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Landschaftsarchäologie in Thessalien (LAiT)

Projektleiterin (Principal Investigator): Dr. Agathe Reingruber

Kooperationspartner: Dr. Giorgos Toufexis, Leiter des Antikendienstes und Museums Larissa, Thessalien

Team LAiT: Prof. Dr. Grigorios Tsokas, Prof. Dr. Kostas Vouvalidis, Prof. Dr. Vasilios Melfos, Lea Hüntemann M.A., Ass. Prof. Petranka Nedelcheva-Megalla, Dr. Anna Stroulia, Dr. Maaike Groot

Projektbeginn: 1.3.2024, Laufzeit 36 Monate

Förderung durch die DFG, Projektnummer 532768457 https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/532768457

Projektbeschreibung

Die Tiefebene Thessaliens ist durch ihre prähistorischen Siedlungshügel (Magulen) international bekannt. Noch wenig erforscht sind hingegen die Flachsiedlungen, die es nachweislich im Neolithikum und Chalkolithikum sowohl abseits der Magulen als auch in ihrer Nähe gegeben hat (Reingruber 2021). Bislang ist die Lage dieser Siedlungen weder in Bezug auf die heutige, geschweige denn auf die noch zu rekonstruierende Landschaft des wasserreichen „Holozänen Optimums“ (7.–4. Jtsd. v.Chr.) systematisch untersucht worden. Speziell diesen beiden Wissenslücken widmet sich das Projekt „LAiT“: der Erfassung aller prähistorischer Siedlungen in einem gut definierten Landstrich sowie ihrer Lage in der Landschaft, insbesondere in Bezug auf ein stehendes oder fließendes (heute trocken gefallenes) Gewässer (Reingruber et al. 2024).

Zwischen den Ausläufern des Ossa-Massivs im Osten (Abb. 1) und dem Fluss Pinios westlich davon finden seit März 2024 unter der Ägide des Antikendienstes in Larissa und mit einer Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) systematische intensive und extensive Surveys statt. Diese werden von geophysikalischen Prospektionen mehrschichtiger oder auch flacher Siedlungen unter der Leitung von Prof. Dr. Grigorios Tsokas von der Universität Thessaloniki begleitet.

Ein Teil dieser neolithischen (6500/6300–4600/4500 v.Chr.) und chalkolithischen (4600/4500–3200 v.Chr.) Siedlungen konnten bereits relativ- und absolut-chronologisch gut eingeordnet werden (Reingruber u.a. 2017; Reingruber u.a. 2021; Reingruber und Toufexis in Vorb.). Dieser Ansatz wird durch die Aufarbeitung der spätneolithischen und frühchalkolithischen Oberflächenfunde durch Lea Hüntemann M.A. weitergeführt, so dass zum Ende des Projekts neue Siedlungsbilder gut datierter Fundorte zu erwarten sind, so z.B. von der Rachmani Magula (Abb. 2).

Der bereits mittels eines Geographischen Informationssystems (GIS) rekonstruierte neolithische Wasserreichtum im Becken von Sykourio (Reingruber und Toufexis 2021) wird auch für die Thessalische Tiefebene im Bereich des antiken Sees Nessonis vermutet: Dessen Seesedimente werden mithilfe von Bohrungen durch Prof. Dr. Konstantinos Vouvalidis (Universität Thessaloniki) untersucht. Von archäologischer Seite bleibt die Nähe der prähistorischen Siedlungen in diesem Bereich auf das im Laufe des 20. Jhs. trocken gefallene Gewässer zu ermitteln.

Eine Besonderheit bilden die Schälchensteine (bzw. Felsenmörser), die an den Berghängen auf unterschiedlichen Höhen vorkommen. Ihre Datierung erweist sich als schwierig, da sie ohne Begleitfunde auftreten. Zusammen mit dem Mineralogen Prof. Dr. Vasilios Melfos (Universität Thessaloniki) werden wir sie einer systematischen Untersuchung unterziehen.

