sind die Inszenierungen von imperialistischer Herrschaft durch die ‚Andersartigkeit‘ von Körpern. Der Hintergrund antiker Themen dient dabei als Projektionsfläche für Verhandlungen von zeitgenössischen gesellschaftspolitischen Strukturen und ihren Kritiken.

Es eröffneten sich Perspektiven unterschiedlichster medialer bzw. ästhetischer Darstellungsweisen und intertextueller Bezüge. Die oft auch politisch bedeutsamen Bedingungen des Production Codes wurden von einigen Beiträgen erhellend herausgearbeitet. Der Bedeutung antiker Religiosität war eine eigene Sektion gewidmet, doch ebenso lieferten die Beiträge zu den Blockbustern den Nachweis, dass Machtansprüche über die Inszenierungen von ‚fremder‘ Religion und einem Dualismus zwischen Aberglaube und Aufklärung, Ritualisierung und Verstand ausgehandelt werden.

Die Ergebnisse der Beiträge sowie der intensiven Diskussionen verdeutlichten die Bedeutung des interdisziplinären Arbeitens für die Generierung innovativer Zugänge zum Tagungsthema. Die Bandbreite der bereits vorhandenen Forschung der Teilnehmenden zeigte zugleich das sich daraus ergebende Potential zur Entwicklung weiterer Untersuchungsfelder. Diese lassen sich einerseits geographisch wie auch inhaltlich beschreiben und ergaben sich aus der multidisziplinär wie auch methodisch und theoretisch komplex angelegten Fragestellung der Tagung. Dazu gehören Untersuchungen unbekannter Filmgeschichten Europas, früheste Zeugnisse aus der Entstehungszeit des Films und der Dialog mit regionalen filmischen Traditionen z.B. aus dem asiatischen Raum. Deutlich wurde in den Beiträgen, dass der genderwissenschaftliche Ansatz als unabdingbarer Bestandteil der Fragestellung angesehen werden kann, der in verschiedenen Disziplinen z.T. noch nicht ausreichend reflektiert wurde und im disziplinären Austausch neue Forschungsperspektiven eröffnete.

Ziel und Perspektive (2011-2012)

Bestandteil der Tagung waren sowohl ein interner Roundtable, an dem alle Teilnehmenden regen Anteil nahmen, als auch eine Abschlussdiskussion am Ende der Veranstaltung. Beide Gelegenheiten boten reichlich Platz für einen intensiven Austausch über die Inhalte der Tagung sowie Projektplanungen. Konkret in Planung befindet sich die Publikation der Tagungsergebnisse auf Englisch. Dazu wurden erste Beiträge und AutorInnen aus dem Tagungsrahmen benannt. Die Herausgeberschaft des Bandes wird die Tagungsleiterin zusammen mit Prof. Solomon durchführen.

Angestrebt wird darüber hinaus die Einrichtung einer international sichtbaren Buchreihe zur Rezeption und Wirkungsgeschichte der Antike. Dazu sind Treffen an verschiedenen Universitäten einiger Beitragender (vier Standorte: die Freien Universität Berlin, eine weitere Universität in Europa und zwei Universitäten in den USA) geplant. TeilnehmerInnen aus den USA perspektivierten die Möglichkeit ihrer Heimatuniversitäten als Kooperationspartner. Als nächster Arbeitsschritt wurde die Etablierung von Telefonkonferenzen zur Verständigung über Theorien und Methoden des interdisziplinär angelegten Ansatzes der Buchreihe besprochen. Als weiteres Ziel wurde die Entwicklung von Anträgen zur weiteren Finanzierung bspw. durch die DFG festgelegt. Alternativ sol, ein Verlag gefunden werden, der die Buchreihe aus eigenen Mitteln finanziert.

Sie finden hier eine Zusammenfassung der Tagung.

Click here for a conference summary.

Rückblick und Projektabschluss (2013)

Der geplante Band ist in englischer Sprache beim Brill Verlag unter dem Titel Ancient Worlds in Film and Television – Gender and Politics erschienen. Er bildet Band 1 der Reihe Metaforms. Studies in the Reception of Classical Antiquity, die gemeinsam mit Prof. Jon Solomon (Classics Department, University of Illinois at Urbana-Champaign) und Prof. John Hamilton (Department of Comparative Literature, Harvard University) herausgegeben wird und auf etwa 20 Bände in zehn Jahren angelegt ist.

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