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Kai Schlender: „Haltet Ausschau nach anderen Bereichen außerhalb der Chinastudien, die ihr spannend findet und in denen sich Menschen auch für China interessieren!“

Kai Schlender ist Rechtsanwalt bei einer internationalen Anwaltskanzlei und Repräsentant des Shanghaier Büros der Kanzlei. Er berät chinesische und europäische Investoren in den Bereichen M&A, Corporate und Compliance. Er studierte parallel Rechtswissenschaften und Chinastudien an der Humboldt-Universität Berlin und der Freien Universität Berlin. Seit 2011 gibt er Kurse an der Humboldt-Universität Berlin zum chinesischen Recht.

Beim ersten Berlin SinoCareers Forenevent im Mai 2021 berichtete Kai Schlender Studierenden von seinem Werdegang und tauschte sich über Tipps und Strategien zu einem gelungenen Start ins Berufsleben aus.

Die Begeisterung für Ostasien aus Familienreisen bewegte ihn zu einem Sinologiestudium. „Zur Zeit meiner Studienwahl gab es zwar die Aussicht, dass China vielleicht mal eine starke Wirtschaftsmacht werden würde, jedoch befand sich diese Entwicklung erst am Anfang“, erzählte Kai Schlender. Was zunächst in Hamburg als Magister begann, wurde später zum Bachelorstudium an der Humboldt-Universität Berlin. Doch Sinologie allein war schnell zu wenig und er begann parallel ein Jurastudium. „Ich habe es nie als Doppelbelastung empfunden“, erinnert er sich, stattdessen war es grad die Abwechslung zwischen chinesischen Vokabeln und den Rechtsvorlesungen, welche den Reiz für ihn ausmachte. Er führte beide Studiengänge konsequent zu Ende, mit einem Master an der Freien Universität Berlin und dem zweiten Staatsexamen. Bis heute kehrt er an die Humboldt-Universität zurück um Kurse zum chinesischen Recht zu geben.

Während des Studiums verbrachte Kai Schlender mehrere Semester erst an der Tongji und später an der Fudan-Universität in Shanghai, welche ihn vor allem wegen ihres exzellenten Rufs in den chinesischen Rechtswissenschaften interessierte. Die spannende Zeit ließ ihn länger bleiben und aus dem ursprünglich geplanten Semester wurden schnell drei. Zu verschiedenen Zeitpunkten im Studium machte er zudem verschiedene Praktika bei einer internationalen Anwaltskanzlei, um sein juristisches Profil weiter zu vertiefen. Auch arbeitete er auf der EXPO um für ein weiteres Jahr nach Shanghai zurückkehren zu können.

Seit dem Abschluss seines Jurastudiums mit dem zweiten Staatsexamen arbeitet Kai Schlender als Rechtsanwalt in internationalen Kanzleien zwischen Deutschland und China. Nach vielen Jahren der Beratung von chinesischen Klienten in Deutschland, zog ihn seine Leidenschaft für China zurück nach Shanghai. Hier repräsentiert er nun das Shanghaier Büro einer internationalen Kanzlei und arbeitet mit deutschen Klienten aus der Wirtschaft, welche in China aktiv sind. Aus dem sinologischen Studium sind vor allem seine Sprachkenntnisse zentral für seine tägliche Arbeit geblieben. Auch in den sozialen Medien tritt er durch chinesische und englische Videos zu rechtlichen Themen in Kontakt mit einem breiten Publikum in Deutschland und China.

Hätte er im Studium etwas anders gemacht?

Während des Studiums hätte Kai Schlender vielleicht noch mehr in andere Bereiche reingeschnuppert. Durch Praktika hat man die Gelegenheit unverbindlich in unterschiedliche Berufszweige Einblick zu bekommen. Zwar geht es auch darum dem Lebenslauf einen roten Faden zu geben, jedoch gibt es grad zu Beginn bei Praktika kein richtig oder falsch. Es lohnt sich zu schauen, wer interessiert sich noch für China? Während des Studiums lohnt es sich auch interdisziplinär nach Inspirationen und Synergien mit dem eigenen Fach zu suchen. Hierbei muss es nicht immer direkt um ein Praktikum gehen, sondern auch darum, sich breiter zu orientieren und erste Kontakte zu knüpfen.

Wie kann man sein erstes Praktikum finden?

Insbesondere große Unternehmen haben zentrale HR-Systeme in denen Anfragen schnell versanden können. Daher kann es hilfreich sein, rät Kai Schlender, gezielt bestimmte Personen auf das eigene Anliegen, etwa ein Praktikum, anzusprechen. In vielen Unternehmen gibt es mindestens eine Person, die sich auch für China interessiert. Hieran kann man anknüpfen, um einen ersten Kontakt herzustellen. Branchenregister und Vereine eignen sich, um Hinweise zu Unternehmen und Ansprechpartnern mit Chinabezug zu finden, im Bereich Recht z.B. die Deutsch-Chinesische Juristenvereinigung. Jedoch macht kein Adressat ausschließlich „China“. Hier kommt es darauf an, zu verstehen was sie darauf aufbauend machen oder in welchem Bereich Chinas sie beruflich unterwegs. Idealerweise zeigt man in der Kontaktanbahnung oder bei der Bewerbung, dass man weiß, womit sich ein bestimmtes Unternehmen konkret beschäftigt. 

Wie präsentiert man Kompetenzen eines Chinastudiums im beruflichen Kontext?

Grad zu Beginn des eigenen Berufslebens, aber auch später, bietet das Internet mittlerweile vielfältige Möglichkeiten seine Kompetenzen zu präsentieren. Etwa LinkedIn ist eine Plattform, welche sowohl im deutschen als auch im chinesischen professionellen Umfeld genutzt wird. Es ist eine von vielen Möglichkeiten etwa Sprachkenntnisse durch gezielte Inhalte darzustellen und möglichen Arbeitgebern oder Klienten in Erinnerung zu bleiben. „Gleichzeitig ist es auch eine gute Übung um sich selbst präsentieren zu lernen“, ermutigt er im Gespräch mit den Studierenden, erstes Feedback einzuholen und Selbstbewusstsein in Bezug auf die eigenen Kompetenzen aufzubauen.

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