Mithilfe eines GIS werden alle Informationen gebündelt und ausgewertet. Ziel ist es, die jeweiligen Fundplätze im Kontext ihrer (rekonstruierten) Landschaft zu interpretieren und somit neue Erkenntnisse zum Siedlungsgeschehen und zur Bevölkerungsdynamik in einem gut definierten Raum zu gewinnen. Ergänzt mit Ergebnissen früherer Forschung, wird es möglich sein, sowohl das Siedlungsverhalten in prähistorischer Zeit besser zu beschreiben, als auch die Art und Weise wie prähistorische Gemeinschaften auf die natürlichen Veränderungen der Umwelt reagiert und sich als Gesellschaft angepasst oder verändert haben, aufzuzeigen. Dies wird eine neue Sichtweise auf die prähistorische Besiedlung im nordöstlichen Thessalien ermöglichen.

Abb. 1. Thessalische Landschaft im Morgenlicht mit der Spitze des Ossa im Hintergrund (© Projekt LAiT).

Abb. 2. Vorbereitungen des intensiven Surveys auf dem Siedlungshügel Rachmani und die mit Fluchtstangen gekennzeichneten Surveyeinheiten (© Projekt LAiT).


Publikationen

Reingruber 2021

A. Reingruber, Sesshaft – und wie geht es weiter? Ortswechsel und Ortskonstanz im Becken von Sykourio, Thessalien. Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 42, 2021, 89–98.

Reingruber 2023

A. Reingruber, Spoons from Spondylus: A New Interpretation of Aegean Neolithic Artefacts based on finds from Elateia and Nessonis in Northeast Thessaly. In: V. Şahoğlu, I. Tuğcu, O. Kouka, Ü. Gündoğan, Ü. Çayır, R. Tuncel und A. Erkanal-Öktü (Hrsg.), HAYAT: Arkeolojiye adanmış bir yaşam – HAYAT: A Life Dedicated to Archaeology. Studies in Mediterranean Archaeology in Memory of Hayat Erkanal (Ankara 2023) 353–364.

Reingruber 2024

Agathe Reingruber, The Oϊkos, the Orygma and the Open Spaces: Aegean Neolithic Settlement Patterns in Perspective. In: T. Kienlin (Hg.), Household Practices and Houses – Current Approaches from Archeology and the Sciences. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 399 (Bonn 2024) 79–104.

Reingruber und Toufexis 2021

A. Reingruber und G. Toufexis, Frühe Bauern am Fuße des Olymp. Archäologie in Deutschland 1/2021, 42–43.

Reingruber und Toufexis in Vorb.

A. Reingruber und G. Toufexis (Hrsg.), Die Becken von Sykourio und Elateia in Nordost-Thessalien in prähistorischer Zeit: Ergebnisse der archäologischen, geomorphologischen und geophysikalischen Untersuchungen. In: Prähistorische Archäologie in Südosteuropa (in Vorbereitung).

Reingruber u. a. 2017

A. Reingruber, G. Toufexis, N. Kyparissi-Apostolika, M. Anetakis, Y. Maniatis, Y. Facorellis, Neolithic Thessaly: Radiocarbon dated periods and phases. Documenta Praehistorica 44, 2017, 34–53.

Reingruber u. a. 2021

A. Reingruber, G. Toufexis, Y. Maniatis, Elateia 1 in northeastern Thessaly 8000 years ago: Relative and absolute chronology of a flat extended settlement. Documenta Praehistorica 48, 2021, 184–201. DOI: https://doi.org/10.4312/dp.48.22

Reingruber et al. 2024

A. Reingruber, G. Toufexis, S. Valkaniotis, A. Manakos, The Basins of Sykourio and Elateia in Northeastern Thessaly: an attempt at reconstructing the (pre)historic landscape. In: Archaiologiko ErgoThessalias kai Sterea Elladas 6, Volos 2018 (Athen 2024) 59–70.

 

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